© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    34/02 16. August 2002

 
Robert Mugabe
Ende einer Legende
von Werner Olles

Der umjubelte Hoffnungsträger ist zum gefürchteten Diktator mutiert: Als der Präsident Zimbabwes, Robert Mugabe, vor zwei Jahren mit einer Volksabstimmung scheiterte, die die Entschädigungslose Enteignung weißer Farmer vorsah, trug er mit der von ihm propagierten gewalttätigen Besetzung von Farmen Weißer durch sogenannte "Kriegsveteranen" zur depressiven Stimmung im Land bei. Im anschließenden Wahlkampf wurden Oppositionspolitiker aufgrund neu erlassener "Sicherheitsgesetze" verhaftet und Anhänger des Oppositionsführers Tsvangirai systematisch terrorisiert. Unter diesen Umständen konnte von freien Wahlen keine Rede sein. Obwohl alle Meinungsumfragen auf einen klaren Sieg Tsvangirais hindeuteten, erklärte Mugabe sich mit offiziell 57 Prozent der Stimmen gegenüber 42 Prozent für seinen Konkurrenten zum Sieger.

Robert Mugabe wurde am 21. Februar 1924 als Hirtensohn in einer Missionsstation im Nordwesten des Landes geboren. Der Jesuitenschüler wurde zum Grundschullehrer ausgebildet und ging zunächst nach Ghana, bevor er 1960 nach Zimbabwe zurückkehrte. Er widmete sich nun ganz dem Unabhängigkeitskampf und saß von 1964 bis 1974 im Gefängnis. Nach seiner Entlassung avancierte er zum Führer der verbotenen "Zimbabwe African National Union" (ZANU) und kämpfte vom Nachbarland Mosambik aus gegen die weiße Minderheitsregierung von Ian Smith in Rhodesien, die sich 1965 gegen den Widerstand Großbritanniens für unabhängig erklärte. Erst 1979 kam es auf einer Konferenz in London durch die Zusicherung freier Wahlen zum Ende des fünfjährigen Bürgerkrieges.

Mugabe galt lange als Inkarnation eines Revolutionärs der dritten Welt wie einst Lumumba im Kongo. Mitte der achtziger Jahre zeigte das Regime jedoch sein wahres Gesicht. Gedrillt von nordkoreanischen Söldnern richtete die sogenannte "5. Brigade" in den Provinzen Nord- und Südmatabeleland unter der von seinem Bürgerkriegsrivalen Nkomo und der "Zimbabwe African Peoples Union" (ZAPU) geführten Volksgruppe der Ndebele Blutbäder an, die 30.000 Menschenleben kosteten. Schockiert von diesen Exzessen gab die ZAPU auf und verschmolz schließlich mit der ZANU zur Staatspartei ZANU-PF ("Patriotic Front").

Die Repression richtete sich nun vor allem gegen die weißen Farmer. Die Presse bekam einen Maulkorb verpaßt, die kritische BBC mußte das Land verlassen. Verwaltungen, Justiz, Polizei und Militär wurden mit Günstlingen des Regimes durchsetzt. Die "Kriegsveteranen", in Wahrheit Mugabe ergebene junge Kriminelle, terrorisierten die Landwirte und die schwarzen Farmarbeiter. Inzwischen droht nach einem Ultimatum der Regierung die Massenvertreibung von 3.000 Farmern. Mindestens eine Million Menschen würde durch die Vertreibung ihre Existenzgrundlage verlieren und das Land in Hunger und Elend versinken.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen