© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/02 20. Dezember 2002 / 01/03 27. Dezember 2002

 
Frisch gepresst

Nord-Ostpreußen. Der im Atlas-Format publizierte Bildband Alexander von Normanns über den Teil des preußischen Ostens, den Rußland seit 1945 als Kriegsbeute reklamiert, will das "Bewußtsein wecken für die kulturelle und geschichtliche Identität Ostpreußens". Anfangs auf den Spuren der eigenen Familiengeschichte hat der Verfasser zu diesem Zweck in der "Kaliningrader Oblast" seit 1991 seine Erkundungsfahrten gemacht und Eindrücke gesammelt, die sich in seinem ästhetisch höchste Ansprüche erfüllenden Band zur Topographie einer ostdeutschen Geschichtslandschaft zusammenfügen. In der Art, wie von Normann mit archäologischem Spürsinn die historischen Strukturen in dieser zum Teil wieder in den "Urzustand zurückgefallenen Landschaft" sichtbar macht, ist es ihm gelungen, das beste Bilder-Buch zu schreiben, das nach 1945 über das nördliche Ostpreußen erschienen ist (Nördliches Ostpreußen. Gegenwart und Erinnerung einer Kulturlandschaft, C.H. Beck. München 2002, 175 Seiten, 193 meist farbige Abbildungen, 39,90 Euro).

Burschen heraus. Mit seiner Dissertation nähert sich Helge Kleifeld kenntnisreich und analytisch der Studentengeschichte der überkonfessionellen studentischen Korporationen von 1945 bis 1961 und ihrem Einfluß auf bildungs- und hochschulpolitische Aktivitäten. Kleifeld, der sich auf die umfangreichen Quellen der "Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte" (GDS) stützt, zeigt den Verlauf der noch an den meisten Universitäten der zwanziger Jahre den politischen, oftmals völkisch dominierten Diskurs prägenden (schlagenden) Studentenverbindungen. Allerdings bedeuteten die Gleichschaltung im Nationalsozialismus, spätestens aber die Opfer des Krieges eine Zäsur dieser Aktivitäten. Nach 1945 waren die Bedingungen für eine politische Ausrichtung unter anfänglichen Verboten der Alliierten und mißtrauischer Beobachtung der Universitätsleitungen mehr als schwierig. Die Korporationen verloren unter diesen Bedingungen die Hochschulpolitik zusehends aus der Perspektive und schmälerten damit ihren Einfluß an den Universitäten ("Wende zum Geist"? Abhandlungen zum Studenten- und Hochschulwesen der GDS. Band 12. SH-Verlag, Köln 2002, 537 Seiten, 49,80 Euro).


 
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