© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/02 04. Oktober 2002

 
Zitate

"Bis tief in die Ära Kohl hinein war deutsche Außenpolitik von dem Bewußtsein geprägt, daß wir uns auf einer Sonderschule der Demokratie den Abschluß erst mühsam erarbeiten mußten. Schröder war, wenn man so will, der erste Kanzler der Normalität. Mit seiner Wahlkampfwendung vom deutschen Weg wurde sozusagen die Heimkehr der deutschen Demokratie in die Familie der nicht neurotischen Gesellschaften gefeiert. Darüber sind die ideologischen Sozialarbeiter und politischen Psychotherapeuten der Deutschen naturgemäß unglücklich, weil sie einen Patienten verlieren, an dem ihnen sehr viel lag und der sich so leicht nicht durch einen anderen ersetzen läßt."

Peter Sloterdijk, Rektor an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung, im Wiener Magazin "Profil" 39/02

 

 

"Es gibt einen neuen Index in Deutschland, auf dem alles unter Verbot gestellt ist, was als Kritik am westlichen Wirtschafts- und Gesellschaftssystem aufgefaßt werden und damit die Wehrhaftigkeit gegenüber dem Islam gefährden könnte, die Bibel ebenso wie intellektuelle Skepsis gegenüber der Massenkultur oder das verstehende Interesse für fremde Kulturen."

Jens Jessen in der Wochenzeitung "Die Zeit" vom 26. September

 

 

"Weil auch da die Politiker nicht von den Fragen geredet haben, die die Menschen interessieren, sind Parteien wie die von Fortuyn in den Niederlanden oder auch Berlusconis Forza Italia so weit gekommen, wie sie gekommen sind. Wenn es eine solche Randpartei gäbe, hätte sie deshalb auch in Deutschland eine Chance. (Aber in Deutschland) hängt mehr als bei anderen alles davon ab, ob es eine Person gibt, die sie repräsentiert."

Ralf Dahrendorf, Soziologieprofessor und Mitglied des britischen Oberhauses, im "Spiegel" 39/02

 

 

"Wenn wir Außenstehenden den Fotos der postwählerischen Feierrunde im Willy-Brandt-Haus glauben dürfen, dann war der Kanzler von deutschen Künstlern umgeben, deren Amerikatreue den Bereich der Hörigkeit doch zumindest manchmal streift. (...) Wie wäre es also, wenn der Kanzler einen Rosinenbomber voll mit deutschen Kulturschaffenden gen Westen schickt, die den Amerikanern zeigen: Wir sind zwar nicht born in the USA, aber wir haben alle eure Platten gekauft."

Harald Schmidt in seiner Kolumne im "Focus" vom 30. September

 

 

"Schon allein um den Wählern wirklich die Wahl zu lassen, müßten CDU und Grüne ein Interesse an einer Annäherung haben. Denn sonst sitzt immer, egal wie die Wahl ausgeht, die SPD mit am Regierungstisch."

Tobias Miller in der Berliner Zeitung" vom 1. Oktober

 

 

"Ich erwarte von den alten gediegenen Antifaschisten und Alt-68ern, daß sie nun das Unrecht, das unschuldigen Deutschen angetan wurde, auch als Unrecht und vor allen Dingen als Leid sehen."

Joachim Gauck in einem Interview mit der Zeitschrift "Deutscher Ostdienst", Nr. 19/02


 
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