© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    16/03 11. April 2003

 
Frisch gepresst

Seeschlachten. Der weit vom Meer entfernt liegende Leipziger Militzke Verlag ist das Wagnis eingegangen, eine Arbeit über Seeschlachten herauszubringen. Man darf deshalb vermuten, daß die Programmacher von vornherein einem Publikum aus Landratten eine populäre Vorstellung über den Krieg auf dem Wasser vermitteln wollten. Wer also nicht auf die alten Standardwerke der Admirale Erich Raeder und Friedrich Ruge zurückgreifen will, oder sich etwas aus der Flut einschlägiger angelsächsischer Darstellungen herausgreift, dem wird Manfred Beikes reich bebilderter Band gute Dienste leisten - wenn man auch monieren muß, daß der Verfasser sich ganz dem Positivismus der Schiffsdaten und taktischen Manöver hingibt, ohne auf die politischen Hintergründe einzugehen. Leider fehlt auch ein Schriftenverzeichnis. Zu loben ist hingegen die starke Berücksichtigung des Kriegsgeschehens im Pazifik zwischen 1941 und 1945 (Berühmte Seeschlachten 1862-1945, Leipzig 2003, 192 Seiten, Abbildungen, 26,80 Euro).

Französische Einwände. Daß François Mitterand kein großer Freund der deutschen Wiedervereinigung war, ist hinlänglich bekannt. Unvergessen ist dabei Mitterands demonstrativer Besuch in Ost-Berlin, als Krenz und Modrow schon politisch kurz vor ihrem politischen Offenbarungseid standen. Der Erlanger Politikwissenschaftler Tilo Schabert deutet in seiner Analyse des französischen Beitrages zur deutschen Einheit diese Situation ganz anders: Mitterand wollte mit seinem Besuch kein Bekenntnis zur Zweistaatlichkeit abgeben, sondern nur "im Wettlauf um eine gestalterische Präsenz im revolutionären Geschehen" seinen Anspruch demonstrieren. Insofern versucht Schabert, der sich auf eine umfangreiche Recherche im Elysée-Palast stützt, die "Legende von der ablehnenden Haltung Frankreichs" aufzulösen und die französische Deutschlandpolitik als Beitrag zur europäischen Einigung zu deuten (Wie Weltgeschichte gemacht wird. Frankreich und die deutsche Einheit. Klett-Cotta, Stuttgart 2002, 592 Seiten, gebunden, Abbildungen, 35 Euro).

Zeitzeugen der Macht. Im vergangenen Jahr stürmte Hitlers Sekretärin Traudl Junge mit ihren Erinnerungen die Bestsellerlisten. Wahrscheinlich liegt das derzeitige Interesse darin begründet, daß die noch lebenden Zeitzeugen, die unmittelbar aus dem Umfeld der Mächtigen des Nationalsozialismus berichten können, naturgemäß immer weniger werden. Einer dieser Akteure, der Nachrichtensoldat Alfons Schulz, berichtet aus seiner dreijährigen Tätigkeit in der Nachrichtenzentrale des Führerhauptquartiers im ostpreußischen Rastenburg. Obwohl seine Einblicke aus der "Wolfsschanze" kaum die historische Qualität von "Tischgesprächen" erreichen dürften, sind seine Berichte zumindest als ein weiterer historischer Mosaikstein interessant (Christiana-Verlag, Stein a. Rhein, 286 Seiten, TB, 9,90 Euro).


 
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