© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    43/02 18. Oktober 2002

 
Meldungen

Kertész: Walsers Roman ist nicht antisemitisch

FRANKFURT/MAIN. Der frischgekürte Literaturnobelpreisträger Imre Kertész hält Martin Walsers Roman "Tod eines Kritikers" nicht für antisemitisch. In einer vom Suhrkamp Verlag verbreiteten Erklärung widerspricht Kertész damit einer angeblichen Äußerung von ihm gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. In dem Interview wird der ungarische Schriftsteller mit der Bemerkung zitiert, er fühle sich durch Passagen aus Walsers Buch "persönlich tief verletzt". Jetzt erklärte Kertész, die Darstellung der Zeitung beruhe auf einem sprachlichen Mißverständnis. Er habe lediglich gesagt, bei Walser selbst starke persönliche Verletzungen bemerkt zu haben, als er diesen im Fernsehen lesen sah.

 

Jury sucht Unwort des Jahres 2002

FRANKFURT/MAIN. Zum zwölften Mal seit 1991 soll das "Unwort des Jahres" bestimmt werden. Gesucht werden einzelne Wörter oder Formulierungen, die im Jahr 2002 in der Politik oder Verwaltung, in Kulturinstitutionen oder Medien, in Wirtschaft, Wissenschaft oder Technik öffentlich verwendet wurden. Vorschläge können bis zum 7. Januar 2003 gemacht werden. Die Entscheidung über das "Unwort des Jahres" trifft eine unabhängige Jury. Ihr gehören vier Sprachwissenschaftler an und zwei weitere, jährlich wechselnde Juroren, in diesem Jahr der Fernsehjournalist Wolfgang Herles und der Generalsekretär des Goethe-Instituts, Joachim-Felix Leonhard.

 

Glotz mahnt Mut zu "Grausamkeiten" an

BERLIN. Ganz im Zeichen der Bundestagswahl und der Fortsetzung der rot-grünen Regierungskoalition steht die Oktober-Ausgabe der Zeitschrift Die Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte. Ein wenig schmeichelhaftes Zeugnis stellt Norbert Seitz der ersten Amtszeit Schröders aus: "Tops und Flops wechselten nahezu täglich, simultan und sukzessiv. Der zunächst propagierte Mut zur Reform wich dadurch erkennbar einer Angst vor der eigenen Courage." Diese Courage mahnt Peter Glotz jetzt zu Beginn der zweiten Amtsperiode an. Das erste Jahr der neuen Regierung müsse dazu genutzt werden, schreibt der ehemalige SPD-Bundesgeschäftsführer, "um jene 'Grausamkeiten' zu begehen, um die man nicht herumkommt".

 

Kleist-Grabstätte in Berlin neu hergerichtet

BERLIN. Ein unansehnlicher Stein, von Efeu umrankt, eine vernachlässigte Grünanlage, und kein Hinweis auf seine Gefährtin Henriette Vogel. Viel scheint der Schriftsteller und Nationaldichter Heinrich von Kleist ("Der Prinz von Homburg", "Michael Kohlhaas") Berlin nicht wert zu sein. Diesem unhaltbaren Zustand hat jetzt eine private Berliner Kleist-Initiative abgeholfen. Pünktlich zum 225. Geburtstag Heinrich von Kleists stellt die Initiative an diesem Freitag (12 Uhr) die verschönerte Grabstätte am Kleinen Wannsee der Öffentlichkeit vor.

 

Protest gegen Sparpläne zur Weimarer Klassik

WEIMAR. Der Museumsverband Thüringen hat gegen die Kürzungen im Kulturetat von Weimar protestiert. In einem Offenen Brief an die Stadt heißt es, "mit gespenstischem Eifer wird an jenem Ast gesägt, an dem praktisch ganz Weimar sitzt". Der Stadtrat hatte beschlossen, wegen der Geldnot unter anderem die Zuschüsse für die Stiftung Weimarer Klassik auszusetzen. Der Vorsitzende des Museumsverbands, Hans-Peter Jakobsen, warnte vor "verheerenden Folgen" für die Klassikerstadt.

 

Sprach-Pranger

"Wish you what"

Wunschsendung des privaten Radiosenders FFN in Hannover.


 
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