© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/02 13. Dezember 2002

 
Frisch gepresst

Reemtsma-Ausstellung. Die Widmung, die einem in Karl-Heinz Schmicks "Annäherung an die neue Wehrmachtausstellung" entgegenspringt ("Allen von Jan Philipp Reemtsma und seinem Institut für Sozialforschung Geschädigten"), läßt schlimme Polemik befürchten. Der Leser wird jedoch angenehm überrascht. Kühl und im besten Sinne aufklärerisch widmet sich der Berliner Militärhistoriker der überarbeiteten Schau. Besonders gelungen sind die ersten fünfzig Seiten, die anhand wissenschaftlicher Karrieren die Seilschaften der bundesdeutschen Vergangenheitspolitik unter die Lupe nehmen. (Alter Wein in neuen Schläuchen? Eine erste Annäherung an die neue Wehrmachtausstellung. Ludwigsfelder Verlagshaus, Ludwigsfelde 2002, 261 Seiten, Abbildungen, 19 Euro).

Die SS. Kein Geringerer als der Leiter der ZDF-Redaktion Zeitgeschichte und Vielschreiber Guido Knopp hat sich mit Hilfe eines Zuträger-Teams daran gemacht, die Geschichte der SS für das "breite Publikum" neben der Fernsehdokumentation auch literarisch aufzubereiten. Sicherlich ist es schwierig, etwas vorurteilsfrei zu beschreiben, was einen mit Abscheu erfüllt. Wie zu befürchten, scheitert Knopp an diesem wissenschaftlichen Ansatz. Außer der Geschichte der SS-Angehörigen in der Nachkriegszeit erfährt man darüber hinaus wenig Neues über den "Orden unter dem Totenkopf". Dem unter diesem Namen schon 1967 von Heinz Höhne verfaßten Buch kommt Knopp mit seiner Beschreibung der vielschichtigen SS-Historie zwischen "arischer Elite", Parteispendenverein, Kontrolleur wichtiger Reichsexekutivorgane und "vierter Waffengattung" wenig nahe. So bleibt dem Leser eine detaillierte Beschreibung eben dieses heterogenen Bildes vorenthalten (Die SS. Eine Warnung der Geschichte. C. Bertelsmann, München 2002, 414 Seiten, 24,90 Euro).

Globalisierungskritik. Der Journalist Manfred Julius Müller faßt in seiner Broschüre das zusammen, was Gegner sowohl der politischen Linken wie der Rechten an der Strategie der weltweiten "freien Märkte" mit ihren Begleiterscheinungen wie Kulturimperialismus, Monopolisierung und Ausbeutung der Schwachen kritisieren. Anhand einiger aufgezeigter Alternativen versucht Müller, ein humaneres Modell zu entwerfen (Anti-Globalisierung. Zurück zur Vernunft! Books on demand, Norderstedt 2002, 96 Seiten, 8,90 Euro).


 
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