© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    29/02 12. Juli 2002


Zitate

"Seit dem Zweiten Weltkrieg hat Deutschland geduldig daran gearbeitet, von seinen Nachbarn akzeptiert zu werden, und es wollte mehr - in ihnen aufgehen. Es ist, als würden die Deutschen sich selber nicht trauen, wenn man sie allein werken ließe ... Die Manie, genau das Gegenteil von Hitlers Reich zu werden, hat etwas entschlossen Deutsches: nachdenklich, friedlich, kooperativ und fair zu sein wie irgendein normales Land. Dieser Eifer durchdringt jeden Winkel der deutschen Nachkriegskultur. Es ist, als ob man nach 1945 stillschweigend beschlossen habe, ein Beruhigungsmittel ins Trinkwasser zu kippen. Politische Korrektheit steht an erster Stelle. Es gibt auch politische Streitsucht, aber die ruft Stirnrunzeln hervor. Konsens ist der Heilige Gral... Diese ungestüme deutsche Gedankentiefe hat eine Gesellschaft hervorgebracht, ... wo sich niemand in seiner Haut wohl fühlt und sich niemand mehr traut, für seine Interessen einzustehen. Die öffentliche Debatte erstirbt."

Joe Klein, US-Autor des Clinton-Romans "Mit aller Macht", im Wiener Magazin "Profil" 27/02

 

 

"[Bei der Ausweisung von islamistischen Kalifatsstaatanhängern] zeigt sich nun, daß das Ausländerrecht zwar reihenweise Kriterien dafür kennt, wer die deutsche Staatsbürgerschaft bekommt, aber kein einziges, warum ein ehemaliger Ausländer sie wieder verlieren sollte."

Jürgen Dahlkamp und Georg Mascolo, im "Spiegel" 27/02

 

 

"Gilt das Recht, sich 'friedlich und ohne Waffen' zu versammeln, wirklich uneingeschränkt auch für Rechtsradikale und Neonazis? Ja, und zwar genauso uneingeschränkt wie für Stalinisten, Kriegstreiber, Vegetarier oder Anarchisten. Nun wird zwar verschiedentlich behauptet, Rechtsradikale unterfielen einem Sonderrecht. Das trifft aber nicht zu ... Die Freiheit, aus beliebigem Anlaß zu beliebiger Zeit an beliebigem Ort öffentlich in Erscheinung zu treten, ist ein Abwehrrecht gegen Staatseingriffe, 'das auch und vor allem andersdenkenden Minderheiten zugute kommt', sagt das Verfassungsgericht. Auch wenn es schwerfällt: Rechtsradikale sind so eine 'andersdenkende Minderheit', ja sie sind Ausgestoßene. Was schon daran zu erkennen ist, daß sie nicht einmal zu Talkshows eingeladen werden... Ein Grundrecht, das niemanden provoziert, Freiheit, die nirgendwo ein öffentliches Ärgernis erregt, ist nicht der Rede wert. Gerade dies, die Provokation durch kollektive physische Präsenz, durch spektakuläre Meinungskundgaben, steht unter dem Schutz der Verfassung."

Horst Meier, Jurist, in der Zeitschrift "Merkur", Heft 7, Juli 2002

 

 

"Kompliment an die Strategen der SPD: Keiner redet mehr von Pisa, alle reden von der Hartz-Kommission. Das Kaninchen der letzten Minute funktioniert so fabelhaft, daß die Medien es täglich streicheln und die Opposition sich streitet, ob Zauberer Schröder das Tierchen großziehen oder nach der Wahl lieber wieder im Zylinder verschwinden lassen will."

Helmut Markwort, Chefredakteur, im "Focus" vom 8. Juli


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