© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/03 10. Januar 2003

 
Meldungen

Ökologie und Politik: Iraks Urgeschichte

ABINGDON. Seine Abschiedsvorlesung nutzte der Berliner Altorientalist Hans J. Nissen, um noch einmal sein langjähriges Forschungsgebiet, die Geschichte der Hochkulturen auf dem Territorium des künftigen Kriegsgebiets Irak, in einem großzügigen Fresko zu präsentieren. Was man beim Altmeister Eduard Meyer (1859-1930) auf Tausenden von Seiten nachlesen muß, komprimiert Nissen auf wenige Blätter (Das Altertum, Band 47/02). Faszinierend wirkt dabei, wie es Nissen gelingt, die Wechselwirkung von Ökologie und Politik für den Prozeß der Zivilisation aufzuzeigen. Das gilt einerseits für den Zusammenhang von Seßhaftigkeit, Nahrungsbeschaffung und Entwicklung höherer Formen menschlichen Zusammenlebens, der sich seit dem 9. Jahrtausend v. Chr. in den bergigen Gebieten um die mesopotamische Ebene vollzog, andererseits für die Sonderentwicklung Babyloniens, dem Schwemmland von Euphrat und Tigris. Ein plötzlicher Wechsel vom feucht-warmen zu einem trocken-kühlen Klima bedingte den Rückzug des Wassers aus der Schwemmebene der großen Flüsse und setzte Ackerland frei. Es entstand eine "noch nie dagewesene Siedlungsdichte", die wiederum neue Organisations- und Kontrollstrukturen erzwang.

 

Mommsen-Jubiläum: Liberaler Nationalist

KIEL. Das Jahr 2003 steht in Schleswig-Holstein im Zeichen von Theodor Mommsen. "Il gran teodore", wie der Dauergast der vatikanischen Bibliothek ehrfurchtsvoll genannt wurde, starb 1903 in Berlin. Da der Verfasser einer nahezu volkstümlich gewordenen "Römischen Geschichte" aber als erster Deutscher 1902 den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte, begann das nordelbische Mommsen-Jahr schon im vergangenen Herbst mit einer von Julius H. Schoeps (Potsdam) eröffneten Vortragsreihe, die Christian Jansen (Bielefeld) im Audimax der Kieler Universität am 15. Januar zum Thema "Volk-Nation-Reich. Theodor Mommsen als politisch engagierter Bürger, Liberaler und Nationalist" fortsetzt, bevor sich Harm Detering (Kiel) und Gerrit Walther (Frankfurt/Main) über "Mommsen und Storm in Kiel" (5. Februar) oder "Mommsens historischen Stil" (12. Februar) vernehmen lassen. Inzwischen hat sich eine "Mommsen-Initiative Schleswig-Holstein" zusammengefunden, die die zahlreichen Veranstaltungsangebote im Jubiläumsjahr koordiniert. Sprecher der Initiative ist Bernd Brandes-Druba von der Sparkassenstiftung Schlewig-Holstein ( theodormommsen@SGVSH.de ) oder www.mommsen-initiative.de .

 

Dokumente über US-Beziehung zum Vatikan

INGOLSTADT. Die Zeitgeschichtliche Forschungsstelle verwies in der amerikanischen Roosevelt-Gedenkstätte in Hyde Park (Staat New York) anhand der Vorstellung von Aufzeichnungen aus den "Myron-C.-Taylor-Papers" auf den regen Austausch zwischen den USA und dem Heiligen Stuhl, der auch die Behandlung der Juden in Europa nicht ausließ. So führte bereits im September 1942 Roosevelts Sondergesandte Taylor mit dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Maglione ein Gespräch, in dem die amerikanische Seite auf die "unmenschliche Behandlung von Flüchtlingen und Geiseln, besonders von Juden" hinweist unddie Erwartung ausdrückt, "daß der Heilige Vater dagegen wieder einmal Stellung bezieht".

 

Erste Sätze

Als Heiliger Krieg im weitesten Sinne müßte jeder Krieg gelten, der als religiöse Handlung aufgefaßt oder sonst zur Religion in eine direkte Beziehung gesetzt wird.

Carl Erdmann: Die Entstehung des Kreuzzugsgedankes, Stuttgart 1936.


 
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