© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    28/02 05. Juli 2002

 
Meldungen

KR: Endzeiterwartungen und Neustartvisionen

FRANKFURT/M. Die meisten Untersuchungen junger deutscher Historiker, die sich mit dem Phänomen der "Konservativen Revolution" befassen, enden mit moralischen Verurteilungen. Trotzdem scheint die Faszinationskraft des Themas ungebrochen, wie Gangolf Hübingers kritische Revision zahlreicher KR-Studien aus jüngster Zeit belegt (Neue Politische Literatur, Heft 3/01). Hübinger, der sich zeitgeistkonform einige infantile Ausfälle gegen "neue Nationalisten" leistet, scheint die divergierenden Forschungsansätze daran messen zu wollen, inwieweit die KR als "politische Neustartvision" begriffen worden sei, die um 1900 an die Stelle "religiöser Endzeiterwartungen" trat. Da der Ideenhistoriker nicht plausibel macht, welchen Erkenntnisgewinn er sich von der "Übertragung der Zeitwendensemantik" auf die KR erwartet, mündet seine informative Sammelrezension schnell wieder in einer Addition der Forschungstrends und deckt eher politische Präferenzen Hübingers auf.

 

Dominante Lobby für Israel in den USA

BONN. Statt "jüdische Lobby" muß man nur "Israels Lobby" schreiben - und schon ist einem die Gleichgültigkeit der deutschen Öffentlichkeit sicher. Diese Erfahrung macht soeben der US-Publizist Michael Lind, der sich im Juni-Heft der linksliberalen Blätter für deutsche und internationale Politik ebenso unbeachtet wie soziologisch fundiert mit den prozionistischen pressure groups in den USA beschäftigt, sekundiert von einer scharfen Bush-Kritik seines Kollegen William Pfaff, die in Sachen "Antiamerikanismus" kaum deutsche Konkurrenz fürchten muß. Während Pfaff Washingtons Globalismus als Nachfolger der "säkularen Utopie" marxistischer Provenienz ausmacht, der mit "systematischem Materialismus" und "hedonistischem Nihilismus" weltweit bisher unbekannte Verheerungen anrichte, analysiert Lind die Organisationsformen, die ökonomische und mediale Macht prozionistischer Verbände im politischen System der USA. Das Spezifikum der "Israel-Lobby", welches sie von allen anderen Formen "ethnisch motivierten Lobbyismus" unterscheide, identifiziert Lind im "Spender-Apparat", mit dem die exorbitant reiche jüdische Gemeinschaft das US-Parteiensystem korrumpiere. Gestützt werde diese Alimentierung zionistischer Einflußnahme von singulärer Medienmacht. Kolumnisten wie William Safire und Charles Krauthammer propagierten Ziele der israelischen Rechten und würden selbst noch die "mildeste Israel-Kritik" unterdrücken.

 

Erste Sätze

Ursprung bedeutet jenes, von woher und wodurch eine Sache ist, was sie ist und wie sie ist.

Martin Heidegger, Holzwege, Frankfurt/M. 1950


 
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