© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    33/02 09. August 2002


Neulich im Internet
H@nsel & Gr@tel
Erol Stern

Es war einmal ein Junge, H@nsel, und seine Schwester, Gr@tel, die standen auf Linux. Da ihre Eltern totale Mac-Fans waren, konnten sie eine unbeschwerte Jugend genießen. Doch eines Tages starb die Mutter. Nach einiger Zeit, der Vater saß immer traurig und alleine vor dem Apple, beschloß er, sich eine neue Lebensgefährtin zu nehmen, eine Microsoft-Programmiererin. Diese jedoch mochte die Kinder nicht sehr, zumal sie softwaretechnisch etwas antiautoritär erzogen worden waren. So nahm die böse Stiefmutter sie zur nächsten CeBit mit und ließ dort frei herumstreunern, auf daß sie sich verlaufen mögen. Um sich die Orientierung zu erleichtern, streuten die Kids ganz viele AOL-CDs entlang ihres Weges, weil die eh keiner haben will. So dachten sie, denn irgenjemand muß diese - vielleicht als billiges Baumaterial - eingesammelt haben, und so verirrten sich H@nsel und Gr@tel doch noch. Sie versuchten, wieder nach Hause zu gelangen und durchstreiften viele Großstädte. Eines Tages lernten sie eine nette, ältere Hackerin kennen, die ein Internet-Café betrieb und die Kinder bei sich aufnahm. Sie lockte sie mit Flatrates, Nintendos und DVDs, doch bald wurden sie versklavt und mußten Monitore putzen und an Rechnern schrauben. Doch einmal, als sie vorgaben, das Mainframegehäuse nicht aufzubekommen, stießen sie die alte Hackerin hinein und liefen fort. Bald waren sie wieder beim Vater und die Stiefmutter war längst mit einem IBM-Vertreter durchgebrannt. Und die Moral von der Geschicht'? Hexen surfen nicht! EROL STERN


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