© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    48/02 22. November 2002

 
Blick in die Medien
Geschenkt
Ronald Gläser

Wer hat die Macht über die Medien? Vor dem Hintergrund des unendlichen Kampfes gegen den Terrorismus haben zwei Staaten gerade wieder hart durchgegriffen. Moskau droht der ARD mit einem Entzug der Drehgenehmigungen. Und Kuwait schließt das Büro des arabischen Senders El Dschasiera. Ausgerechnet beim Spiegel wird diese Frage derzeit etwas anders gestellt. Sie lautet: Wer hat die Macht in den Medien? Der Spiegel wird seit der Spiegelaffäre als prominentestes Zensuropfer der Bundesrepublik angesehen. Jetzt kämpft nicht mehr der Verlag gegen den Staat, sondern die Inhaber des Verlags gegeneinander. Den Mitarbeitern gehört seit 28 Jahren die Hälfte des Hauses. Wie es heißt, hat Augstein sein Geschenk an die Belegschaft später sehr bereut. Aber geschenkt ist geschenkt. Die Erben und der Gruner & Jahr Verlag verfügen über die andere Hälfte. Vor diesem Hintergrund verzichtet der Spiegel bezeichnenderweise auf die Benennung eines neuen Herausgebers. Die Machtfrage bleibt ungelöst. Seit der Spiegel-Affäre sind in Deutschland so unverblümte Eingriffe in die Medienlandschaft eher eine Seltenheit. Dafür beschäftigen sich Gerichte mit Vorgängen wie der Posse um den Komödianten Stefan Raab: Er wurde wegen einer TV-Total-Sendung jetzt zu 5.000 Euro Schadensersatz verurteilt. Raab hatte einen Spielshow-Teilnehmer gezeigt und Prominentenzitate wie "schwule Sau" eingespielt. Daß der Mann sich in seinen Persönlichkeitsrechten verletzt sieht, kann wohl jeder nachvollziehen. Trotzdem: Wer zu einer Spielshow geht, ist mächtig peinlich.


 
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