© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    51/02 13. Dezember 2002

 
Blick in die Medien
Auto-Laudatio
Ronald Gläser

Zu historischen Anlässen ist Fritz Pleitgen immer voll des Lobes - für sich selbst. Gefeiert wird gerade das 50jährige Jubiläum des Bestehens der ARD. Weniger gebildeten Zeitgenossen verkaufen Pleitgen & Co. diese fünf Jahrzehnte als "50 Jahre deutsches Fernsehen!" Die ARD ist nicht die Stunde Null des deutschen Fernsehens. Schon Jahre zuvor waren Fernsehsendungen ausgestrahlt worden. Aber die selbstverliebte ARD wirbt tagaus, tagein mit diesem Slogan. Pisa-Deutschen kann man einfach alles erzählen. Vielleicht meint Herrr Pleitgen ja auch "50 Jahre deutsches Fernsehen mit alliierter Sendelizenz". Eine viel größere Geschichtsklitterung betreibt der öffentlich-rechtliche Sender hinsichtlich seiner Rolle im geteilten Deutschland. Sicher hat das Fernsehen dazu beigetragen, die Mitteldeutschen über die wahren Verhältnisse zu unterrichten. Doch eine direkte Auseinandersetzung mit dem Unrecht der Teilung fand kaum statt. In seiner Auto-Laudatio erklärt Pleitgen, die ARD-Sendungen seien ein entscheidender Beitrag zur Einheit gewesen. Wenn dies nicht alles bitterernst wäre, könnte man lachen. Pleitgen war am 9. November 1989 als Korrespondent in Warschau. Während ihn der Mauerfall nur am Rande interessierte, bettelte er vor laufender Kamera um die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie durch die Bundesrepublik Deutschland. Gleichzeitig warnte ein ARD-Kommentar vor den "schnellen Wiedervereinigern, die jetzt ihr politisches Süppchen" kochten.


 
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