© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/02 25. Oktober 2002

 
UMWELT
Ökologisch deformiert
Volker Kempf

Laut Statistischem Bundesamt betrug die Bevölkerung auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands im Jahre 1950 68,38 Millionen Menschen, im Jahre 2001 82,44 Millionen. Trotzdem spricht Meinhard Miegel in seinem Erfolgsbuch "Die deformierte Gesellschaft" für diesen Zeitraum erst einmal von einer Bevölkerungsschrumpfung, als ob Zuwanderer und Vertriebene keine Menschen seien, die hier hinzugezählt werden müßten. Der Autor selbst räumt später dann ein, daß doch kein Bevölkerungsrückgang zu verzeichnen gewesen sei. Hauptsache, erst einmal Alarm geschlagen.

Das schützt aber nicht vor der Frage, warum Deutschlands Bevölkerung nicht wieder deutlich abnehmen soll. Dies kann nämlich nur vorteilhaft sein, um wie von Miegel selbst gefordert, die "Umweltbeeinträchtigungen zügig zu verringern". Denn die wichtigste Größe für den Verbrauch von Natur und Umwelt ist die Zahl der Menschen. Das wußte man in den siebziger Jahren noch. Aber: "Plötzlich erweisen sich die mit viel Tremolo vorgetragenen Argumente, Deutschland und Europa müßten allein schon aus ökologischen Gründen von Bevölkerung entlastet werden, ... als hohl", um auszurufen: "Zuwanderer müssen her". Damit ist der Meinungsumschwung von der ursprünglich konservativen zur nunmehr linksliberalen grünen Bewegung aufgezeigt.

Ergebnis: Der tägliche Flächenverbrauch der momentan noch immer anwachsenden Bevölkerung beträgt mehr als 80 Hektar pro Tag. Dem liegt ein Zuwanderungssaldo von um die 200.000 Menschen jährlich zugrunde. Das hält Miegel für zu viel - 100.000 seien legitim. Wirklich umweltschonend, energiesparend usw. wäre allerdings ein Zuwanderungssaldo Null - bei einer möglichst nicht steigenden Geburtenrate.


 
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