© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/02 04. Oktober 2002

 
Zeitschriftenkritik: Globus
Deutschtum im Ausland
Werner Olles

Im 34. Jahrgang erscheint vierteljährlich Globus, die "Zeitschrift für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland". Herausgeber ist als Vertreter des "Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland" (VDA), der 1881 als "Allgemeiner Deutscher Schulverein" gegründet wurde, der CSU-Bundestagsabgeordnete Hartmut Koschyk. Viele Jahre richtete der Globus seine Aufmerksamkeit vor allem auf die Situation der Deutschen in Ost-, Ostmittel- und Südosteuropa. Schwerpunktthema der jüngsten Ausgabe ist hingegen die Entwicklung im Elsaß.

Hier gibt es mittlerweile in 161 Grundschulen, 17 Gesamtschulen und 5 Gymnasien Zweige des bilingualen Schulsystems, die allein in den Grundschulen von fast 9.000 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Zwar ist dies immer noch nur ein Bruchteil der jungen Elsässer zwischen Rhein und Vogesen, die an dieser im eigentlichen Sinne europäischen Bildung teilhaben, aber immerhin wird die Wiederbelebung der Zweisprachigkeit von unseren französischen Nachbarn heute "nicht mehr als Gefahr für die Einheit der Republik" erkannt. Als eine der Wiegen der deutschen Sprache hat kaum eine andere Region mehr zur Entwicklung der Sprache, Kultur und Kirchengeschichte beigetragen als das Elsaß. Da es jedoch besonders in Ost-Lothringen noch ziemlich schlecht um die Zukunft der deutschen Sprache steht, versieht die Zeitschrift den Titel des Textes "Vor einer Renaissance des Deutschen in Elsaß-Lothringen" vorsichtshalber mit einem Fragezeichen.

Schwerpunkt der Arbeit des VDA ist nach wie vor der Jugendaustausch. So berichten auch diesmal Gasteltern über ihre Erfahrungen mit den Austauschschülern aus Chile und Paraguay, Argentinien und Brasilien, Namibia und Australien. Etwa 350 Jungen und Mädchen aus diesen Ländern, die in ihrer Heimat deutsche Schulen besuchen, nutzen in diesem Jahr die Möglichkeit über den VDA für einige Monate nach Deutschland zu kommen, um hier ihre Deutschkentnisse aufzufrischen, aber auch um Land und Leute kennenzulernen. Doch gestaltet sich die Suche nach Gasteltern nicht immer ganz einfach, weil nicht jede Familie gewillt ist, ein "Kind auf Zeit", das auch noch aus einem anderen Kulturkreis kommt und das normale Familienleben ein wenig durcheinanderbringen kann, aufzunehmen.

Weitere Berichte in dem informativen Heft gelten einer Studienreise der VDA-Sektion Nordschleswig zu den Karpatendeutschen in der Slowakei, der deutschen Sonnabendschule Clifton Hill in Melbourne, dem Deutschen Volksverband in Subotica/Maria Theresiopol in der Woiwodina und der Assoziation der Deutschen in der Ukraine. In der interessanten Reportage "Nach Amerika verpflanzt" wird das 1854 von Württemberger Auswanderern gegründete Präriestädtchen New-Ulm im Minnesota-Flußtal vorgestellt. New Ulm gilt mit seiner Architektur, seinen schmucken Häusern und den gepflegten Gärten, vor allem aber mit seinen vielen Festen wie Oktoberfest, Fasching, Weihnachtsfest und den zahllosen kulturellen Darbietungen als die typischste in die USA verpflanzte "deutsche Stadt". Werner Olles

Anschrift: Kölnstr. 76, 53757 St. Augustin. Der Einzelpreis beträgt 2,25 Euro. VDA-Mitglieder erhalten den "Globus" kostenlos. Internet: www.vda-globus.de 


 
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