© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    45/02 01. November 2002

 
"Mein Vater wollte sich nicht gemein machen"
Im Gespräch: Hermann Heidegger, Sohn des großen Philosophen, über seinen Vater, dessen Nachlaß und den Kampf gegen Skandal- und Sensationshistoriker
Moritz Schwarz

Herr Doktor Heidegger, in einem Interview haben Sie einmal gesagt, Ihr Vater, der Philosoph Martin Heidegger, habe "so etwas wie eine politische Philosophie gar nicht gehabt". Wenn man die Texte liest, die Sie jetzt in einem umfangreichen Band mit Reden und Ansprachen Ihres Vaters herausgegeben haben, gewinnt man einen ganz anderen Eindruck. Immer wieder äußert er sich, zumeist kulturkritisch verkleidet, zu politisch brisanten Themen, wie etwa zum Gegensatz "Heimat - Moderne". Ist man mit solcher Zivilisationskritik nicht schon mitten in der politischen Philosophie?

Heidegger: Die Schwierigkeit beginnt mit der Frage nach der genauen Bestimmung von Politik. Wenn man Politik als alles das beschreibt , was das Zusammenleben von Menschen gestaltet, dann haben Sie in der Tat recht. Wenn ich aber zum Beispiel an die Briefe meines Vaters an meine Mutter ab dem Jahr 1915 denke, die ich derzeit lese, dann äußert er dort Gedankengänge, die viel später, nämlich in den zwanziger und dreißiger Jahren, politische Bedeutung erhielten. Dennoch haben die Gedanken meines Vaters nichts zu tun mit der späteren politischen Verwirklichung ihrer Inhalte. Und auch wenn er 1933 gewissen politischen Programmpunkten zustimmte, so befürwortete er sie doch aus ganz anderen als aus politischen Zusammenhängen heraus. Die Wurzeln seiner Gedanken lagen also weit vor den politischen Begründungszusammenhängen, auf die man sie später versucht hat zurückzuführen.

1915 war Ihr Vater 26 Jahre alt, obwohl er nicht an der Front eingesetzt war, wirkte doch das positive Kriegserlebnis, das Ernst Jünger beschreibt, auch...

Heidegger: Da muß ich unterbrechen! Was heißt denn "positives Kriegserlebnis"?

Das Erlebnis der Frontgemeinschaft als Muster der politisch verfaßten "Volksgemeinschaft" nennt Ernst Nolte in seinem Heidegger-Buch "positives Kriegserlebnis".

Heidegger: Das nennt Ernst Nolte so, den ich persönlich kenne und auch sehr schätze, der aber nie Soldat gewesen ist.

Nicht nur Winfried Franzen stellte in den siebziger Jahren fest, daß auch bei Martin Heidegger ein existentialistisches Nachwirken des Fronterlebnises, nämlich die "Sehnsucht nach Härte und Schwere", festzustellen ist.

Heidegger: "Sehnsucht nach Härte und Schwere" kann ich für meinen Vater mit Sicherheit ausschließen. Er tat während des Krieges Dienst in einer Wetterstation hinter der Front, gewann aber dennoch einen Eindruck von den Schrecken des Krieges. Wenn das, was er darüber in seinen Briefen schreibt, einmal zur Veröffentlichung kommt, wird das ein ganz neues Licht auf ihn werfen.

Können Sie andeuten, inwiefern?

Heidegger: Natürlich hat er den Infanteriegrabenkampf nicht erlebt, aber er begegnete den von solchen Einsätzen zurückkehrenden Soldaten. Und die seelische Belastung, die dieser Krieg auch für ihn bedeutete, ist in diesen Briefen spürbar.

Gibt es dort Reflexionen zur Niederlage und zur Novemberrevolution?

Heidegger: Nein, denn mit dem Abzug der Truppe von Verdun hören die Briefe auf. Und Mitte November 1918 war er schon wieder zu Hause in Freiburg.

Der Nachlaß Martin Heideggers im Deutschen Literaturarchiv in Marbach ist bis heute gesperrt. Warum?

Heidegger: Mein Vater wollte nicht, daß sich eine neugierige Journaille auf den unveröffentlichten Nachlaß stürzt und, ohne auf Zusammenhänge zu achten, herauszieht, was ihr gerade paßt. Und diese Sorge war leider berechtigt, denn was über meinen Vater so alles geschrieben worden ist, ist erschreckend oft einseitig und zum Teil einfach falsch.

Wenn man solch einen Sperrvermerk verhängt, entsteht allerdings der Eindruck, man hätte etwas zu verbergen.

Heidegger: Das mag sein, der Freiburger Wirtschaftshistoriker Hugo Ott hat 1988 in seinem Heidegger-Buch, das Urheberrecht verletzend, aus noch gesperrten Handschriften zitiert und sieben Raubdrucke veröffentlicht. 49 unwahre Angaben habe ich ihm 1997 in den "Heidegger-Studien" nachgewiesen.

Ott beklagt aber gerade, daß es nicht möglich sei, ein adäquates Bild zu zeichnen, da der Nachlaß nicht zugänglich sei.

Heidegger: In Anbetracht dessen, daß Hugo Ott sich nicht einmal mit der Bitte um Archiv-Einsicht an mich gewandt hatte, halte ich diesen Vorwurf für gegenstandslos. Insbesondere, da ich ihm von meiner Seite aus Hilfe angeboten hatte. Was soll man von einem Historiker halten, der eine Biographie schreibt, ohne die Hauptquelle auszuschöpfen?

Das hören wir zum ersten Mal, bislang hieß es, Hugo Ott sei der Zugang verwehrt worden.

Heidegger: Der Sperrvermerk dient nicht dazu, ernsthafte Forschung über Martin Heidegger zu verhindern. Ich bin befugt, Ausnahmen zuzulassen. Wissenschaftlern mit Vorurteilen und solchen, die nur auf Sensationen aus sind, gewähre ich den Zugang zu Unveröffentlichtem nicht.

Welchen Sensationen?

Heidegger: Als ich zum Beispiel erfuhr, daß Elzbieta Ettinger ein Buch über das in den zwanziger Jahren entstandene Liebesverhältnis zu Hannah Arendt, der Marburger Studentin meines Vaters, in den USA veröffentlichen wollte, bot ich ihr brieflich Hilfe an. Ich habe keine Antwort erhalten. Der Verlag, der das Buch in Deutschland herausbringen wollte, hatte allerdings gemerkt, was für eine Art "Arbeit" er vorliegen hatte, und die Autorin zu mannigfaltigen Überarbeitungen gedrängt. Dennoch kam am Ende ein schlimmes Buch heraus, mit vielen Fehlern und Unwahrheiten.

Haben Sie Ihrem Vater die Affäre mit Hannah Arendt später übelgenommen?

Heidegger: Ich habe sie zur Kenntnis genommen. Ich habe erlebt, wie schwer all das für meine Mutter war. Aber ich weiß andererseits auch, mit einem Blick in die Weltgeschichte, daß große Männer immer auch die Nähe von großen Frauen gesucht haben. Dennoch bin ich mir sicher, daß mein Vater meine Mutter immer geliebt hat.

Sind solche "Enthüllungen" aber nicht untypische Einzelfälle, die eine so weitgehende Sperrung nicht rechtfertigen können?

Heidegger: Keineswegs. Besonders enttäuscht es mich, wenn ernstzunehmende Autoren es im Fall Heideggers nicht für nötig halten, Sorgfalt walten zu lassen. Als mich zum Beispiel Rüdiger Safranski, der damals an seiner Heidegger-Biographie schrieb, besuchte, habe ich ihn gebeten, mir seine Arbeit vor Drucklegung noch einmal zu lesen zu geben. Nicht um auf seine Darstellung Einfluß zu nehmen, sondern um sachliche Fehler auszumerzen. Er hat es mir versprochen und es doch nicht getan. So erschien sein Buch mit vielen sachlichen Fehlern, die er - klar erkennbar - bei Hugo Ott und Victor Farías abgeschrieben hatte.

Sie selbst widmen sich nunmehr ganz und gar einer wissenschaftlich korrekten Edition der Werke Ihres Vaters im Rahmen der bei Klostermann erscheinenden Gesamtausgabe.

Heidegger: Ja, denn nach dem Tod meines Vaters - ich war damals noch im militärischen Dienst - erschien der bearbeitete Heraklit-Band, Band 55, mit über eintausend Transkriptionsfehlern! Danach habe ich gelobt, daß so etwas nie wieder passieren solle. So ist seit 1979 kein Band mehr erschienen, den ich nicht von der ersten bis zur letzten Zeile selbst geprüft habe. Seit ich 1979 meinen Abschied als Soldat genommen habe, arbeite ich jeden Tag acht bis zehn Stunden für die Gesamtausgabe.

Wann ist damit zu rechnen, daß die Arbeit abgeschlossen ist?

Heidegger: Ich rechne damit, in etwa 15 Jahren fertig zu sein. Bei einer Bearbeitungsleistung von ein bis drei Bänden pro Jahr, dürfte das eine zutreffende Annahme sein.

Man wirft Ihnen vor, eine Art "Heideggersches Küchenkabinett" etabliert zu haben, das die totale Herrschaft über das Projekt ausübe. Wer, außer dem Verlag, finanziert das Projekt? Gibt es einen institutionellen Geldgeber, etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft ?

Heidegger: Nein, die Gesamtausgabe trägt sich selbst. Mein Vater hat einmal seine Erfahrungen mit der Forschungsgemeinschaft gemacht, als diese seinen Privatassistenten finanziert hat. Er erlebte dabei den bürokratischen Aufwand, und wie viele Leute plötzlich mitreden. Deshalb hatte er testamentarisch festgelegt, daß allein der Nachlaßverwalter Entscheidungsbefugnis haben solle. Natürlich stütze ich mich auf den Rat von Fachphilosophen meines Vertrauens, zum Beispiel Professor Friedrich-Wilhelm von Herrmann oder Doktor Hartmut Tietjen.

Werden Sie von der Universität Freiburg unterstützt?

Heidegger: Die Universität, die meinen Vater nach 1945 wenig freundlich behandelt hatte, zeigte nach dem Tod meines Vaters so viel Einsicht, durch die Einrichtung einer Stelle, besetzt mit Herrn Tietjen, die Arbeit an der Gesamtausgabe meines Vaters zu unterstützen. Die Stelle gehört nicht zur philosophischen Fakultät, sondern zur Universitätsverwaltung. Vom Deutschen Literaturarchiv Marbach, wo der Nachlaß meines Vaters liegt, erhalte ich vielfache technische Unterstützung.

Gibt es denn heute noch Animositäten gegen Ihren Vater von seiten der Universität?

Heidegger: Vereinzelt ja, aber bei allen Rektoren und ihren Kanzlern habe ich seit 1974 viel Verständnis für meinen in der Öffentlichkeit oft umstrittenen Vater gefunden. Als 1983 der Oberbürgermeister von Freiburg an der Universität eine Rede hielt, traf er die Feststellung, daß er seine Rede fünfzig Jahre nach "der berüchtigten Rektoratsrede Martin Heideggers, in der dieser den Nationalsozialismus verherrlichte", halte. Ich bin anschließend sofort auf ihn zugegangen und habe ihn gefragt, ob er die Rektoratsrede denn überhaupt je gelesen hätte? Da bekam er einen roten Kopf. Ich habe sie ihm dann zugeschickt, damit er sich überzeugen konnte, daß es eben keine nationalsozialistische Rede war. Aber das ist ein bezeichnendes Beispiel für den Ton, der hier - oft auch an der Universität - gegenüber meinem Vater noch üblich war. Die Badische Zeitung zum Beispiel hatte keinen einzigen Band der Gesamtausgabe je besprochen oder auch nur angezeigt, bis schließlich Jürgen Busche ihr Chefredakteur wurde. Seit dieser aber Ende 2001 seinen Posten geräumt hat, ist kein Band der Gesamtausgabe mehr besprochen worden.

Richtet sich dieser Bann nur gegen Ihren Vater oder erkennen Sie dahinter den Versuch, die deutsche akademische Elite mittels ständiger Betonung ihrer politischen "Verstrickung" nach 1933 en gros zu diskreditieren?

Heidegger: Leider beschränkt sich das wohl nicht nur auf meinen Vater. Aber es ist eben sein "Fall", mit dem ich mich auseinandersetzen muß. Dabei ist der politische Irrtum meines Vaters natürlich unbestritten. Allerdings wird gerne vergessen, welcher andere Rektor einer deutschen Universität es denn gewagt hat, nach einem Jahr aus Protest gegen die Hochschulpolitik der Nazis zurückzutreten; das wird überhaupt nicht zur Kenntnis genommen.

Allerdings hat die gesamte erste Rektorengeneration nach 1933 - Heidegger in Freiburg, Wolf in Kiel, Heyse in Königsberg, Krieck in Frankfurt und Neumann in Göttingen - das Jahr 1935 nicht im Amt überstanden.

Heidegger: Das stimmt, es war eine Generation, die mit dem Nationalsozialismus Hoffnungen verbunden hatte, die dann schnell enttäuscht wurden. Mein Vater stellte sich ja schon quer, als verlangt wurde, parteigenehme Dekane zu ernennen.

Wie haben Sie als Jugendlicher das Verhältnis Ihrer Eltern zum Nationalsozialismus empfunden?

Heidegger: Ich war vor 1933 Pfadfinder. Dann wurden unsere Bünde in die Hitlerjugend bzw. das Jungvolk gezwungen. Das war uns zwar nicht recht, aber die Nazis waren geschickt und ließen uns im Grundsatz weitermachen wie zuvor - nur eben im Braunhemd. Also entwickelten wir uns zu begeisterten Jungvolkführern. Zu Hause aber hörte ich schon 1934 Ermahnungen, ich solle das alles nicht so unkritisch sehen. Die neuen Verhältnisse seien in Wahrheit nicht so rosig, wie sie sich darstellten. Anfang 1937 bin ich dann durch die dauernde Opposition meiner Eltern selbst kritischer gegenüber dem Nationalsozialismus geworden, auch wenn ich zunächst weiterhin Jungvolkführer geblieben bin. Daß ich mich 1937 entschieden habe, Soldat zu werden, habe ich nicht nur getan, um aus dem Schatten meines Vater herauszutreten, sondern auch, weil ich wußte, in der Wehrmacht würde ich mit der Partei nichts zu tun haben.

Sie sind also im Hause des ehemaligen NS-Rektors Heidegger gegen die Partei beeinflußt worden?

Heidegger: So war es, und das habe ich den Biographen, wie etwa Hugo Ott, auch immer erzählt, aber der, fixiert auf die "Schuld" meines Vaters, hat das noch nicht einmal aufgenommen.

Ab 1940 waren Sie an der Front, doch von Herbst 1941 waren Sie nach einer schweren Verwundung zwei Jahre Rekonvaleszent in Freiburg.

Heidegger: Und war in dieser Zeit natürlich wieder in enger Verbindung mit meinen Eltern. Ich besuchte damals drei Vorlesungen und ein Seminar meines Vaters an der Universität. Schließlich habe ich ihm auch meinen Rußland-Bericht zu lesen gegeben, das war allerdings erst nach dem Krieg. Ich wurde dort Zeuge furchtbarer Verbrechen der Roten Armee. Etwas, was heute im Bewußtsein der Deutschen kaum mehr eine Rolle spielt. Ganz anders als diese unselige Wehrmachtsausstellung, die ich - unabhängig von den Verbrechen der Roten Armee - für völlig verfehlt halte, denn tatsächlich war nur weniger als ein Prozent der Wehrmacht an solchen Verbrechen beteiligt. Daß diese Ausstellung in der Öffentlichkeit und vor allem von Vertretern unseres Staates unterstützt wurde, kann ich nicht verstehen.

Wie fällt die politische Einschätzung Ihres Vaters für die Zeit Ihrer Rekonvaleszenz in Freiburg aus?

Heidegger: Geprägt von einer absoluten Verurteilung des Nationalsozialismus!

Allerdings sah er weder den westlichen Liberalismus noch den östlichen Kommunismus als akzeptable Alternative für Deutschland.

Heidegger: So ist es.

Den stärkeren Affekt scheint er aber gegen den Westen und die USA gehabt zu haben?

Heidegger: Das ist richtig, und einige unerfreuliche Begegnungen mit Amerikanern nach dem Krieg haben ihn schließlich in dieser Einstellung noch bestärkt.

Was wollte Ihr Vater mit seinem politischen Engagement für den Nationalsozialismus tatsächlich erreichen?

Heidegger: Er hoffte 1933, mit Hilfe des Nationalsozialismus seine Universitätsreformgedanken durchzusetzen.

Inwiefern hat er dabei an Deutschland gedacht?

Heidegger: Ein Vorhaben im Dienste Deutschlands, da er die Rolle der Deutschen darin sah, die Aufgabe der Griechen für die abendländische Welt zu übernehmen.

Also ein höheres Verantwortungsgefühl für ganz Europa?

Heidegger: Ja, die Bewahrung des Abendlandes war ihm sehr wichtig.

Wie hat er nach Ihrem Erleben schließlich persönlich auf seinen Irrtum bezüglich des Nationalsozialismus reagiert? Fühlte er sich verraten, oder fühlte er sich vor sich selbst für dessen Erfolg mitverantwortlich?

Heidegger: Er hat sich seinen Irrtum ehrlich eingestanden. Da er sich aber innerlich deutlich von den neuen Machthabern abgewandt hatte, fühlte er sich für den Nationalsozialismus nicht mehr verantwortlich.

Hat sich Ihr Vater als deutscher Philosoph empfunden oder als "abendländischer Denker"?

Heidegger: Beides, er fühlte sich aber vor allem seiner Heimat verbunden.

Warum hat sich Ihr Vater nie öffentlich distanziert? Das hätte ihm vieles erleichtert.

Heidegger: Er wollte sich nach 1945 öffentlich nicht gemein machen mit all jenen, die auf einmal immer schon "dagegen" gewesen waren. Gegenüber Karl Jaspers hat er in mehreren Briefen seinen politischen Irrtum, seine Scham und seinen kurzfristigen Machtrausch bekannt.

Die "Heidegger-Hatz" verebbte in den fünfziger Jahren und setzte erst Mitte der achtziger Jahre mit den Büchern von Farías und Ott wieder ein.

Heidegger: Als gewisse Autoren merkten, daß man mit Angriffen auf Heidegger große Aufmerksamkeit erzielen konnte, hat man sich diese Möglichkeit natürlich nicht entgehen lassen. Das beweist die Tatsache, daß plötzlich auch fachfremde Wissenschaftler, der Soziologe Farías und der Wirtschaftshistoriker Ott, über den Philosophen Heidegger leider vielfach wahrheitswidrig schrieben und urteilten.

Welches Verhältnis hatten Sie persönlich zu Ihrem Vater?

Heidegger: Als Vater war er äußerst liebenswürdig, er hat mit uns gespielt, half uns in der Schule und ging mit uns wandern oder Skilaufen. Er interessierte sich immer für unser Leben. Er konnte sich auch ohne Schwierigkeiten auf die Bauern hier in der Umgebung einstellen und kam mit ihnen sehr gut aus. In meiner Erinnerung lebt er als liebevoller Mensch fort.

 

Fotos: Martin Heidegger (1968): Mit Angriffen auf den Philosophen konnte man große Aufmerksamkeit erzielen

Fotos: Martin und Hermann Heidegger 1973 in Todtnauberg

 

Dr. Hermann Heidegger, geboren 1920 in Freiburg im Breisgau, studierte Philosophie, Geschichte, Jura und Forstwirtschaft. 1938 wurde er als Fahnenjunker angenommen und diente in Frankreich, auf dem Balkan und an der Ostfront. Vier mal verwundet war der Oberleutnant am Ende des Krieges Führer eines Infanteriebataillons. Nach Rückkehr aus sowjetischer Gefangenschaft setzte er 1948 sein Studium fort und promovierte 1953 - während er als Volksschullehrer tätig war - im Fach Geschichte bei Gerhard Ritter. Graf Baudissin holte ihn 1955 als Hauptmann in das Bundesministerium der Verteidigung. Er bearbeitete die ersten vier Bände "Schicksalsfragen der Gegenwart. Handbuch politisch-historischer Bildung", war Mitbegründer der Monatsschrift "Information für die Truppe" und diente in mehreren Generalstabs- und Truppenkommandeursverwendungen. 1979 bekam der Oberst seinen Abschied. Seit 1976 betreut Hermann Heidegger die Gesamtausgabe der Werke seines Vaters, des Philosophen Martin Heidegger.

 

weitere Interview-Partner der JF


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen