© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/02 22. November 2002

 
Zeitschriftenkritik: Mitwissen - Mittun
Auf die Kinder kommt es an
Werner Olles

In den larmoyant und zynisch gewordenen westlichen Wohlstandsgesellschaften steht das Thema "Lebensschutz" nicht mehr auf der Tagesordnung. Eine rein materialistische und hedonistische Denkweise führte dazu, daß selbst die sich immer noch "christlich" nennenden Parteien vor dem Zeitgeist in die Knie gingen und dem Schutz des menschlichen Lebens und der ungeborenen Kinder keine Priorität mehr einräumten. Abgesehen von einigen wenigen wackeren Einzelkämpfern, die unerschütterlich und zuversichtlich die von solchen staatlich subventionierten Organisationen wie der UNO-Unterorganisation "pro familia" und der "Aids-Hilfe" propagierte Vulgär-Ethik anprangern, gibt es leider nur wenige Gruppen und Projekte, die sich diesem und anderen unterstützenswerten Zielen im Bereich des Lebenschutzes verschrieben haben.

Eine dieser Organisationen ist "Pro Conscientia e.V. zum Schutze menschlichen Lebens und für das ungeborene Kind". Unter dem Vorsitz von Herrmann Schneider gibt sie den Pro Conscientia Infobrief "Mitwissen - Mittun" heraus, von dem bis jetzt zwölf Ausgaben erschienen sind. Auf etwa fünfzig Seiten im DIN-A-4-Format werden hier engagiert Neuigkeiten und Themen aus dem Bereich des Lebensschutzes vorgestellt und aus christlich-biblischer Sicht dem moralzerstörenden und kinderfeindlichen Zeitgeistmilieu Paroli geboten. So werden beispielsweise in der jüngsten Ausgabe junge Ehepaare, die sich ein Baby wünschen, dazu aufgerufen gemeinsam "Kinderwunschbünde" zu gründen. In einer Gemeinschaft mit Verbündeten und Gleichgesinnten eröffneten sich durch die gegenseitige Hilfe viele neue Möglichkeiten von der Nachbarschaftshilfe über Fahrgemeinschaften bis hin zur Schaffung einer liebevollen und kinderfreundlichen Umwelt. Als Vorbilder gelten unter anderem die Kolpingfamilien, der CVJM (Christlicher Verein junger Menschen), christliche Missionswerke im In- und Ausland und Ehepaarkreise in manchen Kirchengemeinden.

Recht interessant ist auch der Bericht eines ehemaligen "Achtundsechzigers", der die Gelegenheit hatte, an der U.C. San Diego in La Jolla mit Herbert Marcuse kurz vor dessen letzten Vortragsreise nach Europa, von der er nie wieder nach Kalifornien zurückkehrte, - er verstarb Ende Juli 1979 am Starnberger See - ein Gespräch führen zu können. Zwar war Marcuse offensichtlich gefangen in der Falle der Gottesleugnung, gestand jedoch zu, daß rein wissenschaftstheoretisch gesehen keine letztgültigen Aussagen von Menschen über Menschen gemacht werden können. Den über allem stehenden Gott und seine Offenbarung als Quelle letztgültig wahrer Aussagen zu akzeptieren, lehnte er dann allerdings ab, jedoch nicht aus prinzipiellen Gründen, sondern wegen des "Leidens in der Welt". Weitere Themen befassen sich mit der Misere deutscher Bildungspolitik, einem Plädoyer für die Ehe und "Neun Thesen gegen das Fernsehen". Werner Olles

Pro Conscientia e.V., Rainweg 1/1, 69118 Heidelberg


 
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