© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/03 10. Januar 2003

 
Frisch gepresst

Offiziere des Anschlusses. Der israelische Militärhistoriker Marcel Stein, der bereits vor zwei Jahren mit seiner "Kritischen Betrachtung des Soldaten und Menschen" Erich von Manstein und der Würdigung des Generals und Verteidigers des "Ruhrkessels" 1945, Walter Modell, ausgetretene Pfade der Wehrmachtsbetrachtung verließ, widmet sich in seinem jüngsten Werk der Geschichte der österreichischen Generale und ihrem Schicksal nach 1938 in der deutschen Wehrmacht. Dabei zeigt er akribisch ihre Geschichten bis zur Niederlage 1945 auf, die ausnahmslos in der Tradition der k.u.k-Armee wurzelten, aber schon durch die Erfahrungen des Bündnisses im Ersten Weltkrieg mit dem Deutschen Reich im späteren "Anschluß" keinen negativen Bruch wahrnahmen. Allerdings weist Stein in dieser Widerlegung der österreichischen "Opfertheorie" auch darauf hin, daß diese "neuen" Wehrmachtsgenerale die Herabstufung ihrer Heimat zur bloßen deutschen Provinz oder gar zu Gliederungen des nationalsozialistischen Zentralismus nur schwer mit ihrem alten Selbstverständnis in Übereinstimmung bringen konnten (Österreichs Generale im Deutschen Heer 1938-1945. Biblio Verlag, Bissendorf 2002, 391 Seiten, 38 Euro).

Al-Aksa-Intifada. Der amerikanische Politologe Kenneth Lewan benutzt für seine Beobachtung der deutschen Berichterstattung über den seit zwei Jahren andauernden Nahost-Konflikt stellvertretend die größte deutsche Tageszeitung, die Frankfurter Allgemeine. Dabei zeigt er viele Widersprüche in der Beurteilung der nach dem Besuch des damaligen Polit-Rentners und derzeitigen israelischen Premiers Ariel Scharon auf dem Tempelberg in Jerusalem aufgeflammten zweiten Intifada der Palästinenser gegen die Israelis auf. Lewan erwähnt viele Fakten und Hintergründe, die bei einer objektiven Einordnung der Verhältnisse zwischen Jordan und Gaza unerläßlich sind und oftmals auch in der FAZ Erwähnung fanden. Trotzdem entwickelte sich am Ende ein oft einseitiges Bild zugunsten Israels. Dabei wirft Lewan die Frage auf, warum Deutschland nicht nur in der Berichterstattung, sondern auch auf politischem Parkett derartige Beihilfe leistet. Die Verantwortung vor der Geschichte der Shoah reicht ihm hierfür als Antwort nicht aus (Die zweite Intifada. Zwiespalt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Fischer & Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2002, 160 Seiten, Paperback, 13,80 Euro).


 
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