© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    08/03 14. Februar 2003

 
Meldungen

Türkisches Parlament für mehr US-Soldaten

ANKARA. Das türkische Parlament hat letzte Woche dafür gestimmt, angesichts der Irak-Krise etwa 4.000 US-Militärs zum Ausbau von Luftwaffenbasen und Häfen in die Türkei einreisen zu lassen. Unter Ausschluß der Öffentlichkeit stimmten 308 Abgeordnete für den Antrag der islamistischen Regierung von Premier Abdullah Gül, 193 dagegen, neun enthielten sich der Stimme. "Die türkischen Streitkräfte und die Türkei werden nicht in einen Krieg ziehen", erklärte Gül vor der Abstimmung. Der Beschluß sei aber notwendig, da eine "neutrale Türkei" im Nachkriegsirak sonst nichts mehr zu sagen hätte. Die linksnationale Atatürk-treue Oppositionspartei CHP und ein Viertel der Abgeordneten der Regierungspartei AKP stimmten gegen die US-Truppenverstärkung. Bei der Abstimmung ging es aber noch nicht um die Stationierung von US-Kampftruppen. Darüber soll erst nach dem 18. Februar - nach dem Ende des muslimischen Opferfestes Kurban bayrami - entschieden werden. Die USA sollen Ankara um Erlaubnis gebeten haben, bis zu 80.000 Soldaten in der Türkei stationieren zu dürfen.

 

US-Präsenz schlimmer als Iraks Waffenarsenal

TEHERAN. Eine US-Präsenz in der Golfregion wäre nach Ansicht des früheren iranischen Präsidenten Ali Akbar Hashemi Rafsandjani ein schlimmeres Übel als das Waffenarsenal des irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Rafsandjani warnte letzten Freitag in Teheran vor einer für die Region schädlichen politischen Instabilität, sollten die USA dem Irak ein neues politisches System aufzwingen. Rafsandjani sagte, es sei traurig mitanzusehen, wie US- Präsident George W. Bush die ganze Welt mit seinen Ansprachen in Panik versetze. Die Irak-Rede von US-Außenminister Colin Powell habe inhaltlich "nichts Neues" gebracht. Der Iran wisse aus eigener Erfahrung, daß Saddam Hussein internationale Vereinbarungen ignoriere, meinte Rafsandjani in bezug auf den Krieg zwischen beiden Ländern von 1980 bis 1988. Die USA hätten jedoch kein Recht, den Irakern ihre politische Zukunft vorzuschreiben. Es gehe den Amerikanern hauptsächlich um die Erdölreserven des Irak.

 

Großmufti warnt vor "Feinden des Islam"

MEKKA. Der saudiarabische Großmufti Abdelasis el Scheich hat seine Glaubensgemeinschaft vor "Feinden" gewarnt, die den Islam spalten wollten. "Diese Feinde führen Krieg gegen den Islam, seine Grundlagen, seine Prinzipien, seine Werte und seine Kultur, mit dem Ziel, die islamische Nation zu unterwerfen", sagte Scheich letzten Freitag vor tausenden Gläubigen in Mekka. Diese "Feinde" gäben vor, die moslemische Welt sei eine gewalttätige "terroristische Nation", die sich nicht an Verträge halte. "Das sind Lügner, denn unsere Religion ist friedfertig". Der Mufti rief die Gläubigen zu einer "Front gegen die Feinde" auf.

 

Irakische Bio-Waffen sind "Übertreibungen"

KOPENHAGEN. Der frühere irakische Generalstabschef hält die Armee seines Landes für schwächer als in den neunziger Jahren. "Ich glaube, daß niemand in den irakischen Streitkräften bereit ist, sich selbst aufzugeben oder sich für Saddam zu opfern", sagte der im dänischen Asyl lebende Nisar al-Chasradi im ARD-Fernsehen. Der Krieg könne verhindert werden, wenn Saddam Hussein seine Machtstellung aufgebe. "Ich bin sicher, daß die importierten biologischen und chemischen Anlagen aus den achtziger Jahren durch den Einsatz der UN-Mission zu 100 Prozent vernichtet worden sind", so Nisar al-Chasradi. Auch die Atomwaffenprojekte seien vernichtet worden. "Es blieben höchstens biologische Waffen neueren Datums. Andere Angaben über mögliche Massenvernichtungswaffen im Irak sind nichts anderes als Übertreibungen", so al-Chasradi.


 
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