© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    52/02 20. Dezember 2002 / 01/03 27. Dezember 2002

 
Antifa aufgekocht
Wenig Neues über Linksaußen
Matthias Bäkermann

Ein Jahr nach Erscheinen der wissenschaftlichen Untersuchung "Das antifaschistische Milieu" von Claus M. Wolfschlag, die bereits als gekürzte und aktualisierte Ausgabe im Stocker-Verlag auch für das nicht wissenschaftliche Publikum erschienen ist, hat der Tübinger Grabert-Verlag ein eigenes Buch zur Antifa-Thematik herausgebracht.

Ein anonymes "Autorenkollektiv gegen Totalitarismus" zeichnet verantwortlich für den Band "Antifa heißt Gewalt". Die Beurteilung dieses Werkes muß jedoch zwiespältig ausfallen, da zu bemängeln ist, daß zahlreiche Passagen aus "Das antifaschistische Milieu" in das neue Buch "Antifa heißt Gewalt" fast wörtlich übernommen wurden. Eine plagiatorische Tendenz durchzieht "Antifa heißt Gewalt", ohne das Buch deshalb im Ganzen zum Plagiat zu machen. Es werden immerhin einige neue Quellen zum Wirken der Antifa in Deutschland und Österreich erschlossen und zitiert, interessante Bebilderung ergänzt die Ausführungen optisch. Gelegentliche überdeutliche Wertungen stören bisweilen erheblich, ergeben sich aber wohl aus eigenen negativen Erfahrungen der Autoren.

"Antifa ist Gewalt" beleuchtet gegenwärtige "Faschismus-Definitionen" und gelangt zu der Auffassung, daß heutige antikapitalistische und antinationale "Antifaschisten" auf faschistische Weise agieren. Hauptaugenmerk liegt auf dem "orthodoxen Antifaschismus" des als linksextremistisch eingestuften "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes /Bund deutscher Antifaschisten" (VVN/BdA) und dem aggressiven Antifaschismus aus "autonomen" Jugendgruppen. Ebenso wird das breite Sympathisantenumfeld in Medien und Politik angeschnitten.

Ein thematischer Schwerpunkt liegt auf antifaschistisch legitimierten Gewalttaten gegen politisch rechtsgerichtete Personen oder solchen, denen diese Haltung unterstellt wird, die detailliert geschildert werden. Andere antifaschistische Betätigungsfelder, wie teilweise tendenziöse Pädagogik und die Praxis der sozialen Ächtung oder beruflichen Schädigung werden vom "Autorenkollektiv" hingegen kaum erwähnt. Matthias Bäkermann

Autorenkollektiv gegen Totalitarismus: Antifa heißt Gewalt. Feuer und Flamme für diesen Staat. Grabert-Verlag, Tübingen 2002, Pb., 254 Seiten, 15 Euro


 
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