© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    03/03 10. Januar 2003


Zitate

"Der Irak ist Nachbar Israels, das Atomwaffen hat und sich an keine UN-Resolution hält. Die USA haben Atombomben auf Japan geworfen und in Vietnam Chemiewaffen eingesetzt. Wenn Washington am Golf Krieg führt, ist Deutschland immer beteiligt, weil es der 'Flugzeugträger' der USA in Europa ist. Wir sind kein souveräner Staat. Wir nehmen gezwungenermaßen an Angriffskriegen der Supermacht teil. Die Berliner Debatte über Beteiligung oder Nichtbeteiligung findet im Wolkenkuckucksheim statt. Wenn Deutschland souverän werden will, dann braucht es eine andere militärische Infrastruktur. Wie Frankreich muß unser Land die Möglichkeit haben, nein zu sagen, wenn wir uns an einem Krieg nicht beteiligen wollen."

Oskar Lafontaine, Ex-SPD-Bundesvorsitzender, in der "Bild"-Zeitung vom 6. Januar

 

 

"Schröder hatte die Bundestagswahl zu einer Volksabstimmung über die Irak-Pläne der USA gemacht ... jetzt will er auf einmal den Amerikanern im Weltsicherheitsrat grünes Licht zum Angriff geben. Das sei - so Schröder am Wochenende - aber kein Meinungsumschwung. Parole: Wir bleiben Vegetarier - deshalb ja zum Schnitzel."

Peter Gauweiler, CSU-Bundestagsabgeordneter, in der "Bild"-Zeitung vom 6. Januar

 

 

"Den Drang, den Bogen zu überspannen, erlebten wir bei den Balkan-Kriegen, bei dem permanenten Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern und nicht zuletzt bei dem Krieg gegen den Terrorismus. Daß selbst der von den Linken so lange als Kriegstreiber kritisierte ehemalige US-Sicherheitsberater Brzezinski heute vor der 'Arroganz der Macht' warnt, 'immense Kosten' bei einem US-Alleingang gegen den Irak fürchtet und für Besonnenheit plädiert, spricht Bände. Die Torheit ist ein Kind der Macht und als ihre Schwester gilt die Eitelkeit. Der 11. September mag die Illusion der Unverwundbarkeit Amerikas zerstört haben, doch die Illusion der Allmacht könnte sich möglicherweise als eine größere Gefahr entpuppen als die Bedrohung durch die 'Schurkenstaaten' Irak und Nordkorea. Wie soll man etwa die Konsequenzen der jüngsten Erklärung von US-Verteidigungsminister Rumsfeld einschätzen, wonach die USA 'gleichzeitig einen Krieg gegen den Irak und Nordkorea führen könnten'?"

Paul Lendvai, Ex-Intendant von "Radio Österreich International", im Wiener "Standard" vom 2. Januar

 

 

"Auf Dauer kann man nicht beides haben - die militärische Allpräsenz und die führende Position auf dem Weltmarkt. Präventivkriege gefährden oder zerstören die ökonomischen Vorsprünge, weil die Kosten der militärischen Hegemonie früher oder später als Wettbewerbsnachteile zu Buche schlagen. Ist es vielleicht nicht der Aufstieg, sondern der Fall der Pax Americana, der sich hier ankündigt?"

Ulrich Beck, Münchner Soziologieprofessor und Autor des Buches "Macht und Gegenmacht im globalen Zeitalter", im "Spiegel" 2/03


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