© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    49/02 29. November 2002

 
Klare Worte für Deutschland
Anti-Schönbohm-Kampagne: Unionspolitiker solidarisieren sich mit dem Brandenburger Innenminister
Manuel Ochsenreiter

Auf die zur Kampagne aufgeblasene Kritik an seinem Interview mit der JUNGEN FREIHEIT reagiert der Brandenburgische Innenminister Jörg Schönbohm gelassen: "Ich wollte mal testen, ob die Reflexe noch da sind. Sie sind noch da. Sie haben reagiert wie die pawlowschen Hunde." Nachdem selbst der Präsident des Zentralrats der Juden, Paul Spiegel, sich öffentlich fragte, ob Schönbohm "in einem luftleeren Raum lebt" und Bundestagspräsident Wolfgang Thierse Schönbohm die "Schwächung" des "Kampfes gegen Rechts" vorwarf, bekam das Interview endgültig bundespolitische Relevanz.

In einem Interview mit dem Tagesspiegel ließ Thierse abermals sein Verständnis vom überparteilichen Amt des Bundesratspräsidenten druchblicken. "Ich will keine Verbote aussprechen. Einzelne entscheiden", antwortete er, als es darum geht, ob mit der JF gesprochen werden darf. Fast hört es sich so an, als könne er es verbieten - wolle es aber nur nicht.

Nachdem die CDU-Spitze um Angela Merkel über eine Woche beharrlich zu den Anfeindungen und Angriffen auf Jörg Schönbohm schwieg, solidarisierten sich zahlreiche CDU-Politiker mit dem früheren Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium.

So zum Beispiel Jan Klaps, Mitglied des Landesvorstands der Jungen Union Niedersachsen. Gegenüber der JF erklärte der 31jährige, es handle sich bei der Kampagne um "eine typische Reaktion der gutmenschlichen Linken, wenn namenhafte Persönlichkeiten einer konservativen Zeitung ein Interview geben." Für Klaps ist die JUNGE FREIHEIT das politische "Spiegelbild der taz".

Auch der Fuldaer CDU-Abgeordnete Martin Hohmann springt seinem brandenburger Parteifreund zur Seite. Für ihn sind die Aussagen Schönbohms eine "wegweisende Analyse". Ihr komme bei der Aufarbeitung des Wahlergebnisses eine entscheidende Bedeutung zu. Besonders dessen Aussagen zum "Ideal und Vorbild der intakten Familie" träfen den Kern des "deutschen Grundproblems". Schönbohms Aussagen fänden Hohmanns "ganz weitgehende und nachdrückliche Unterstützung."

Axel Fischer, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Karlsruhe, wertet die Kampagne im Gespräch mit der JF lediglich als Mittel, "um von den niederschmetternden Ergebnissen rot-grüner und rot-roter Regierungspolitik abzulenken". Fischer findet für die Kritik aus den Reihen der Sozialdemokraten deutliche Worte: "Wer gemeinsam mit der vom Verfassungsschutz beobachteten PDS regiert hat und regiert, der sollte sich mit Ratschlägen zum Demokratieverständnis bei anderen zurückhalten. Kehre jeder vor seiner eigenen Tür."

"Die Meinungspolizei der political correctness schlug wieder einmal zu", kommentiert der CSU-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Götzer die kampagnenhaften Auswüchse der Schönbohm-Kritik. Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT äußerte Götzer, es überrasche ihn freilich nicht, "daß den selbsternannten Gutmenschen Jörg Schönbohms Äußerungen nicht passen". Der Christsoziale hält Schönbohms Aussagen für "eindrucksvoll, richtig und treffend", sie geben "der Debatte über konservative Werte neue Anstöße." Schönbohm gebühre "Dank für seinen Scharfsinn und seine Courage", so Götzer.

Auch der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Henry Nitzsche lobte Schönbohms "Standhaftigkeit". Im Gespräch mit dieser Zeitung nannte er den ehemaligen Bundeswehrgeneral einen "Fels in der Brandung der Beliebigkeit". Er spreche in seinem Interview "klare Worte für Deutschland". "Sei es über Kinder als Quelle der Familie und der Deutschen Nation, sei es über die von Rot-Grün angestrebte Zuwanderung und damit Veränderung des Deutschen Volkes, sei es über die Irrlehre linker Multikultis und sei es über unser Deutschland, auf das wir endlich stolz sein sollten. Wir brauchen solche Politiker wie Jörg Schönbohm, um nicht in den Staub der Geschichte zu fallen", so Nitzsche. Der konservative Sachse wünscht sich mehr Schönbohms in der Politik, die Rückgrat zeigen, "gerade dann, wenn ihnen der Wind ins Gesicht bläst".


 
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