© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/02 09. August 2002

 
Zeitschriftenkritik: Museion 2000
Unzeitgemäße Betrachtungen
Werner Olles

"Kulturmagazin für ganzheitliche Sicht" nennt sich die im 12. Jahrgang zweimonatlich erscheinende Zeitschrift Museion 2000. Der Untertitel "Glaube, Wissen, Kunst in Geschichte und Gegenwart" gibt dem potentiellen Leser dann auch zu verstehen, daß hier für metaphysische Kunst und Kultur durchaus eine Lanze gebrochen wird. Dabei sind es zum Teil recht unzeitgemäße Betrachtungen, die über Philosophie, Naturwissenschaften, Psychologie und Religionen angestellt werden.

So stellt Museion 2000 beispielsweise die Frage, warum Religionen so leicht zu einer Brutstätte von "Intoleranz und Fanatismus" werden und wann hingegen zu einer Quelle von "Humanität, Solidarität und hohen ethischen Werten". Dabei verschwimmt bei einer solch suggestiven Fragestellung den Autoren die Bedeutung mancher Termini, wenn sie "Toleranz" sinngemäß etwa mit Beliebigkeit oder ausufernder Nachsicht gleichsetzen. Und die Auseinandersetzung mit den inneren Bereichen des Mysteriums der innerseelischen Wahrheit hat längst noch nichts mit Religion, jedenfalls nichts mit dem christlichen Glauben an Gott zu tun. In einer Gesellschaft, die sich keinen Deut um den wahren Sinn des Lebens schert, die das Leben zum Selbstzweck erhoben hat und ihm außer Arbeit, Konsum, Vergnügen, Essen und sozialem Miteinander keinen höheren Rang mehr einräumt, bleibt die Auseinandersetzung mit dem Metaphysischen notwendigerweise auf die Wirkung des Geistes auf die Materie beschränkt. Das eigentliche Mysterium der menschlichen Seele vom Augenblick der Empfängnis über den stofflich/materialistischen Tod hinaus bis zur Begegnung mit unserem Schöpfer wäre das Thema, um das es grundsätzlich zu gehen hätte.

So ist es auch kein Wunder, wenn die Zeitschrift die grundlegende Frage nach Sinn und Ursprung allen Lebens und Seins mit vielen neuen Fragen beantwortet und die alten Fragen in ein neues Licht stellt. Da es sich jedoch um einen göttlichen Prozeß handelt, der von den gewöhnlichen kosmischen oder esoterischen Strömungen nicht beinflußbar ist, kann die Frage "Leben - Zufall oder Schöpfung?" also nur im Sinne der zweiten Antwortmöglichkeit entschieden werden. Die gewöhnlichen esoterischen Strömungen sind hingegen nur eine Begleiterscheinung dessen, was Oswald Spengler den "Untergang des Abendlandes" nannte.

Mit der "Tabuisierung von Leid und Schuld" begann der weltweite - aber besonders in den USA und West-Europa erfolgreiche - Psycho-Boom. Die Behauptung, die Psychologie ergründe die Voraussetzungen seelischer Entfaltung, ist aber dennoch ziemlich gewagt, wenn man bedenkt, daß gerade in schweren Zeiten, in denen wirtschaftliche Stagnation herrschte oder kriegerische Auseinandersetzungen die Regel waren, die menschliche Psyche am stärksten war. Es gibt offenbar noch sehr viel zu forschen, zu untersuchen und zu analysieren, um dem Menschen mit all seinen existentiellen Widersprüchen auf die Schliche und hinter das Geheimnis von Seele, Psyche und Geist zu kommen.

Anschrift: Museion 2000. Postfach 13, 78263 Büsingen. Das Jahresabo kostet 28 Euro.


 
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