© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/02 13. Dezember 2002

 
Worte von und über Gerhard Löwenthal

"Mein Vater gehörte eben auch zu jenen deutschen Juden, die sich ihre Liebe zu Heimat und Vaterland nicht aus dem Herzen reißen lassen wollten. Trotz der menschenverachtenden Judengesetze, der sich ständig perfektionierenden Ausschaltungsmaßnahmen und Schikanen im täglichen Leben und der zunehmenden wirtschaftlichen Strangulation blieb der fallengelassene Auswanderungsplan nach Südafrika zunächst der einzige Versuch, Deutschland zu verlassen. Wir Kinder besuchten weiter die Schule und trotzten allen Anfeindungen. Vater kämpfte entschlossen um den Fortbestand seines Geschäftes und war dabei durch die Hilfe vieler "arischer" Geschäftsfreunde erfolgreich. Mutter hielt die Familie tapfer zusammen. Erst nach dem staatlich organisierten Judenpogrom vom 9./19. November 1938 wurde uns die Schlinge um den Hals bewußt, die jeden Augenblick zugezogen werde konnte. (...) Ich hatte durch die furchtbaren Erlebnisse dieser Nacht und beschleunigt durch den permanenten Druck, unter dem wir seit Jahren standen, einige Entwicklungsstufen vom Kind zum Erwachsenen übersprungen."

Gerhard Löwenthal in seinen Lebenserinnerungen "Ich bin geblieben" (Herbig, 1987)

 

 

"Daran mußte ich denken, als ich die Haßausbrüche gegen mich bei öffentlichen Veranstaltungen in jener Zeit (Anfang der siebziger Jahre, Anm. d. Red.), auf denen ich als Redner auftrat, erlebte, vor allem an den Universitäten, die von bürgerlichen Politikern dem roten Polit-Mob überlassen worden waren - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen. Beim Blick in die von Haß und Fanatismus verzerrten Gesichter radikalisierter junger Menschen sah ich genau die Physiognomien der Hitler-Jugend- und SA-Horden wieder vor mir, die mir vierzig Jahre früher nach dem Leben trachteten. (...) Massiver Psycho-Terror ersetzte die Diskussion mit Argumenten, denen ich mich stellen wollte. Deutsche Universitäten, die Stätten der Disputation, des Austauschs von Argument und Gegenargument sein sollten, wurden zur Kampfstätte linksradikaler Agitatoren, die eine kritiklose Masse gegen einen unabhängigen Journalisten aufhetzten."

Gerhard Löwenthal in seinen Lebenserinnerungen "Ich bin geblieben" (Herbig, 1987)

 

 

"Jetzt kann er wieder mit Karl Eduard von Schnitzler streiten. Im Himmel oder in der Hölle."

Hanno Harnisch, Ex-Pressesprecher der PDS, im "Neuen Deutschland" vom 10. Dezember

 

 

"Aus seiner Zeit heraus betrachtet war Löwenthals politische Einseitigkeit durchaus rollenkonform - und in seiner radikalen Abgrenzung von den ARD-Links-Funkern wichtig für die Vielfalt in einer demokratischen Fernsehlandschaft."

Klaudia Brunst, ehemalige Chefredakteurin der "taz", in der "Berliner Zeitung" vom 10. Dezember

 

 

"Löwenthal hat sich wie die meisten Deutschen über das Ende der DDR sehr gefreut, aber darunter gelitten, daß kaum einer sagte: 'Der Löwenthal hat aber recht gehabt.'"

Karl-Heinz Baum in der "Frankfurter Rundschau" vom 10. Dezember


 
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