© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    18/03 25. April 2003


Zeitschriften
Ein neuer Brückenkopf
Dieter Stein

Dieser Tage fiel mir wieder folgendes treffende Zitat in die Hände: "In einer pluralistischen Gesellschaft definiert sich der Einfluß einer Gruppierung nicht allein und vielleicht nicht einmal zuerst durch ihren sichtbaren Anteil an der politischen Macht. Worauf es ankommt, das ist zunächst die Besetzung von Feldern im vorpolitischen Raum: Nur eine vitale Subkultur garantiert längerfristig die Durchsetzung eigener Zielvorstellungen. Das Problem für die Konservativen besteht nun darin, daß sich eine solche Subkultur nicht 'machen' läßt. Man hat hier von Hause aus Probleme mit dem Spontanen und dem Improvisierten. Und nicht zuletzt deshalb gibt es eben kein rechtes Straßentheater, keine konservativen Liedermacher, kaum nationale Buchläden und eben nicht jenen Wald von Blättern und Blättchen, der der linken und alternativen Szene zur Verfügung steht, um Informationen und Lebensgefühl durch ein ganzes Kapillarsystem sickern zu lassen. Angesichts dieses Defizits ist das Erscheinen einer solchen Zeitschrift wie ..." Sezession besonders erfreulich, möchte man den Satz am liebsten beenden. Das Zitat stammt aber aus einer der ersten ernsthaften Besprechungen der damals noch zweimonatlich im DIN A-5-Heftformat erscheinenden Zeitschrift JUNGE FREIHEIT (Criticón Nr. 105, Januar/Februar 1988), von der damals niemand ahnen konnte, daß sie dereinst einmal als Wochenzeitung in Berlin erscheinen würde.

Autor dieser Rezension war ein gewisser Karlheinz Weißmann. Er kannte sich mit dem Werden und Vergehen konservativer Zeitschriftenprojekte bestens aus, war selbst an einem Studenten-Projekt namens Phönix beteiligt, in deren Heften mir sein Name erstmals begegnet war.

Nun hat er es gemeinsam mit Götz Kubitschek gewagt, eine neue Kulturzeitschrift herauszugeben mit dem Namen Sezession. Das erste Heft ist in der vergangenen Woche mit dem Thema "Krieg" erschienen (eine ausführliche Besprechung folgt).

Nach dem Verschwinden einer Reihe von kleinen Zeitschriften im konservativen Segment ist dies ein Hoffnungsschimmer. Im Jahr der wirtschaftlichen Rezession sprießt ein Pflänzchen publizistischer Hoffnung. Zeitschriften wohnt eine große Kraft inne, die man nicht unterschätzen darf. Sie sind Kristallisationspunkte, an denen sich Autoren, Leser und Ideen sammeln. Sie sind Katalysatoren für Debatten, verdichten Diskussionen und Gedanken, sie geben eine Richtung an, wenn die Lage unübersichtlich wird.

"Die Druckerkunst ist die Artillerie des Geistes", ist ein Satz von Antoine de Rivarol, den Karlheinz Weißmann gerne zitiert. In diesem Sinne kann man der jungen Zeitschrift als Brückenkopf konservativer Publizistik nur viel Kampfkraft und Durchhaltewillen wünschen - und viele Leser, damit dieses hoffnungsvolle Projekt floriert.

Sezession, herausgegeben vom Institut für Staatspolitik, Rittergut Schnellroda, 06268 Albersroda; Jahresabonnement 30 Euro, Einzelheft 8 Euro, www.sezession.de .


 
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