© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    44/02 25. Oktober 2002


Meldungen

68er verordnen brutalen Bildungsabbau

HAMBURG. In Nordrhein-Westfalen, dem Kernland sozialdemokratischer Bildungsreform, trugen 30.000 Studenten in diesem Sommer Transparente mit der Aufschrift "68er! Danke für Eure Solidarität" durch Düsseldorf. Anlaß dafür waren die geplanten Studiengebühren an den NRW-Hochschulen. Torsten Bultmann, Verfasser eines Werkes über "Hochschule in der Ökonomie" (Marburg) führt diese nur auf Eis gelegte "studentische Zwangsabgabe" auf eine keynsianische Pointe zurück (Das Argument, Nr. 246/02). Gerade jene 68er-Generation, die vom sozialistischen Etatismus auf Lehrstühle und in die Führungsetagen der Kulturindustrie gespült worden sei, verordne der nachfolgenden Generation Bildungsabbau und "mehr Wettbewerb" plus Studiengebühren. Angesichts der wahren strukturellen Probleme sei aber die Konzentration auf die Studienzeit, die zum einzigen Kriterium bildungsökonomischer Steuerung werde, nur eine demagogisch ("Bummelantentum", "Sozialmißbrauch") verbrämte Ablenkung vom eigentlichen Thema der Ressourcenlenkung in der Bildungsfinanzierung.

 

Ostpreußen in deutscher Nachkriegsliteratur

TRAVEMÜNDE. Die Ostsee-Akademie im Pommern-Zentrum setzt ihre literarische Wanderung durch Preußens Ostprovinzen fort. Vom 22. bis 24. November lädt sie zu einem Seminar über Ostpreußen in der Nachkriegsliteratur. Angekündigt für einen Überblick zur ostpreußischen Literatur von Simon Dach bis Agnes Miegel ist auch Ruth Geede. Als Mitarbeiterin des Reichssenders Königsberg, Verfasserin von Sonnenwendspielen sowie als Vortragskünstlerin auf BDM-Veranstaltungen dürfte sie die letzte Zeitzeugin aus jenem Abschnitt ostpreußischer Literaturgeschichte sein, wo sich unter dem Dach des "Heimatschrifttums" die Vermählung von NS-Ideologie und Poesie vollzog. Professionelle "Bewältiger" nennen hier gewöhnlich Agnes Miegels Namen, der das Seminar aber nur einen Vortrag widmet, während NS-Gegner wie Ernst Wiechert, oder Marion Gräfin Dönhoff stärkere Beachtung finden. Referiert wird zudem über literarische Verarbeitungen von Heimatverlust bei Siegfried Lenz und Arno Surminski, der das Seminar mit einer Lesung beschließt.

 

Erste Sätze

Die Wirkung der großen Revolution auf die öffentliche Meinung Deutschlands (und die Wirkung auf andere Völker war womöglich noch unmittelbarer, besonders die in Italien) haben wir jetzt aus reichlichen Proben kennengelernt.

Fritz Mauthner, Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande, Band IV, Stuttgart-Berlin 1923


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