© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    04/03 17. Januar 2003

 
Kolumne
Salamitaktik
Klaus Hornung

Matyas Rákosi, Altbolschewist und in den fünfziger Jahren ungarischer Diktator, hat einmal die Methode kommunistischer Machtergreifung "Salamitaktik" genannt: Man beginnt am rechten Zipfel der Wurst und schneidet sie scheibchenweise auf, bis in die linke Seite, das kommunistische Machtmonopol, übrigbleibt. Nach diesem leninistisch-stalinistischen Rezept sind alle kommunistischen Machteroberungen verlaufen und der Antifaschismus hat dabei stets eine wichtige Rolle der Verschleierung gespielt.

Auch der derzeitige "Kampf gegen Rechts" im Zeichen des "Aufstands der Anständigen" ist nach diesem Muster gestrickt: Man ruft lautstark "Der Feind steht rechts!", um die Republik scheibchenweise nach links zu kippen. Man schlägt zunächst den angeblich rechtsextremistischen "Sack", etwa die Heimatvertriebenen, das Studienzentrum Weikersheim oder andere, meint jedoch von Anfang an den "Esel", also die gesamte rechte Hälfte des politischen Spektrums. Das wird alles in der Sauce politischer Pseudo-Moral serviert, mit dem Anspruch, doch nur den "Anfängen" eines neuen "Faschismus" zu wehren, tatsächlich findet eine beinharte langfristige Machteroberung statt in der Verkleidung antifaschistischer Political Correctness. 1917 lautete die entsprechende Formel kommunistischer Machtergreifung "Frieden ohne Annexionen und Alles Land den Bauern!", 1933 hüllte sich die Machtergreifung der totalitären Nationalsozialisten in das Gewand der "nationalen Revolution" und der Erneuerung Preußens. Vor den unwissenden und naiven Zeitgenossen soll die Machteroberung einer Minderheit so gut als möglich verhüllt werden. Und auch die Vokabeln der Feindbestimmung liegen stets bereit: 1917 waren es die Großgrundbesitzer und Kulaken (Großbauern), 1933 Marxisten, Juden und Freimaurer. Heute sind es der angebliche "alltägliche Rassismus" und die "Fremdenfeindlichkeit", die den Deutschen ausgetrieben werden sollen, um eine multikulturelle Gesellschaft zu errichten. Der Anspruch auf das absolut Gute verhüllt stets den Pferdefuß totaler Macht, eine Heilslehre den Herrschaftsanspruch.

Was lernen wir daraus für Hier und Jetzt? Die Vermengung von "rechts" mit "rechtsextrem", der demokratischen Rechten mit den "Glatzen", ist keine Nachlässigkeit. Die antifaschistische Machteroberungsstrategie hat stets den "Faschismus"-Begriff uferlos ausgedehnt auf alle ihre Gegner, besonders auf die Konservativen und demokratischen Rechten, um bei ihnen mit der Salamitaktik zu beginnen. Wann wird das endlich begriffen?

 

Prof. Dr. Klaus Hornung ist Politikwissenschaftler und Präsident des Studienzentrums Weikersheim.


 
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