© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002

 
Meldungen

Kirchen sollen nicht auf Mehrheiten schielen

TIMMENDORFER STRAND. Die Kirchen sollten nicht ständig darauf schielen, ob sie mit ihren Positionen mehrheitsfähig sind, sondern mit Stolz und Selbstbewußtsein für ihre Botschaft eintreten. Diese Ansicht vertrat die Leiterin des Instituts für Demoskopie Allensbach, Renate Köcher, am 4. November vor Journalisten bei der EKD-Synode in Timmendorfer Strand. Die Kirchen seien zu sehr auf Austritte und sinkende Mitgliederzahlen fixiert und hätten das Gefühl, Nachhut der gesellschaftlichen Entwicklung zu sein; sie sollten sich aber vielmehr als l. Avantgarde" verstehen. Kirchen seien etwas anderes als Parteien, die immer auf Mehrheiten aus sein müssen. Nicht nur Mehrheiten prägen die Gesellschaft, so Frau Köcher, sondern oft auch qualifizierte Minderheiten. Richtig und falsch sei keine Frage von Mehrheit und Minderheit. Den Kirchen in Ost und West gab Frau Köcher den Rat, mit mehr Selbstbewußtsein aufzutreten. Dies gebe ihrer Botschaft Strahlkraft. Außerdem müsse man die religiöse Erziehung ernster nehmen. Es sei falsch, wenn Eltern argumentierten, sie verzichteten auf die religiöse Erziehung ihrer Kinder, weil sie sie nicht in ihrer späteren Entscheidung beeinflussen wollten. Untersuchungen zeigten, daß Kinder ohne religiöse Verankerung zu einer solchen Entscheidung kaum fähig seien.

 

Kino: Dem deutschen Film geht die Luft aus

BERLIN. Das dritte Quartal des Jahres 2002 hat den Kinounternehmen, die bisher gegen alle Trends zugelegt hatten, eine Konjunktur-Delle beschert. Das teilte die Filmförderungsanstalt FFA in Berlin mit. Nachdem im ersten Halbjahr das hohe Vorjahres-Niveau noch gesteigert werden konnte, kamen bis zum 30. September gegenüber dem Vorjahr 10,6 Millionen Kinofans, also gut acht Prozent, weniger in die Filmtheater. Jetzt setzten Kinobetreiber auf Publikumsmagneten wie "James Bond", "Harry Potter" und "Der Herr der Ringe". Der Umsatz der Branche sank um drei Prozent auf 672,1 Millionen Euro. Dem deutschen Film fehlten in diesem Jahr die Hits. Einen vergleichbaren Publikumserfolg wie "Der Schuh des Manitu" habe es nicht gegeben. Der Marktanteil deutscher Filme sank deshalb von 17,9 auf 12,4 Prozent, die Besucherzahl von 21,4 auf 14 Millionen.

 

Historiker Wehler gegen EU-Beitritt der Türkei

FRANKFURT/MAIN. Der linke Historiker Hans-Ulrich Wehler hat sich gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union ausgesprochen. Der Wahlerfolg der islamistischen Gerechtigkeitspartei unter Erdogan bestätige die Position der Kritiker eines türkischen EU-Beitritts, sagte der emeritierte Bielefelder Geschichtsprofessor in einem am Dienstag veröffentlichten Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen. Es spreche viel für die Annahme, so Wehler, daß der frühere Oberbürgermeister von Istanbul als "Wolf im Schafspelz" agiere. Die Überlegung der EU, man könne "durch Unterstützung der westlichen Eliten den aufkommenden Fundamentalismus zähmen", steht nach Auffassung Wehlers angesichts des Ausgangs der Parlamentswahlen in der Türkei "auf noch wackligeren Füßen". Die EU sei kein "Samariterverein". Bei der Entscheidung über einen EU-Beitritt der Türkei könne es nur um die Frage gehen, "ob es im europäischen Interesse und im Interesse der Verteidigung der historisch geprägten Identität Europas wünschenswert ist, daß man sich den riesigen Ballast eines muslimsischen Großstaates als Mitglied auflädt", sagte Wehler.

 

Sprach-Pranger

"Green-Cop-Projekt"

Initiative des Sozialamts Berlin-Mitte zur Beschäftigung und Qualifizierung von Sozialhilfe-Empfängern.


 
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