© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de   25/02 14. Juni 2002


Neulich im Internet
Achillesferse
Erol Stern

Seit den Anschlägen vom 11. September wurden allerlei Schreckensszenarien durchgespielt und simuliert. Wenig Beachtung fand hierzulande, trotz allerlei Meldungen über transglobale Hackerangriffe, eine mögliche Bedrohung des Internets. Dessen militärische Urform, das Arpanet, entstand aus dem Prinzip, daß durch ein "Netz" untereinander verbundene Computer störungssicherer sind als in einem "Ring", um so die Kommunikation einer Regierung nach einem Atomkrieg zu sichern. Dem selben Prinzip folgend, ist auch das Internet recht fehlertolerant aufgebaut, jedoch bei weitem nicht unverwundbar. So stellte man bereits vor zwei Jahren fest, daß schon der Ausfall von einem Prozent aller Server bzw. Knotenpunkte dazu führen würde, daß die in "Paketen" versandten Informationen doppelt so viele Rechner passieren müßten. Bereits ein Stillstand von vier Prozent seiner Infrastruktur würde es in mehrere kleinere Netzwerke aufspalten, die zumindest noch in sich funktionsfähig wären. Was sich zunächst nach langweiligen Feierabenden und Wochenenden anhört, würde sich bei genauerer Betrachtung als weitere Achillesferse unserer Wirtschaft, vielleicht sogar unserer modernen Kultur entpuppen. Auch wenn das Internet kein Tischlein-deck-dich der Weltwirtschaft geworden ist, so stellt es mittlerweile die Aorta des globalen Datenaufkommens dar. Deren Wegfall könnte unsere Mikro- und Makroökonomien empfindlich lähmen, denn die Schaltstellen des Webs sind weit weniger gesichert als unsere Flughäfen, Hochhäuser und Regierungsgebäude, stirnrunzelt Euer EROL STERN


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