© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    14/03 28. März 2003


Blick in die Medien
Monopol
Ronald Gläser

Der Krieg im Irak ist nicht derselbe Waffengang wie vor zwölf Jahren. Damals avancierte CNN zum Superstar unter den Nachrichtensendern. Der Fernsehsender aus Georgia hatte praktisch ein Monopol auf die originäre Berichterstattung aus Bagdad. Inzwischen gibt es das Internet. Und es gibt Al-Dschasira. Den ersten Fauxpas lieferten die Amerikaner, als vor Ablauf des Ultimatums vom Einmarsch ihrer Truppen in die entmilitarisierte Zone berichtet wurde. Zwar dementierten die Amerikaner diesen Bericht Al-Dschasiras. Aber die Briten bestätigten entsprechende Meldungen. Die Abstimmung zwischen den Alliierten ist mehr schlecht als recht. Informationen über den Kriegsverlauf müssen nicht mehr nur aus einer Primärquelle bezogen werden. Das bereitet dem Pentagon offenbar Sorgen. Die amerikanischen Propagandisten schränkten die freie Berichterstattung ein, wirft der Deutsche Journalistenverband den Militärs vor. Insbesondere deutsche und französische Reporter würden von Informationen ferngehalten. Eine unabhängige und kritische Berichterstattung werde dadurch unwahrscheinlich, so der DJV in einer Erklärung vom vergangenen Mittwoch. Überraschenderweise stützt auch Horst Teltschik diese Kritik. Der Ex-Staatsminister sagte, Deutschland und Europa seien unzureichend informiert. Die Amerikaner informierten uns nur über das, "was sie uns wissen lassen" wollten. Dies war auf dem Frankfurter Journalistentag 2003. Deswegen könnten die Europäer, so Teltschik, wie im ehemaligen Jugoslawien immer nur reagieren, statt selber zu handeln.


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