© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    50/02 06. Dezember 2002

 
Frisch gepresst

Ursprünge der Erhard-Republik. Zu dem, was sich in der historischen Allgemeinbildung über den Widerstand gegen Hitler festgesetzt hat, gehört auch die dunkle Vorstellung, daß die junge bundesdeutsche Wirtschaftswunderordnung Ludwig Erhards theoretisch von den nationalökonomischen Exponenten des "20. Juli" wie dem "ordoliberalen" Walter Eucken vorbereitet worden sei. Eine quellengesättigte Analyse dieser Kontinuität wirtschaftspolitischer "Dritte-Weg-Konzepte" fehlte allerdings bisher. Mit der umfassenden, trotz der mitunter spröden Materie spannend geschriebenen Bochumer Dissertation von Daniela Rüthers wird diese Forschungslücke gefüllt (Der Widerstand des 20. Juli auf dem Weg in die Soziale Marktwirtschaft. Die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der bürgerlichen Opposition gegen Hitler. Schöningh Verlag, Paderborn 2002, 491 Seiten).

Brennpunkt Irak. In Erwartung eines militärischen Schlages der USA gegen den Irak ist es zweckmäßig, noch rechtzeitig Auskünfte über Land und Leute zu präsentieren, bevor die Verhältnisse an Euphrat und Tigris neu sortiert werden. Peter Heine, Direktor des Berliner Instituts für Asien- und Afrikawissenschaften, versucht , die Historie des Irak von der Zeit nachzuerzählen, in der die Siegermächte des Ersten Weltkriegs mittels einer Londoner Herrenrunde die territoriale Aufteilung der äußerst heterogenen Region veranlaßten. Die im Titelzusatz versprochenen Hintergründe des aktuellen Weltkonfliktes löst Heine allerdings kaum ein, da dem Ethnologen dazu wohl kaum gleiche Informationen über gegenwärtige "Herrenrunden" im Pentagon zugänglich sind. Deshalb eignet sich dieses Buch eher für die Ausstattung künftiger "Internationaler Missionen", die bei ihren Aufräum- und Befriedungsarbeiten eine grobe regionale Orientierung benötigen (Schauplatz Irak. Herder Verlag, Freiburg i. Br. 2002, TB, 159 Seiten, 8,90 Euro).

Selbstaufgabe. In seinem Buch "The death of the west" warnt der konservative US-Politiker Patrick J. Buchanan vor einer Auflösung der "westlichen" Gesellschaft, die sich durch Phänomene wie Geburtenschwund, Überalterung und Massenzuwanderung in der Zukunft selbst austauschen und damit verschwinden wird (JF 13/02). Nun ist die deutsche Übersetzung erschienen (JF 48/02). (Der Tod des Westens. Bonus Verlag, Selent 2002, 287 Seiten, 19,95 Euro).


 
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