© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    42/02 11. Oktober 2002


Bunte Koalitionen
von Fritz Schenk

Selbstverständlich gehört es zu den ersten Arbeiten der Parteien nach einer Wahl, das Ergebnis zu analysieren und sich für die kommenden Jahre neu zu formieren. Daß die CDU das Rennen vor allem im deutschen Norden und Osten verloren hat, zeigten die farbigen Karten des Bundeswahlleiters mit den Ergebnissen der Wahlkreise. Sie unterschieden sich nicht wesentlich von früheren Ergebnissen, denn daß "die Schwarzen" im Norden schon lange schmalbrüstig sind, ist keine neue Erkenntnis. Das zu ändern, wird nicht im Hauruck-Verfahren gelingen. Also ordnete Frau Merkel zuerst die "Hauptkampflinie", die Bundestagsfraktion. Will (und soll) sie CDU-Vorsitzende bleiben, gab es gar keinen anderen Weg, als daß sie auch Fraktionsvorsitzende und somit Oppositionsführerin wurde. Denn grundsätzlich gilt: Wer einen etablierten Regierungschef besiegen will, sollte das vom ersten Platz der harten Oppositionsbank aus versuchen.

Wenn das Wahlergebnis für die Union eine allgemeingültige Lehre vermitteln kann, dann die, daß sich das Anbiedern an vermeintliche rot-grüne Allheilmittel nicht lohnt. Zu viele konservative Wähler sind zu Hause geblieben, eben weil sie die Union vielerorts nicht mehr von Rot-Grün unterscheiden können. Jetzt schon damit zu spekulieren, daß auch eine schwarz-grüne Koalition möglich sein sollte, ist mehr als kontraproduktiv, weil es bei den im Frühjahr anstehenden Landtagswahlen auch noch zum Verlust der Unions-Mehrheit im Bundesrat führen dürfte. Jetzt gilt es, die Oppositionsaufgabe gegenüber dieser Regierung anzunehmen und unverkennbar auszufüllen.


 
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