© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/02 25. Oktober 2002


Absturz der FDP
von Detlef Kühn

Jürgen Möllemann ist kein Antisemit. Er ist nicht einmal "rechts", was immer das sein mag. Aber er ist - und ist es immer gewesen - von zweifelhafter Seriosität, und Grundsätze hat er auch nicht viele. Seine Stärke ist, das hat er mit seinem Bundesvorsitzenden Guido Westerwelle gemeinsam, das politische Showgeschäft. Medienpräsenz kommt vor Inhalt und oft auch vor Nachdenken. In Abwandlung einer Erkenntnis der alten Römer könnte man sagen: Ich erscheine im Fernsehen, also bin ich ein Politiker. Mit diesen Eigenschaften paßte Möllemann lange Zeit gut in die FDP. Niemand hatte grundsätzlich etwas gegen ihn einzuwenden.

Nun scheint Jürgen Möllemann dennoch am Ende zu sein. Schuld ist nicht seine Kritik an der Politik Scharons oder an Michel Friedman. Sein entsprechendes Flugblatt kurz vor der Wahl hätte er wahrscheinlich politisch überstanden, weil er ja in der Sache gar nicht so unrecht hatte. Möllemann scheitert an dem, woran deutsche Politiker am liebsten scheitern - an ihrem Umgang mit Geld. Auf diesem Gebiet wird Fehlverhalten, wenn es bekannt wird, nicht mehr verziehen.

Was bedeutet das alles für die FDP, immerhin eine der Oppositionsparteien im Bundestag? Sie bleibt, was sie war, "tolerant und weltoffen" und - klein. Den Traum von 18 Prozent Wählerstimmen wird sie sich abschminken müssen, obwohl ein entsprechendes liberales Potential durchaus vorhanden ist. Aber Nationalliberale werden in der FDP, ob mit oder ohne Möllemann, auch weiterhin keine Rolle spielen.


 
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