© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    39/02 20. September 2002

 
Meldungen

Stiftung verleiht Sprachpreis an Bohrer

ESSEN. Der Literaturwissenschaftler und Essayist Karl Heinz Bohrer erhält den "Deutschen Sprachpreis" der Henning-Kaufmann-Stiftung. Mit der Auszeichnung würdigt die Stiftung Bohrers Verdienste um Wahrung der "Eigenständigkeit der Literatur gegenüber ihrer medialen und zeitgeistigen Vereinnahmung". Damit habe er der ästhetischen Dimension, der Kunst der Sprache und des Stils den gebührenden Rang zugewiesen. Seit 18 Jahren gibt Bohrer den Merkur heraus. In dieser Zeit habe er die Zeitschrift zu einem angesehenen Forum für alle Fragen des geistigen und gesellschaftlichen Lebens weiterentwickeln können. Dies sei in erster Linie seinem Verantwortungsgefühl für eine gute deutsche Sprache zu verdanken. Bohrers skeptisch-provokanten Stellungnahmen zu allen gutmenschlichen Facetten deutscher Nachkriegsbefindlichkeit reflektieren stets die europäische Sicht. Daraus ergebe sich auch seine Forderung, daß die Deutschen endlich selbstbewußt ihre eigene Sprache und Kultur schätzen und pflegen sollten. Die Preisverleihung findet am 20. September 2002 im Goethe-Museum in Weimar statt.

 

Zahl fremdsprachiger Medien nimmt zu

KÖLN. In Deutschland nimmt die Zahl der nicht-deutschsprachigen Zeitungen und Zeitschriften sowie Radio- und Fernsehprogramme stetig zu. Zur Zeit gibt es bundesweit über 2.500 fremdsprachige Medien, teilte die Arbeitsgemeinschaft Internationale Medienhilfe (IMH) am Montag mit. Seit 1990 sei deren Zahl um rund 40 Prozent gestiegen. Besonders groß sei der Anstieg bei Medien in türkischer, russischer und chinesischer Sprache. Die steigende Zahl an fremdsprachigen Publikationen habe bereits Auflagenzahlen in Millionenhöhe zur Folge, werde aber von der deutschsprachigen Medienlandschaft kaum beachtet. Die IMH spricht von "zwei voneinander getrennten Medienwelten". Zumeist werden diese fremdsprachigen Medien von Ausländern für Ausländer produziert. In Deutschland leben derzeit etwa acht Millionen Ausländer ohne deutschen Paß. Weitere rund fünf Millionen Menschen sind laut IMH deutsche Staatsbürger mit ausländischer Herkunft. Der Anstieg der fremdsprachigen Medien korreliert laut IMH mit der Einwanderung fremdsprachiger Menschen nach Deutschland. Türkischsprachige Medien machen ein Viertel, russische ein Fünftel der fremdsprachigen Publikationen aus.

 

Walter Kempowski erhielt Literaturpreis

HANNOVER. Der Schriftsteller und Chronist deutscher Vergangenheit, Walter Kempowski, ist vergangenen Freitag in Hannover mit dem niedersächsischen Kunstpreis für Literatur ausgezeichnet worden. In der Begründung wird auf sein "Echolot"-Projekt verwiesen, in dem Kempowski "die Stimmen Tausender Opfer des Krieges bündelt, um ihnen als Ganzes Gehör zu verschaffen". Der am 29. April 1929 in Rostock geborene Kempowski gilt als einer der meistgelesenen deutschen Gegenwartsautoren. Neben Romanen wie "Tadellöser & Wolff" (1971) und "Uns geht's ja noch gold" (1972) fanden auch seine Befragungsbücher "Haben Sie Hitler gesehen?" (1973), "Immer so durchgemogelt" (1974) und "Haben Sie davon gewußt?" (1979) große Beachtung. Darin läßt Kempowski jeweils einige hundert Zeitgenossen zu Wort kommen. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis ist seit dem Jahr 2000 nach dem Schriftsteller Nicolas Born (1937-1979) benannt.

 

Sprach-Pranger

"Benchmarking"

Ausdruck für einen Leistungsvergleich zwischen Unternehmen einer Branche. Aus: "Deutsche Handswerkszeitung", 6. September 2002


 
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