© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    41/02 04. Oktober 2002

 
Neulich im Internet
Fascho-Fantasy
Erol Stern

Schon als kleiner Junge war ich fasziniert von Burgen, Rittern und mittelalterlichen Waffen, was oftmals dazu führte, daß ich als Dreikäsehoch die Museumsführer mit allerlei altklugen Weisheiten über diese Epoche nervte, zumal ich seinerzeit Archäologe (und Erfinder und Astronaut!) werden wollte. Wie wir seit letzter Woche wissen, fesselte mich jedoch auch Science Fiction, um so praktischer fand ich es später, im Genre Fantasy "Zwei in Einem" zu finden. Natürlich durfte Tolkiens "Herr der Ringe" nicht fehlen - damals noch in Zeichentrickform. Ich konnte bis dato nichts Anrüchiges daran finden, doch bei der Lektüre meiner Newsletter stieß ich heute auf die Seite Elronds-Haus.de. Hier findet der HdR-Begeisterte allerlei Interessantes über jene Sagenwelt und ihre Gestalten, so wie man es von einer guten Fanpage erwartet. Regelrecht geplättet hat mich jedoch, was mir in der Rubrik "Tolkien & Rassismus?" entgegenflimmerte! Durch die "Gnade der späten Geburt" habe ich frühere Vorwürfe, J.R.R. Tolkien hätte faschistisches oder gar rassistisches Gedankengut in seine Erzählungen einfließen lassen, so wie ein zitierter Artikel aus "Die Zeit" von 1980 weismachen will, nie vernommen. Ich hatte Fantasy-Fans eher leicht links angehaucht eingeschätzt. Den aufgeführten - vom Verfasser der Seite dementierten - Vorwürfen ist ein Gästebuch angegliedert, in dem heftig über die political correctness von Fantasy diskutiert wird. Auch ein Verweis auf "Perry Rhodan - Hitler des Raumfahrtzeitalters?" zeigt mir, daß es Zeitgenossen mit vieeeel Phantasie geben muß; mehr noch, als sie Fantasy-Autoren haben, mutmaßt Euer EROL STERN


 
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