© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/03 07. März 2003


Leserbriefe

Zu: "Aufstand der Vasallen" von Alain de Benoist, JF 9/03

Verwirrung

Nach der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht war ich in einem Gefangenenlager in El Daba (Ägypten). Dort hörte ich von einem englischen Offizier sinngemäß folgendes: Ihr Deutschen, die ihr nur immerzu Krieg führen müßt, ihr seid nun endgültig geschlagen, die Welt hat nun Ruhe, weil ihr nie mehr eine Waffe in die Hände bekommen werdet, ja nicht einmal ein Messer mehr, dessen Klinge länger als eine Hand breit ist.

Wieder zu Hause dauerte es nicht lange, bis mir in meinen pazifizierten und umerzogenen Schädel eingetrichtert wurde, daß die freie Welt wieder deutsche Soldaten braucht. (Ein amerikanischer Politiker sagte damals zu einem französischen Kollegen, daß Amerika schließlich am Rhein verteidigt werden muß.)

Nun - in unserem feinen Grundgesetz war ausdrücklich festgelegt, daß die zu gründende Bundeswehr (Bundeswehr - das klang so schön pazifistisch und beruhigend unmilitärisch nach Feuerwehr) nur die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland zu verteidigen habe. Damit mußte man doch einverstanden sein können! Um so eher, als diese Vereinigung von Bürgern in Uniform von ihrem obersten Dienstherren aufgefordert wurde, sich doch gefälligst selbst in Frage stellen. Also gut, dachte ich, da kann ja nix passieren. Da wußte ich allerdings noch nicht, daß unsere Grenzen einmal im Kosovo und am Hindukusch verlaufen würden. Aber seit die Amerikaner uns einzureden versuchen, unsere eigentlichen Grenzen seien die Flüsse Euphrat und Tigris und dort sei auch die freie Welt zu verteidigen, seitdem werde ich doch etwas nachdenklich. Wer kann mir armen Toren die Welt erklären? 

Axel Lauriolle, Mainz

 

 

Zum Interview mit Steve Dunleavy: "Zorn über Frankreich und Deutschland", JF 9/03

Feiglinge und Trottel

Vielen Dank für die deutlichen Worte, Mr. Dunhavy. Sie sprechen wenigstens klar aus, was amerikanische Politiker zu umschreiben versuchen. Importierte Markenprodukte aus Deutschland boykottieren? Sie sind wohl nicht ganz bei Trost! Das UNO-Gebäude eine Festung der Feiglinge? Mag sein. Die größten Feiglinge aber seid Ihr US-Amerikaner. Ihr führt Kriege gegen hoffnungslos unterlegene Gegner, die Ihr gefahrlos niedermetzeln könnt. Ausnahme Vietnam. Dort habt ihr eine gehörige Klatsche bekommen; ein Trauma, unter dem Ihr noch heute leidet. Und dann: Kein Amerikaner wünscht sich ein US-Imperium, welcher Trottel hat Ihnen das erzählt? Trottel? Euer tägliches Denken und Handeln ist von dem Streben nach der Weltherrschaft bestimmt. Ein Trottel, wer das noch immer nicht begreift.

Michael Borgelt, Osnabrück

 

 

Zu: "Konfetti für die Bombenopfer" von Paul Leonhard JF 9/03

Mut zur Objektivität

Ihr Korrespondent war an den Gedenkfeiern für die Opfer des angloamerikanischen Terrorangriffs auf Dresden am 13. Februar entweder auf einer anderen Veranstaltung oder aber sein Bericht darüber ist sehr einseitig und von einer persönlich gefärbten Sicht und Einstellung von dieser sehr würdevollen Gedenkveranstaltung gefärbt. Kein Wort davon, daß Dr. Kappel von der Deutschen Partei und Reinhold Rupsch von den Republikanern als Hauptredner diese sehr besinnlich und nachdenklich gerade im Hinblick auf den wieder im Irak drohenden Bombenkrieg gestalteten. Ein bißchen mehr Mut zu Objektivität und sachgerechter Wirklichkeit hätte not getan.

Dr. Klaus-Jürgen Goldmann, Ennepetal

 

 

Zu: "Kein Paradies auf Erden" von Siegmar Faust, JF 9/03

Jeder prüfe selbst

Ein Krieg ist die Folge von der Verworfenheit der Menschen. Wenn viele Menschen sich nicht mehr als Geschöpf Gottes begreifen, wird es keinen Frieden in der Welt geben. Mit Demonstrationen und Protesten allein verhindern wir keinen Krieg. Es geht um die Ursachen, und da muß man schon etwas mehr tun, nämlich sich ändern. Jeder prüfe sich selbst, ob er auf seinem Weg umkehren muß. Wo sind die Verantwortlichen in den Kirchen?

Hans Halm, Köln

 

 

Zu: "Europa sagt Nein" von Alain de Benoist, JF 8/03

Diplomatischer Trümmerhaufen

Der ehemalige Generalinspekteur Klaus Naumann befindet,daß die Bundesregierung einen diplomatischen Trümmerhaufen angerichtet hat wie noch nie in der fast 60jährigen Geschichte unserer Republik. Alain de Benoist spendet der Regierung mit seinem emotionsgeladenen Artikel Beifall, wobei schon seine Überschrift "Europa sagt Nein" nicht zutrifft. Mit Hilfe der USA gerade in den Sicherheitsrat gekommen, stimmt unsere Regierung dort Wilhelminische Töne an. Niemand muß Amerika lieben, aber schon in der Schule lernt man, welche Folgen es hat, den Stärksten gegen das Schienenbein zu treten.

Mit lebendiger Erinnerung an Bombennächte, Krieg und Gefangenschaft habe ich Jahrzehnte mit ganzer Kraft am Wiederaufbau mitgearbeitet und erlebe, wie Deutschland zum "kranken Mann Europas" wird, und um das zu verdecken, mit Großmäuligkeit Außenpolitik macht und von der JUNGEN FREIHEIT Beifall bekommt.

Fritz Saacke, Emmerthal

 

 

Zu: "Doppeltes Verlustgeschäft" von Bernd Thomas Ramb, JF 8/03

Weitere Faktoren

Eine Erhöhung des monatlich zu versteuernden Nutzens auf 1,5 Prozent des Listenpreises dürfte in vielen Fällen für den Arbeitnehmer gegenwärtig unwirtschaftlich sein, zumal noch weitere Faktoren wie die Entfernung zwischen Wohnung und der Betriebsstätte hinzutreten. Dies gilt auch in den Fällen, in denen der Arbeitgeber alle Kosten des Fahrzeugs trägt, was wohl die Regel ist, und dieses in der Vergütung berücksichtigt oder durch Verrechnung mit der jetzigen Steuerpauschale abgelten läßt.

Allerdings könnte für den Arbeitnehmer das Ergebnis auch bei einem steuerlichen Prozentsatz von 1,5 Prozent dann anders sein, wenn erst der Benzinpreis die Marke zwischen 2,50 und 3 Euro je Liter erreicht, was ja nicht auszuschließen und teils gewollt ist. Ob dann die Arbeitgeber noch an einer Privatnutzung ihrer Dienstfahrzeuge sonderlich interessiert sind, dürfte fraglich sein, selbst wenn privat mitgenutzte Fahrzeuge erfahrungsgemäß in aller Regel pfleglicher behandelt werden.

Manfred Wandtke, Wiesbaden

 

 

Zu: "Tiefe Risse in der westlichen Allianz" von Paul Rosen, JF 8/03

Gutes benennen

Man kann über unseren Außenminister denken, was man will, aber was Joschka Fischer in der Münchner Sicherheitskonferenz als Antwort auf die Ausführungen von Donald Rumsfeld gesagt hat, war absolut richtig, und ich finde, was gut ist, soll man auch so nennen, egal von wem es kommt.

Erhard Schmilinsky, München

 

 

Zu: "Steinerne Umerziehung" von Claus-M. Wolfschlag, JF 8/03

Ausstellung zeigt Tatsachen

Dem vom ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel im Jahre 1975 ausgesprochenen Satz "In Deutschland ist nach dem Krieg mehr Schutzwürdiges zerstört worden als während des Krieges", muß man beipflichten. Wie Wolfschlag in dem Artikel die Zustände in den deutschen Städten beschreibt, trifft auf fast alle Großstädte zu. In einer einwöchigen Fotoausstellung haben wir in den Jahren 1998 und 1999 in Hamburg, mit über 40 Bildern zwei Stadtteile vor und nach dem Krieg dargestellt. Wir haben Fotografien, die vor dem Krieg aufgenommen wurden, zu Grunde gelegt. Wir haben die Standorte zum Teil gesucht, da sich in der Nachkriegszeit ganze Straßenzüge verändert haben. Aus über einhundert alten Bildern haben wir auch eine Fotoausstellung zusammengestellt. Beide Ausstellungen wurden jeweils von über 7.000 Besuchern angesehen. Junge Menschen standen fassungslos vor den Bildern. Die am häufigsten gestellte Frage lautete: Wie war es nur möglich, nach dem Krieg zusammenhanglose Baukörper zu erstellen?

Die Ausstellung fand in einem in den siebziger Jahren gebauten Einkaufscenter statt. Das Fernsehen, Rundfunk und die schreibende Presse berichteten über dieses Ereignis. Ich möchte mit diesem Leserbrief allen Lesern den Anstoß geben: setzen Sie sich ein! Es lohnt sich, auch wenn unmittelbar kein Erfolg in Sicht ist, kämpfen Sie für eine liebens- und lebenswerte Umgebung in ihrer Stadt. Wir sind frei, wir können bauen, was wir uns wünschen, wir können die Wunden des Bombenkrieges auch schließen, und Rekonstruktionen können dabei helfen, Stadtviertel wieder ihre Mitte zu geben. Dem Schlußsatz von Dr. Wolfschlag ist nichts hinzuzufügen.

Horst Pfeil, Casarabonela

 

 

Zur Bombenkriegsbeilage "Der Tod fiel vom Himmel", JF 8/03

In alle Sprachen übersetzen

Meine Schwiegermutter überlebte 1944 den Angriff amerikanischer Jabos auf einen Lazarettzug (auf den Wagendächern rote Kreuze; den Zug voller ausgebombter Kinder aus dem Ruhrgebiet und schwerverwundeter Soldaten) auf der Fahrt von Dortmund ins Sauerland/Westfalen. Was sie mir erzählte, ist für mich unvorstellbar. Ich selbst habe keinen Krieg erlebt, bin Jahrgang 1955.

Der Aufklärung wegen verdient die Zeitungsbeilage "Der Tod fiel vom Himmel" höchstes Lob. Aus aktuellem Anlaß sollte die Beilage in alle Sprachen der Welt übersetzt werden. 

Eva-Maria Becker, Menden / Sauerland

 

 

Zu: "Zweifelhafte Souveränität" von Dieter Stein und "Es geht um die Freiheit Europas" von Alain de Benoist, JF 7/03

Eigene Interessen

Das, was Dieter Stein als zweifelhaft an der deutschen Souveränität empfindet, bezieht sich offenbar auf die Tatsache, daß die Souveränität des machtpolitischen Kleckses auf der Landkarte, der Deutschland heißt, eingeschränkt ist. Ja - ohne Sarkasmus - was könnte sie denn sonst sein? Alles, wirklich alles in der Welt, ist bedingt durch reale Fakten, und nur im Reich der Ideen ist etwas und absolut. Und die Politik ist keineswegs die Kunst, gegen die Fakten der realen Welt zu fechten, um, wie einst Asterix - und heute Alain de Benoist, dem offenbar die ganze Richtung der modernen Welt nicht paßt - der Weltmacht und den durch sie bestimmten Verhältnissen zu trotzen. Politik ist im Gegenteil die Kunst, im Rahmen der real vorhandenen und heute weitgehend durch die USA bestimmten Möglichkeiten einen eigenen Weg zu finden! Daran ist auch nichts Verwerfliches, sofern man die "Naturgesetze" nicht moralisch beurteilen will. Die Rolle, die die USA bezüglich des beherrschenden Einflusses heute in der Welt spielen und die Alain de Benoist so heftig anprangert, hat Frankreich über mehrere Jahrhunderte zu spielen versucht. Und nur der ökonomischen und militärischen Kraftlosigkeit des gegenwärtigen Frankreich ist es geschuldet, daß der entsprechende Anspruch dort zur Zeit nicht laut erhoben, sondern nur im Reich des Wünschens und Träumens weiterverfolgt wird. Insofern ist die in Form und Inhalt völlig unmäßige und haltlose Kritik Benoists an den USA entweder Ausdruck einer machiavellistischen französischen Sichtweise oder aber Eifersucht, weil Amerika alles das macht, was Frankreich machen möchte, aber nicht kann. Es wäre töricht, seine polemischen und moralisierenden Auslassungen zum Nennwert zu nehmen.

Politik ist die Kunst des Möglichen, und das heißt weder Prinzipienlosigkeit noch Prinzipienreiterei, weder haltloses Schwanken noch unbedingte Gradlinigkeit! Die Straße der Politik ist die Serpentine der politischen Vernunft im Sinne eigener Interessen und des eigenen Vorteils. Wer den unbedingt geraden Weg empfiehlt, der landet abseits der Serpentine im Abgrund, egal ob die Weisung zuvor nach links oder nach rechts erfolgte. Deutschland sollte seine Interessen verfolgen und keine geraden Wege!

Winfried Kleiting, Berlin

 

 

Zu: "Auf Kosten der Beitragszahler" von Jens Jessen JF 7/03

Kürzungen müssen sein

Die Kommunen müssen bekanntlich als Träger der Sozialhilfe auch für die medizinische Versorgung von Sozialhilfeempfängern aufkommen. Die Leistungen entsprechen dem Katalog eines Privatpatienten, nur eben auf Kosten des Steuerzahlers. Wir haben deshalb in Deutschland ein Zwei-Klassen-Recht in der medizinischen Versorgung.

Überhaupt wäre Ausgabenkürzung - nicht nur auf dem Gebiet der Krankenversicherung - der Königsweg für Rot-Grün, den Reformstau aufzulösen. Die beste Therapie für die "deutsche Krankheit" besteht eben in einer Verringerung der Staatsquote. Einsparungsmöglichkeiten gibt es in Hülle und Fülle. Aber für Taten ist diese Regierung zu feige und zu ängstlich.

Hubert Mahlmeister, München

 

 

Zu: "Der atlantische Graben" von Alain de Benoist, JF 6/03

Die wahre Spaltung

Das größte Glück für die Europäer ist der atlantische Graben. Als Franzose spürt Herr de Benoist die wachsende Breite dieses Grabens, aber er nennt nicht die Zusammenhänge. Die Völker Europas spüren immer mehr, daß sie - angeführt von England - falschen Idealen gefolgt sind, das heißt, sie sind hereingefallen auf falsche Vorspiegelungen der Amerikaner und das Wort Churchills wird ihnen immer eindringlicher bewußt, sie haben das falsche Schwein geschlachtet, wenn es auch ursprünglich anderen Bezug hatte, das Schwein blieb das gleiche.

Im Klartext heißt das, sie haben die scheinbare Konkurrenz Deutschland vernichtet und die viel gefährlichere USA unterschätzt. Lehren aus dem Ersten Weltkrieg wurden nicht gezogen. Seit dieser Zeit geht es nicht mehr um die Ausschaltung innereuropäischer Konkurrenten, sondern um die Vorherrschaft der Kontinente. Der Krieg, den Amerika im Vorderen Orient führt, richtet sich wesentlich gegen Europa. Ziel ist, die "Verbündeten" (die Europäer) in diesen Krieg hineinzuziehen. Die Amerikaner wollen die lachenden Dritten sein. Langsam scheinen die europäischen Politiker aufzuwachen.

Hans Heine, Neuenkirchen

 

 

Zu: "Kein negatives Privileg einer Partei" von Georg Meyer, JF 6/03

Schlimmer als Marodeure

Der Autor spricht von einem "marodierenden" Spahi-Regiment des Majors des Castries bei der Einnahme von Freudenstadt am 15. April 1945. Die Freudenstädter wären dankbar gewesen, wenn es sich nur um Marodeure gehandelt hätte. In Wahrheit wurde die Stadt planmäßig von den Marokkanern in Schutt und Asche gelegt, 70 Zivilisten ermordet und - wie vorher in Italien und später in Karlsruhe - viele Frauen und Mädchen vergewaltigt. Es handelte sich um ein Kriegsverbrechen. Freudenstadt war Lazarettstadt, von deutschen Truppen entblößt und nicht verteidigt.

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg

 

 

Zu: "Stolz auf unsere Provinzialität" von Hans-Georg Meier-Stein, JF 6/03

Unvernünftige Handlungen

Mit der indirekten "Absage an die Aufklärung, die den Menschen als freien Geist bestimmt, der allzeit Träger des vernünftigen Denkens ist", erweist uns H.-G. Meier-Stein einen Bärendienst, kann doch sein Plädoyer für "Traditionen und Institutionen einer Gesellschaft" durchaus auch im Sinne der Gruppen- und Ghettobildung zum Beispiel unserer ausländischen Mitbürger gesehen werden. Sie halten an den Konventionen fest, richten die Lebensführung aus am Überkommenen, was ohne Zweifel gemeinsame Sicherheit gewährt, aber den offenen Blick auf Möglichkeiten außerhalb der eingefahrenen Weltsicht verengt. Wo zudem nur die Gemeinschaft gefragt ist, und die Gesellschaft den alleinigen Anspruch auf Konsens hat, bleibt eigenverantwortliches Handeln auf der Strecke. Die Geschichte ist voll von Beispielen unvernünftiger Kollektivhandlungen.

Magdalena Staude, Schlangenbad


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