© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    37/02 06. September 2002

 
PRO&CONTRA
Handelsschranken abbauen?
David Nelson / Dominique Souchon

Eine der wichtigsten Botschaften der internationalen Konferenzen dieses Jahres, die sich mit der Frage der Entwicklung beschäftigt haben - etwa die Monterey-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung, das Welternährungstreffen in Rom oder die Weltkonferenz für Nachhaltige Entwicklung in Johannesburg -, lautet: Handel stellt einen wertvollen Motor für Wachstum und Entwicklung dar. Deshalb war die letzte Handelskonferenz in Doha im arabischen Katar ein bedeutender Schritt, um die Armen dieser Welt in den expandierenden Kreislauf der Entwicklung zu integrieren. Das Öffnen der Märkte und die Stärkung des Exports der Entwicklungsländer ist in diesr Hinsicht der wichtigste Beitrag, den wir für eine Nachhaltige Entwicklung leisten können.

Landwirtschafts-Subventionen (in den Industrienationen) stellen aber nicht nur ein Problem für Entwicklung (in den Staaten der dritten Welt) dar, sondern ebenso für die Gewährleistung der Nahrungsmittelversorgung (dort). Denn Landwirtschaft ist ein Sektor, auf dem auch die Entwicklungsländer sich am Wettbewerb beteiligen können. Deshalb haben sich die USA auf dem Treffen von Doha auch ohne Wenn und Aber für ein klares Mandat zur Liberalisierung der Landwirtschaft eingesetzt.

Es gilt die Entwicklungsländer, die nach Fortschritten streben, zu ermutigen mit den USA in Genf und bei der WTO dafür zu sorgen, eine Liberalisierung der Landwirtschaft zu erreichen. Wir ermutigen deshalb unsere Handelspartner - auch Deutschland - uns zur Seite zu stehen, um diese Ziele durchzustzen. Als einen wichtigen Schritt, um das Millennium-Erklärungs-Ziel zu erreichen, die Anzahl der sehr armen und unterernährten Menschen bis 2015 zu halbieren, haben die USA auf dem Treffen von Johannesburg bereits angekündigt, unsere finanziellen Verpflichtungen um über 25 Prozent zu steigern, um der landwirtschaftlichen Produktion und dem Handel in Afrika neuen Schub zu verleihen.

 

David Nelson ist Botschaftsrat und Gesandter für Wirtschaftspolitik an der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika.

 

 

Wir wollen zwar als Gruppe die internationalen Handelsbeschränkungen reduzieren, was wir jedoch nicht wollen, ist eine komplette Abschaffung. Das würde niemandem - am wenigsten den ärmsten Ländern - zugute kommen, denn das Problem für diese Länder ist nicht der Export, sondern die Ernährung der eigenen Leute. Was wir im Falle einer Abschaffung aller Beschränkungen fürchten, ist, daß diese Maßnahmen den armen Ländern der dritten Welt nicht zugute kommen, sondern den reichen Ländern mehr nutzen werden.

Wir müssen auch im Interesse unserer eigenen Verbraucher sehen, daß wir in Europa unsere Bauern und unsere Landwirtschaft schützen. Daher ist es für uns unbedingt notwendig, daß die Handelsbeziehungen zu regulieren sind, damit es nicht zu Problemen kommt.

Handelsbeschränkungen sind nur ein Teil der Geschichte. Es gibt noch viele andere Beschränkungen. Man muß auch sehen, daß die Länder nicht die gleichen Bedingungen haben wie hier: Umwelt, Infrastruktur et cetera. Dies ist auch ein Problem.

Dieses Thema - die Reduzierung der Handelsschranken - muß sorgfältig behandelt werden, auch multilateral im Rahmen von der Welthandelsorganisation. Nicht auf einen Schlag.

Man muß sehen, daß Europa auf diesem Gebiet schon viel getan hat. Wenn die USA und Australien zum Beispiel dieselben Bedingungen hätten wie wir, wären die Entwicklungsländer vielleicht auch besser gestellt. Wir haben in Europa ja bereits ein Importvolumen aus den Entwicklungsländern von 40 Milliarden Euro.

 

Dominique Souchon ist Leiter und politischer Koordinator - Fachreferent für Agrarproduktion bei der COPA/COGECA, dem Ausschuß der berufsständischen landwirtschaftlichen Organisationen der Europäischen Union in Brüssel.


 
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