© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    27/02 28. Juni 2002

 
Leserbriefe

Zu: "Die Union in der Antifa-Falle" von Dieter Stein, JF 26/02

Angst vor Wählerstimmen

Sie schreiben, die Union sei nicht fähig, der Desinformationskampagne etwas entgegenzusetzen. Ich behaupte, daß sie nicht willens dazu ist. Die Reaktion von Herrn Rüttgers scheint meine Annahme zu bestätigen. Obwohl ihm der genaue Wortlaut der Anprangerung der JF im NRW-Verfassungsschutzbericht bekannt ist ("tatsächliche Anhaltspunkte für den Verdacht auf rechtsextremistische Bestrebungen"), spricht er wider besseres Wissen von einer "rechtsextremen Publikation". Soweit geht selbst der besagte Bericht nicht.

Die Union bekämpft alles, was rechts ist, weil sie Angst davor hat, konservative Wählerstimmen zu verlieren. Gäbe es endlich eine wahre konservative Alternative, zerbräche die Union.

Olaf Haselhorst, Henstedt-Ulzburg

 

Peinliche Aspekte

In der Politik gilt immer noch die alte Weisheit, daß bereits verloren hat, wer nur die Fragestellung des Gegners übernimmt. In dieser Hinsicht hat das bürgerliche Lager im "Fall Karsli" geradezu beispielhaft versagt.

Von einer "empörten" Linken wie auch von einem in seiner arroganten, überheblichen Eitelkeit verletzten Herrn Friedmann lassen wir uns seit Wochen eine Diskussion um einen Antisemitismus der deutschen Gesellschaft und natürlich vor allem des bürgerlichen Lagers aufschwatzen, aber ist das das eigentliche Problem?

Herrn Möllemann ging es nicht um den "braunen rechten Rand". Die Aufnahme des Syrers Karsli (der jahrelang für die Grünen im Landtag NRW saß und dessen Ansichten damals niemanden störten) und die Kritik an Israel zielten vor allem auf das große Wählerpotential der Muslime in Deutschland. Dieser Umstand beleuchtet einen für die Linken überaus peinlichen Aspekt ihrer Lieblingsideologie Multikulti, den sie jahrzehntelang bewußt ausgeblendet haben: daß man nämlich nicht Millionen von Ausländern ins Land lassen kann, ohne sich zwangsläufig auch deren Probleme aufzuladen. Wenn die Ausländer einmal, mit dem von den Linken geplanten Wahlrecht versehen, auch aktiv in den Wahlkampf einsteigen werden und dabei natürlich in erster Linie ihre Klientel umwerben, werden solche israelkritischen, zum Teil sicher auch antisemitischen Töne ohne Zweifel noch weiter zunehmen. Da die Ausländer sich logischerweise nicht mit der deutschen Vergangenheit identifizieren, sondern im Zweifelsfall immer eine sorgfältige Unterscheidung zwischen Herkunft und Staatsbürgerschaft machen werden, wird der Vorwurf "Nazi" von ihnen abprallen und die geliebte "Faschismuskeule" vollkommen wirkungslos bleiben. 

Axel Kracke, Hamburg

 

 

Zu: "Der Wille zur Macht schweißt zusammen" von Paul Rosen, JF 26/02

Absehbare Wortbrüche

Die gegenwärtige Union, die immer wieder in "political correctness" vor den hinterhältigen Schachzügen der kommunistisch gesteuerten Antifa einknickt, ist in diesem Zustand auch keinen Pfifferling wert, wäre aber das kleinere Übel für Deutschland.

Es wird aber der Union nichts nützen, wenn sie die Wahl am 22. September nicht mit absoluter Mehrheit gewinnt: So sicher wie das Amen in der Kirche werden dann Müntefering und Genossen unter großem Wortgetöse den nächsten Wortbruch begehen, sie werden dem Volk erzählen, daß und warum es nun unbedingt nötig sei, eine Koalition mit der SED einzugehen, die sie jetzt noch vollmundig und im Brustton der Überzeugung weit von sich weisen! Das Angebot der SED liegt schon auf dem Tisch und auf einen Wortbruch mehr kommt es den Genossen nun auch nicht mehr an nach dem Motto "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich's völlig ungeniert"! Sie werden es damit begründen, daß man nur so das deutsche Volk vor dem Faschismus bewahren könne. Und die Union wird fassungs- und hilflos herumstammeln.

Hartmut Körner, per E-Post

 

 

Zu: "Gesucht und gefunden" von Michael Mayer, JF 26/02

Opfer einer Kampagne

Es ist eine Schande, wie die Medienlandschaft über meinen aufrechten Parteifreund Stefan Havlik hergefallen ist. Eine völlig übertriebene Berichterstattung und eine typische Vermischung von Tatsachen, losen Behauptungen und wilden Verdächtigungen passen in das derzeitige Bild, welches die linke Medienmafia, der politische Gegner und leider manche in der FDP von der liberalen Partei Deutschlands aufzeigen wollen.

Havlik ist Opfer einer Medienkampagne geworden. Die eigene Partei hätte sich voll hinter Havlik stellen müssen. Ich weiß, daß sich einige Parteifreunde aus dem ganzen Bundesgebiet für Stefan Havlik eingesetzt haben. Leider letztlich ohne Erfolg. Havlik hätte weiter machen sollen. Die FDP braucht solche Leute auf dem Weg zur "18".

Die bürgerlichen und nationalliberalen Kräfte in der FDP sind ein wesentlicher Bestandteil des zukünftigen Erfolgs. Die Parteispitze ist sich der Wichtigkeit unserer Positionen und der entsprechenden Funktion bewußt.

Die FDP Ulm hat unter Havlik große Erfolge gefeiert und sich über einen Neumitglieder-Boom freuen können. Havlik spricht stets von seinen zuverlässigen Stellvertretern und den wackeren Ulmer Jungliberalen. Dieses Team sollte weiter für den Erfolg der FDP kämpfen. Landesvorstandsmitglied Havlik wird auch mittelfristig wieder Stimmen für unsere FDP gewinnen. Wir klagen nicht, wir kämpfen. Auf dem Weg zur "18".

Daniel Hallerbach, Vorsitzender Junge Liberale Niederkassel, per E-Post

 

 

Zu: "Dort steht der Feind" von Matthias Bäkermann, JF 25/02

Zitation notwendig

Wenn sie die Kritik an den Worten eines Ihrer Autoren - ein gewisser Hans Helmuth Knütter - als tendenziös brandmarken, dann müssen Sie das betreffende Zitat schon vollständig bringen. Nach dem mir vorliegenden Sendungsprotokoll wurde in der "Panorama"-Sendung am 6. Juni 2002 ein Tonband mit folgenden Worten Knütters vorgespielt: "Diese jüngeren Leute werden sich, wie Jüngere das tun können, mit persönlichem, mit körperlichem Einsatz für die Durchsetzung der politischen Ziele einsetzen, und das ist gut, das ist hervorragend. Die Älteren können aber auch etwas tun. Man wird auch den hier Anwesenden aufgrund des Alters wohl kaum zumuten können, sich an Saalschlachten und Straßenkämpfen zu beteiligen. Aber was sie tun können, ist natürlich: Geld sammeln, Aktionen ermöglichen."

Kommentar: Saalschlachten und Straßenkämpfe? Der Aufruf zur gewaltsamen Durchsetzung von politischen Zielen? Dazu wollen wir den CDU-Professor befragen. Den Kontext des Gewaltaufrufes hat also nicht "Panorama", sondern Herr Knütter selbst hergestellt, insoweit ist diese Äußerung völlig unmißverständlich. Das wird auch nicht dadurch besser, daß sich Herr Knütter damit zu zahlreichen, teilweise prominenten Angehörigen dreier weiterer im Bundestag vertretener Parteien gesellt, für die Gewalt ein legitimes Mittel zur Durchsetzung politischer Ziele war oder ist.

Daß in der Vergangenheit immer wieder Beiträge Knütters in der jungen freiheit erschienen sind, erfüllt mich nun im Nachhinein mit Unbehagen; ich wage gar nicht darüber nachzudenken, wer eigentlich mit den "jungen Leuten" gemeint war. Völlig unverständlich ist mir aber, wieso Sie ihn nach diesen deutlichen Worten unter Verkürzung des Zitates um die entscheidende Passage und damit Verfälschung des wahren Sachverhaltes als Opfer einer Kampagne darstellen.

Florian Wolfrum, Göttingen

 

 

Zu: "Wieder im Blickpunkt" von Michael Schubert, JF 25/02

Falsche Bilder

In der Ausgabe verwenden Sie im Beitrag über Königsberg bzw. die Exklave Kaliningradskij Oblast, früher Ostpreußen, drei Bilder. Es kann nicht Ihr Ernst sein, diese Bilder als aktuell darzustellen. Unter dem oberen steht aber: "Königsberg heute." Das ist völlig unverständlich und minderwertiger Journalismus. Minderwertig deswegen, weil die Bilder selbst für nicht dort Gewesene offensichtlich veraltet sind bzw. diesen Verdacht erwecken, und diese Veraltetheit dann nicht mal deklariert wird. Wäre es den Bildern nicht anzusehen, hätte man durchaus von tendenziellem Journalismus sprechen können, aber so ist das einfach nur schlecht.

Auch würde mich interessieren, welche Quellen Herr Schubert heranzieht.

Hans Maier, per E-Post

 

 

Zu: "Klotz am Bein" von Ellen Kositza, JF 23/02

Als Frau schnell vergessen

Ja, alles in Deutschland wartet auf sie, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehende Vorzeigefrau, Karriere, Ehe und sogar Kinder unter einen Hut bringend, somit jedermann bzw. jeder Frau demonstrierend: "Seht mich an, es klappt prima, alles ist gut durchorganisiert. Es geht uns wunderbar und die ganze Familie ist glücklich. Also, Frau, mach es genauso wie ich." Aber wie heißt es in Grimms Märchen so schön am Schluß? "Und wenn sie nicht gestorben sind...". Die Realität holt uns hier schnell wieder ein. Wie sehen die Frauen oft aus, denen dieses Leben als Idealziel für jede Frau vorgegaukelt wird? Wenn Familie, dann höchstens ein Kind, für das alle materiellen Wünsche erfüllt werden. Das Muttersein unterbleibt jedoch, wegen der Angst des Verpassens der nächsten Sprosse der Karriereleiter. Aber auch hier ist Vater "Staat" sehr hilfreich mit dem Angebot von Kinderhort, Ganztageskindergarten und Ganztagesschulen. Der Sozialismus läßt grüßen. Das so aufbewahrte Kind fühlt sich oft ungeliebt und leidet auch als Erwachsener vielfach noch unter diesen Liebesdefiziten. Warum tun wir uns das schon so lange an, dieses ständige Suchen nach Muttervorbildern im öffentlichen Leben? Warum denken wir nicht an die Vorbilder unserer eigenen Mütter? Wie wir die Gesellschaft nur von der Basis her verändern können, gilt das natürlich besonders für die kleinste Zelle der Gesellschaft, die Familie. Was der größte Teil unserer Mütter an Zeit und Liebe für uns investierte, um uns auf dem Weg zum verantwortungsbewußten Menschen zu begleiten, formte unser Leben. Emanzipieren wir uns also nicht, indem wir Männerberufe ergreifen, sonder indem wir es uns gönnen, Mütter zu sein. Nicht weil Kinder uns viel abverlangen, sondern weil Kinder uns viel Freude schenken. Ich durfte dies persönlich mit vier Kindern erfahren. Im Rampenlicht und am Arbeitplatz ist "frau" ersetzbar und schnell vergessen, als Mutter nie. 

Ingried Thiele, Diespeck

 

 

Zur Serie "Nation, Union, Imperium" von Prof. Dr. Günter Zehm, JF 24 - 26/02

Unerwünschte Neuerung

Im Gegensatz zu Herrn Zehm haben die Linken, auch die Linksextremen recht: Man kann sich sehr wohl von seiner Nation in einer Weise lossagen, daß man ihr tatsächlich nicht mehr angehört. Dies geht schon aus der Tatsache hervor, daß die Zugehörigkeit zu einer Nation von verschiedenen höherrangigen geistigen Ebenen bzw. Sphären abhängt, die sehr wohl durch personale Entscheidung in einer Weise transzendiert werden können, daß aus der einstigen Zugehörigkeit zu einer Nation fanatischer Nationalhaß entsteht - oder auch völlige Gleichgültigkeit. Dieses Phänomen hat sich historisch schon vielfach in einer Weise ausgeprägt, daß der Tod der Nation als geistiger Selbstmord verstanden werden kann.

Auch das deutsche Volk ist als typisches Reichsvolk ein nach landläufigen Kategorien ethnisches Mischvolk, den Kernstämmen der Sachsen, Franken und Bayern, die ihre Reichsmission nur im gemeinsamen katholischen Glauben erkennen konnten, schlossen sich die nach Mitteleuropa aufgerückten, meist slawischen Stämme wie Obodriten (Mecklenburger), Pomoranen (Pommern) und Tschechen in Erkenntnis der gemeinsamen "europäischen" Reichsmission an. Es ist bezeichnend, daß dieser Prozeß durch die Reformation und nach der Einschmelzung der schlesischen Stämme ins Reich sein Ende fand.

Eine deutsche, "nationale" Erneuerung kann nur geschehen in einer erneuerten Einsicht in den kirchlichen - und in einem höheren Sinne - katholischem Charakter der Deutschen als Volk. Und zwar nicht als ethnisches Volk (geeint in seinen Stämmen), sondern als spirituelles Volk (geeint im Glauben der Kirche).

Diese Schlußfolgerung ist zwingend, mag sie den Deutschnationalen nun gefallen oder nicht. Die Erneuerung eines Volkes ist weder möglich noch überhaupt wünschenswert, wenn diese Volk nicht bereit ist, die versickernden Quellen seiner eigenen Existenz freizulegen. Es wäre nicht das erste Mal in der Weltgeschichte, daß eine Nation vom Range der Deutschen von der Bühne der Geschichte abtritt - der Sinn der Weltgeschichte wird von einem derartigem Geschehen nicht beeinträchtigt. 

Martin Möller, Berlin

 

Offene Fragen

Soweit meine historischen Kenntnisse und mein Urteilsvermögen ausreichen, kann ich Zehm zustimmen. Besonders wichtig erscheint mir, daß er auf die Zuwanderung als Hauptproblem unserer Zeit nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa eingeht.

Und vielleicht liegt er auch richtig, wenn er zur - noch möglichen - Lösung des Problems auf eine "europäische Union" setzt. Da es eine Folge IV der Beitragsserie nicht gibt, bleibt jedoch offen, ob die derzeitige "Konstruktion" der EU überhaupt dieses Ziel verfolgt. Eine Frage bleibt für mich ungeklärt: Wer sind eigentlich die Konstrukteure? Ihr Wirken im Hintergrund läßt mich eher argwöhnen!

Kürzlich habe ich ein Bürgerforum "Mitreden über Europa" besucht und mußte feststellen, daß über Zuwanderung kein Wort gefallen ist, auch keine Frage dazu gestellt wurde. Die "Podiumsredner" konnten noch nicht einmal glaubhaft irgendwelche Vorteile einer EU herausstellen und der Verdacht lag nahe, daß sie nur für sich sprachen - für ihren Vorteil! Keine Antwort war dort zu erhalten, wer eigentlich die Führungsrolle innehat (ohne Führung zerfließt aber alles!) und wer bei kontroversen Themen eine Entscheidung trifft (nur Vertagen oder faule Kompromisse halfen nicht weiter).

Ich frage mich weiter: Geben sich unsere europäischen Partner mit der Zahlmeisterrolle Deutschlands zufrieden? Bleiben die wahren "Lenker" gar absichtlich im Hintergrund?

Ein wichtiges - ungelöstes und unbeantwortetes Problem - ist überhaupt die Rolle Deutschlands. Wenn sich schon kein deutscher Politiker findet, der einen Friedensvertrag für und mit Deutschland fordert, so bleibt zu fragen, was unsere Nachbarn darüber denken, ob sie mit einem Land vertrauensvoll zusammenarbeiten wollen, mit dem sie sich quasi immer noch im Kriegszustand befinden. Gibt es denn da kein "schlechtes Gewissen" mehr? Der Verweis auf den "2+4-Vertrag" als "Friedensvertrag-Ersatz" ist doch ein fragwürdiges Ausweichmanöver.

Ohne ein ehrliches Bekenntnis kann es meiner Meinung nach auch keine vertrauensvolle Zusammenarbeit geben. Bisher habe ich den Eindruck, daß das einzige Ziel einer EU darin besteht, die Nationalstaaten - und dabei insbesondere Deutschland - aufzulösen und nicht, wie sicher notwendig, eine Gefahrenabwehr gemeinsam zu organisieren.

Ich würde mich freuen, wenn Sie dieses Thema - eine Schicksalsfrage für Deutschland und Europa - fortsetzen würden.

Hartmut Jakob, per E-Post

 

 

Zur Affäre Karsli/Möllemann/Friedman

Kein Mehrheitsvotum

Über die Darstellung Karslis in der Öffentlichkeit kann gestritten werden - jedoch mit dem Anspruch demokratischer Kultur.

Es könnte auf einen wirken, als ob Herr Spiegel der Vollstrecker des Rechts und der Wahrheit sei. Wir sollten uns das nicht gefallen lassen, da Herr Spiegel kein Mehrheitsvotum vertritt. Wir sollten verhindern, ohne Not als Demokraten zweiter Klasse geführt zu werden, deshalb müssen unsere Bürger und die Medien lernen, mehr auf ihren gesunden Menschenverstand und den Willen demokratischer Mehrheiten zu vertrauen, als auf ein Überwort eines der selbsternannten Volkserzieher, wie das des Herrn Spiegel oder eines Friedman.

Wolfgang Pfeiffer, Stuttgart

 

Berechtigte Verteidigung

Herr Möllemann hat sich berechtigt gegen die unverschämten Angriffe des Herrn Friedman zur Wehr gesetzt. Ob die Wortwahl nun richtig war, ist in diesem Fall ohne Bedeutung. Meine Hochachtung gebührt Herrn Möllemann, der den Mut hat, die verkrusteten Strukturen der FDP aufzubrechen. Er ist wenigstens ehrlich und kein Duckmäuser.

Dietrich Schulze, Premnitz


 
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