© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/02 20. Dezember 2002 / 01/03 27. Dezember 2002

 
"Jetzt erst recht!"
Politische Kriminalität: Der stellvertretende Landesvorsitzende der hessischen Republikaner, Günter Hämer, im Gespräch mit der JF
Claus-M. Wolfschlag

Es war Freitagabend, der 15. November, als Günter Hämer, stellvertretender Landesvorsitzender der hessischen Republikaner, durch zwei unbekannte Männer brutal niedergeschlagen wurde. Bei dem Überfall wurde ihm ein Schultergelenk zertrümmert, seine Hände gebrochen und ein Zahn ausgeschlagen. Die Täter sollen dabei geäußert haben, daß sie damit Hämers politische Arbeit behindern wollten (JF 49/02). Hämer befindet sich noch immer zur Behandlung im Krankenhaus.

Herr Hämer, wie geht es Ihnen?

Hämer: Zur Zeit liege ich in einer Reha-Klinik. Das Schultergelenk meines linken Armes ist zerstört, wobei wohl auch Nerven betroffen wurden. Danach werden weitere Maßnahmen vor Ort, also in einer Arztpraxis in Neustadt, getroffen. Es ist schwierig, den Arm wieder voll funktionsfähig zu machen. Bis dahin dürften noch etliche Wochen ins Land gehen. Eine Garantie für eine vollständige Genesung geben die Ärzte allerdings nicht.

Sind Sie mit der Anteilnahme durch Presse und Parteikollegen zufrieden?

Hämer: Bisher habe ich nur wenige Zeitungen in der Hand gehabt. Bei der oberhessischen Presse in Marburg-Biedenkopf war die Berichterstattung über die Tat in Ordnung. Andere Berichte habe ich noch nicht gelesen. Überwältigend war die Anteilnahme durch Parteikollegen. Die haben es in Kauf genommen, trotz ihrer Anreise, warten zu müssen und nur kurze Gespräche führen zu können, da meine Therapiemaßnahmen leider wenig Freiraum lassen.

Welche Gefühle bewegen Sie nach dem Überfall?

Hämer: Ich vertrete eher den Standpunkt "Jetzt-erst-recht", wobei ich etwas Verbitterung nicht ganz ausschließen will. Dafür waren die Schmerzen zu groß, um keine Verbitterung zu spüren. Immer noch habe ich keine schmerzfreien Nächte. Aber das wird mich nicht daran hindern, weiterzumachen. Ich war, bin und bleibe Republikaner.

Haben Sie bereits früher Attacken gegen sich und Ihre politische Arbeit erlebt?

Hämer: In diesem direkten Zusammenhang erlebte ich nichts Negatives. Allerdings war ich vor acht Jahren zur Bundestagswahl ebenfalls Spitzenkandidat meiner Partei in Hessen. Damals erhielt ich Auflagen durch die Kriminalpolizei, durch den Staatsschutz, da dort angeblich Kenntnisse vorlagen, daß man ein Attentat auf mich vorhabe. Das führte dann zu verschiedenen Einschränkungen im privaten Bereich. Das alles liegt aber acht Jahre zurück, und die Auflagen kamen von der Polizei. In Neustadt jedenfalls kam die Attacke völlig überraschend. Wir hatten dort nie Probleme, konnten auch alleine Infotische betreuen. Etwas anders war das schon in Marburg, eine Unistadt mit einer immer schon latent gewaltbereiten linken Szene. Da kam es auch schon mal zu Übergriffen.

Sind die Täter bereits gefaßt?

Hämer: Nein. Den letzten Kontakt zur Polizei hatte ich, als ich noch in der Uniklinik Marburg lag. Dort sagte man mir, daß es mittlerweile einen Anhaltspunkt gäbe.

 

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