© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    31-32/02 26. Juli / 02. August 2002

 
Meldungen

Zuwanderung: Wie man das deutsche Volk bildet

BERLIN. "Volksbildung" einmal anders, wörtlich: Nicht die Sorge um den nationalen Intelligenzquotienten treibt den Bochumer Staatsrechtler Rolf Grawert um, sondern die Zusammensetzung der "Kollektiveinheit deutsches Volk" angesichts ins Haus stehender Einwanderungsströme (Der Staat, 2/02). Vom völkerrechtlichen Standpunkt sei gegen das sozialökonomisch motivierte Berliner Konzept zwar nichts einzuwenden. Werbung um Einwanderer sei schließlich nicht verboten, das Abschöpfen menschlicher Ressourcen noch nicht als Kriegserklärung zu werten. Problematisch hingegen könne es für das Einwanderungsland selbst werden: Die "offene" Staatsbürgergemeinschaft aus Zuwanderern kollidiert mit dem grundgesetzlichen Ideal einer "Wertegemeinschaft", die von "existentieller Gemeinsamkeit", von "geistiger, sozialer und politischer Homogenität" geprägt sei. Das immigrationistische "Volksbildungsprogramm" hat diese Homogenität offenbar zur Disposition gestellt.

 

Hoffnung für Fischotter in Schleswig-Holstein

HUSUM. Obwohl es an aufwendig-bunten naturkundlichen Zeitschriften nicht mangelt, findet sich einer der besten Beiträge, die in den letzten Monaten zur heimischen Fauna erschienen sind, im traditionellen Schwarz-Weiß-Ambiente der seit über 100 Jahren bestehenden Zeitschrift für Natur- und Landeskunde von Schleswig-Holstein und Hamburg (Die Heimat, Heft 5-6/02). Darin berichtet der Zoologe Peter Borkenhagen über die in Nordelbien arg bedrohten Lebensräume des Fischotters. Gemessen am Bestand der dreißiger Jahre hat der durch Jagd, Straßenverkehr und Landschaftsverbrauch verursachte Niedergang ihn an den Rand der Ausrottung geführt. Uneingeschränkt willkommene Zuwanderung aus Dänemark und Mecklenburg läßt jedoch Hoffnung keimen, daß die Population sich ähnlich erfreulich erholen könnte wie der Seeadler, über den im selben Heft zu lesen ist, daß sich die Zahl der Brutpaare seit 1980 versechsfacht hat.

 

Plädoyers gegen die deutsche Technik-Angst

BERN. Der "bildungsbürgerlichen Technikverachtung" setzt die jüngste Ausgabe der Schweizer Monatshefte (6/02) eine Philippika "Wider die Technikphobie" entgegen. Die heutige Zivilgesellschaft beruhe in viel stärkerem Ausmaß auf der Nutzung technischer Errungenschaften, als es viele der sich als Untergangspropheten profilierenden Kulturwissenschaftler zugeben wollen. Leben, so Robert Nef in seinem Editorial, müsse vermehrt als Experiment der Natur mit dem Menschen und umgekehrt verstanden werden, bei dem die Technik die "gelingende Interaktion" erleichtere. Dieser Vorgabe folgt der Kommunikationswissenschaftler Peter Glotz in Einlassungen zum Abbau von "Technik-Angst", während Jochen A. Bär kurz beleuchtet, wie die angeblich unheilvolle Tradition der Technik- und Ökonomiekritik ihren Ausgang in der deutschen Romantik nahm.

 

Erste Sätze

Man ist heute zweifellos bereitwilliger auf die christliche Verkündigung zu hören als noch vor zwanzig oder dreißig Jahren.

Friedrich Gogarten: Politische Ethik, Jena 1932


 
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