© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/02 06. Dezember 2002

 
UMWELT
Münchner Vorzeigedächer
Alexander Barti

Das Tankerunglück vor der Galicischen Küste hat es mal wie-der gezeigt: die fossile Energiewirtschaft ist lebensgefährlich. Natürlich werden jetzt die Profiteure dieses Systems einmal mehr behaupten, der globale Ölkreislauf sei völlig unbedenklich, man müsse eben nur die Sicherheitsstandards verschärfen.

Daß es in einer Wirtschaft, die so stolz auf ihren technologischen Fortschritt ist, auch ganz andere Alternativen gibt, beweist ein Vorzeigeprojekt der europäischen Solarindustrie: Seit dem 26. November speist das "Sonnen-Dach Messe München" Strom in das Netz der Münchner Stadtwerke ein. Das Solarkraftwerk wurde von der Phönix Sonnen Strom AG in nur 40 Arbeitstagen errichtet und bildet zusammen mit der bereits 1997 auf den Dächern der Neuen Messe München installierten Schwesteranlage die größte Photovoltaikdachanlage der Welt. Auf einer Gesamtdachfläche von 63.000 Quadratmetern wurden 7.560 Solarmodule mit einer Spitzenleistung von 1,058 Megawatt (MW) montiert. Bereits 1997 ging eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von 1,016 MW auf den Dächern der nördlichen Messehallen in Betrieb. Die Spitzenleistung beider Anlagen von nahezu 2,1 MW reicht aus, um den jährlichen Stromverbrauch von schätzungsweise 700 privaten Haushalten zu decken.

"Das ist lächerlich wenig" - hört man bei diesen Zahlen die Gegner einer solaren Wende meckern. Und natürlich haben sie recht. Aber wir befinden uns gerade am Anfang des solaren Zeitalters, das heißt, weder das Forschungs- noch das Installationspotential ist auch nur annähernd ausgeschöpft. Wer sich gegen diese Entwicklung stellt, sollte seinen nächsten Sommerurlaub an der Galicischen Küste verbringen.


 
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