© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/02 06. Dezember 2002

 
WIRTSCHAFT
Bundesbankpräsident als Steuergehilfe
Bernd-Thomas Ramb

Der amtierende Präsident der Deutschen Bundesbank, Ernst Welteke, hat auf dem Unternehmertag Ostwestfalen-Lippe Kritik an den Steuerplänen der Bundesregierung geübt. Soweit die gute Nachricht. Wer nun meint, daß Welteke für eine sofortige Beendigung der Steuererhöhungspläne eintrat und der Bundesregierung wirtschaftsfeindliches Verhalten vorwarf, irrt. Nicht dem Was galt seine Rüge, sondern allein dem Wie. Konkret rüffelte er das Vorhaben seines Parteigenossen Hans Eichel, Veräußerungsgewinne aus Aktien- oder Immobilienverkäufen, wenn auch nunmehr nur noch mit einem einheitlichen Steuersatz von 15 Prozent belastet, in der Einkommenssteuererklärung zu erfassen. Welteke schlägt vor, die Veräußerungsgewinne mit einer Abgeltungssteuer direkt an der Quelle ihres Entstehens, also beim Verkaufsakt, zu belegen. Beim Thema Quellsteuer angelangt, fordert er auch gleichzeitig Selbiges bei der Auszahlung von Zinserträgen.

So könne der formulargeplagte Steuerzahler von zusätzlichen Belastungen bei der Abfassung der Einkommenssteuererklärung entlastet werden, heuchelt der Bundesbankpräsident. Verheimlicht wird seine massive Unterstützung der Steuererhöhungspläne. Nicht nur durch die Forderung der Quellsteuer auf Zinseinkommen, die selbst Eichel so unverblümt nicht verlangt. Das direkte Abkassieren beschleunigt natürlich auch enorm den Zufluß von Steuerzahlungen. Als Gegenstück zur Mehrwertsteuer gewissermaßen eine Minderwertsteuer. Mit seinen vorauseilenden Handlangerdiensten hat sich Welteke wieder einmal als Büttel der SPD erwiesen. Eine Schande, daß er den ehemals hochgeachteten Titel eines Bundesbankpräsidenten trägt. Zum Glück ist der nach der Abschaffung der D-Mark nichts mehr wert.


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen