© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    11/03 07. März 2003

 
Blick in die Medien
Hineinkriechen
Ronald Gläser

Angela Merkel tritt die Nachfolge von Renate Künast an. Nicht als Bundesministerin, auch wenn die CDU-Chefin als Landwirtschaftsministerin gut vorstellbar erscheint. Die Norddeutsche hat vielmehr einen Preis verliehen bekommen, der im Vorjahr der amtierenden Ministerin für Verbraucherschutz verliehen worden ist. Für ihre sprachlichen Leistungen wurde Frau Merkel der Titel "Frauenpersönlichkeit 2002" zuerkannt. Unvergessen ist der Auftritt der Unionsfraktionschefin nach der Schlappe bei der Bundestagswahl. Gerhard Schröder, in dessen Rede immer wieder das Wort "reich" ("reich an Chancen" et alii) auftauchte, zugewandt, zitierte sie das Johannes Evangelium: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt." Ob das Gremium deshalb so entschied, oder weil es aus lauter Machos besteht, ist unklar. Vielleicht hat der "Förderkreis Politische Rhetorik" die CDU-Chefin ja auch deshalb geehrt, weil sie Edmund Stoiber die Kanzlerkandidatur überlassen hat. Immerhin hat sie damit die führende Rolle des Mannes anerkannt. In der Presse sind aber auch kritische Töne zu lesen. Wegen eines Artikels Merkels in der Washington Post schlägt die taz einen harten Ton an: "Es ist ein großer Hintern, den die Regierung der einzig verbliebenen Supermacht derzeit dem Rest der Welt zeigt... So tief wie Angela Merkel muß dort niemand hineinkriechen." Es folgt ein Vergleich zwischen Klopapier und dem von Frau Merkel verfaßten Artikel. Diese kann sich nur damit trösten, daß auch der französische Präsident Chirac in der englischen Boulevardpresse als Wurm verunglimpft wird.


 
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