© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/02 28. Juni 2002

 
Die Familie ist das Problem
von Alexander Barti

Sie kommt einem schon zu den Ohren heraus: die Debatte um den Absturz der deutschen Bildung. Pisa hier, Pisa da, Pisa überall - Pisa nervt. Die Union freut sich mit ihrem Kanzlerkandidaten Stoiber über gute Ergebnisse aus Bayern, die SPD-geführten Länder warnen vor schnellen Urteilen. Aber das Bild bleibt verwirrend.

Nach einer aktuellen Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) sind deutsche Universitäten nach den USA und Großbritannien an die dritte Stelle in der Gunst ausländischer Studenten gerückt - vor allem in den Fächern Informatik und Elektrotechnik. Verstärkt flüchten Schüler auf private Schulen - auch ohne Pisa-Schock, wie der Bundesverband der Privatschulen zu berichten weiß. Und in Schulen mit wenig "Schülern mit Migrationshintergrund" können Experten erzählen, daß Lese- und Schreibschwächen dramatisch zunehmen. Kein Wunder also, wenn jeder das Thema nach seinem Geschmack ausschlachtet. Die meisten der "Experten", auch das kann man feststellen, haben die rund 500seitige Pisa-Studie nie gelesen. Dementsprechend peinlich sind oft die Verbesserungsvorschläge.

Gänzlich ausgeblendet wird in der Pisa-Debatte, daß Bildung schon lange vor der ersten Schulklasse beginnt. Da liegt das Problem: In den Familien, die zu recht als Keimzellen der Gesellschaft bezeichnet werden, herrschen offenbar schon seit Jahrzehnten Zustände, die kein Sozialmechaniker kennt oder zu benennen wagt. Und genau deswegen wird sich nichts ändern.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen