© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    46/02 08. November 2002

 
Gelebte Zivilcourage / Der Politikwissenschaftler Klaus Hornung wurde mit einer Festschrift geehrt
Der Politikwissenschaftler Klaus Hornung wurde mit einer Festschrift geehrt
Michael Wiesberg

In Verantwortung für die Berliner Republik": So lautet der Titel einer von Albrecht Jebens und Stefan Winckler herausgegebenen Festschrift zu Ehren des renommierten Zeithistorikers und derzeitigen Leiters des Studienzentrums Weikersheim, Klaus Hornung, der vor kurzem 75 Jahre alt wurde. Dieser Geburtstag war für Jebens und Winckler ein Anstoß für die Festschrift, die Ende Oktober in Stuttgart der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Hornung hat sich als Politikwissenschaftler vor allem durch seine Totalitarismusstudien einen Namen gemacht. Dem Thema "Totalitarismus" ist auch sein bekanntestes Werk "Das totalitäre Zeitalter. Bilanz des 20. Jahrhunderts" gewidmet, das 1993 erschien. Hornung legt in diesem Werk die ideologischen Wurzeln des Faschismus/Nationalismus beziehungsweise des Kommunismus/Stalinismus frei, die er vor allem im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert verortet. Darüber hinaus hat Hornung, der bei den bekannten Politologen Hans Rothfels und Theodor Eschenburg promovierte, eine Reihe von Arbeiten zum Thema "Preußen" vorgelegt. In adiesem Zusammenhang verdient insbesondere sein Werk über den preußischen Heeresreformer Scharnhorst Erwähnung, das 1997 erschien.

Albrecht Jebens, der von 1982 bis 1997 Geschäftsführer des Studienzentrums war, wies in seiner Eingangsrede darauf hin, daß vor allem der Lebenslauf von Klaus Hornung und dessen Engagement für das Allgemeinwohl eine ausschlaggebende Rolle bei der Entscheidung für eine Festschrift gespielt hätten. Dieses Engagement zeigte sich unter anderem bei der Entscheidung von Hornung, sich im Alter von 74 Jahren an die Spitze des 1979 von dem ehemaligen baden-württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger gegründeten Studienzentrums Weikersheim wählen zu lassen. Unter der Leitung von Hornung hat das Studienzentrum inzwischen zu seinen konservativen oder nationalliberalen Grundlagen zurückgefunden und sorgt zunehmend für entsprechende Impulse im gesellschaftlichen Diskurs der Bundesrepublik. Stefan Winckler, der zuletzt als Mitherausgeber einer Arbeit über den Verfassungsschutz hervorgetreten ist, betätigte sich in seiner Rede als eine Art Cicerone durch die Festschrift, indem er den etwa 55 Teilnehmern der Veranstaltung den roten Faden und die Autorenauswahl der Festschrift erläuterte. Unter diesen Autoren finden sich neben den Herausgebern der Festschrift so bekannte Namen wie Josef Schüßlburner, Herbert Kremp, Dieter Stein, Heinz Magenheimer, Christa Meves, Frank Lothar Kroll, Konrad Löw, Klaus Motschmann, Siegmar Faust, Gerd-Helmut Komossa, Franz und Reinhard Uhle-Wettler Caspar von Schrenck-Notzing und viele andere mehr.

Klaus Hornung selbst ging in seiner Dankesrede vor allem auf die Strategien ein, die der real existierende Antifaschismus im nunmehr wiedervereinigten Deutschland verfolgt. Die Ausgrenzungswut gegenüber Andersdenkenden, so Hornung, sei integraler Bestandteil dieser Strategien. Scharf ging Hornung in diesem Zusammenhang mit dem sogenannten "bürgerlichen Lager" ins Gericht, dem der Geehrte vorwarf, zu einfältig zu sein, um die diffizilen strategischen Winkelzüge des antifaschistischen Diskurses erfassen zu können. Diese engagierte Rede zeigte einmal mehr, daß mit dem Emeritus Klaus Hornung auch in Zukunft gerechnet werden muß. In einer Zeit, in der viele Repräsentanten des bürgerlichen Lagers nicht mehr den Mut aufbringen, sich aktiv für die Meinungsfreiheit in Deutschland einzusetzen, zeigt Hornung, wie Zivilcourage heute inhaltlich zu füllen ist und aktiv gelebt werden kann.

Albrecht Jebens/Stefan Winckler (Hrsg.): In Verantwortung für die Berliner Republik. Ein freiheitlich-konservatives Manifest. Festschrift für Klaus Hornung zum 75. Geburtstag. Berlin 2002, geb., 495 Seiten, 25 Euro


 
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