© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/02 18. Oktober 2002

 
Zeitschriftenkritik: Renovabis Info
Im ökumenischen Geist
Werner Olles

Das in einer Auflage von 10.000 Exemplaren als "Rundbrief der Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa" vierteljährlich erscheinende Renovabis Info beleuchtet in seiner aktuellen Ausgabe das in die Schlagzeilen geratene Verhältnis zwischen der Römisch-Katholischen Kirche und der Orthodoxie in Rußland. Während die Katholische Nachrichtenagentur KNA vor wenigen Monaten noch über eine "Kampfansage des Moskauer Patriarchats an die Katholische Kirche in Rußland" berichtete, versucht man hier eine "neue Basis für ein Miteinander im ökumenischen Geist" zu suchen und zu finden.

Ob es jedoch besonders hilfreich ist, wenn Kardinal Kasper sich dahingehend kritisch zum "russisch-orthodoxen Verständnis seines kanonischen Territoriums" äußert, indem er die in der orthodoxen Tradition verankerte Theorie von der "Symphonie von Kirche und einem bestimmten Volk beziehungsweise Staat" als "unter den heutigen Verhältnissen eher ideologieverdächtig" einstuft, sei einmal dahingestellt. In der Tat haben die Vorwürfe der russischen Orthodoxie theologische Hintergründe, die eng mit dieser Problematik bzw. mit der Frage des "Proselytismus" zusammenhängen. Unter dem Titel "Wiederaufnahme des Dialogs mit der russisch-orthodoxen Kirche" machte der Kardinal als Präsident des Päpstlichen Einheitsrates inzwischen jedoch deutlich, daß die katholische Kirche "Proselytismus" als Versuch, Anders- oder Ungläubige "durch Druck oder durch unlautere Mittel" abzuwerben, ablehne. Anstelle des Proselytismus könne es gegenüber den orthodoxen Christen "nur brüderlichen Dialog" geben.

Voraussetzung sei allerdings, daß die russisch-orthodoxe Kirche das Prinzip der Gewissens- und Religionsfreiheit anerkenne und es akzeptiere, "wenn ein einzelner orthodoxer Christ oder ein ungetaufter Russe aus freien Stücken sich der katholischen Kirche anschließen will, und diese ihn nach einer Zeit der Prüfung der Ernsthaftigkeit seiner Motive aufnimmt." Dazu gehöre auch, daß "die antikatholische Kampagne in Rußland beendet und das Aufenthaltsrecht katholischer Bischöfe und Priester wieder fraglos erkannt werden muß", schreibt Renovabis Info und kritisiert die Formulierung des Moskauer orthodoxen Patriarchen Alexij II., durch die Errichtung katholischer Diözesen in Rußland habe sein Land den "zwiespältigen Status einer vatikanischen Kirchenprovinz" erhalten. Andererseits hatte der Moskauer katholische Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz der russischen Orthodoxie vorgeworfen, sie arbeite "mit Millionensummen katholischer Wohlfahrtsorganisationen aus Europa gegen die Katholiken".

Renovabis fordert daher mit dem "brüderlichen Dialog" die "wechselseitige Präsenz" - der russisch-orthodoxen Kirche im Westen wie auch der katholischen Kirche im Osten - anzuerkennen und das Miteinander im ökumenischen Geist auf eine neue Grundlage zu stellen.

Anschrift: Renovabis. Kardinal-Döpfner-Haus, Domberg 27, 85354 Freising. Der Bezug ist kostenlos. Weitere Informationen im Internet: www.renovabis.de 


 
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