© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    20/03 09. Mai 2003

 
Meldungen

Gegen Hochstapler in den "exakten Wissenschaften"

LONDON. In der Fachzeitschrift Nature beklagt der Molekular- biologe Peter Lawrence erstmals den Veröffentlichungsdruck als Hemmnis für kreative Forschung. Auch der deutsche Chemiker und Max-Planck-Direktor Robert Schlögl und die Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlich Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF) schließen sich der Kritik an. Diese Äußerungen brechen ein altes Tabu. In seinem jüngsten Buch "Forschen auf Deutsch" beschreibt Siegfried Bär, wie man abgestandene Ergebnisse zum Einwerben von Forschungsgeldern aufbereitet. Die Veröffentlichungszahlen in den Zeitschriften Nature oder Science galten daher für unbedarfte Finanzdirektoren als Qualitätsausweis eines Bewerbers. Ein Verfahren, das geeignet ist, Mißbrauch hervorzurufen. "Es ist ein Irrglaube, daß wissenschaftliche Leistungen quantifizierbar sind", erklärte Schlögl.

 

Schweizer Historie im Dienst der Tagespolitik

BASEL. Die Zeitgeschichtsschreibung in der Schweiz war in den neunziger Jahren fast vollständig ein Vehikel der Tagespolitik. Angeschoben wurde die 1996 explodierende Zahl der Veröffentlichungen von der 1987 einsetzenden, zunächst "stillen Diplomatie" der Jewish Agency in Sachen "nachrichtenlose Vermögen". Nach 1989, so zeichnet Georg Kreis die weitere Entwicklung nach (Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, 4/02), kam es dann zur "Intensivierung der Vergegenwärtigung des Holocaust" und zur "verstärkten Tendenz zur Monetarisierung von Benachteiligungen irgendwelcher Art". Im Zusammenspiel von US- und israelischen Journalisten wurde die "dunkle Vergangenheit" eidgenössischer Banken sowie der Schweizer Gesellschaft insgesamt 1995/96 zum "Topthema" aufgepumpt. Was im nachhinein zur "jüdischen Weltverschwörung" dämonisiert worden sei, habe also "recht unkoordiniert" begonnen. Mit der Einsetzung der "Unabhängigen Expertenkommission Schweiz-Zweiter Weltkrieg" (1996) habe dann auch die "nicht offiziell mandatierte" Forschung Auftrieb erhalten. Seitdem sei die eidgenössische Zeitgeschichtsforschung in eine "Phase intensivierter Auseinandersetzung mit der Geschichte der Schweiz im Zweiten Weltkrieg" eingetreten.

 

Wie aus Gletschern bald Geröllhalden werden

MÜNCHEN. Während der Pulverdampf sich über dem Irak verzieht, vermitteln naturwissenschaftliche Zeitschriften den Eindruck, dort sei ein "Krieg von gestern" geführt worden. Denn nicht um Öl, sondern um Wasser werde im 21. Jahrhundert gekämpft. Indizien dafür, daß Wasser ein knappes Gut werden könnte, mehren sich. So berichtet Martin Roos über die Kommission für Glaziologie an der Bayerischen Akademie für Wissenschaften, die in den Alpen bedrohliche Entwicklungen ausmacht (natur& kosmos, 4/03). Dort binden Gletscher gewaltige Süßwasservorräte. Als Folge der Klimaerwärmung ist der Eisverlust aber seit 20 Jahren um ein Volumen gestiegen, mit dem die Region München ein Jahr lang ihren Trinkwasserbedarf stillt. Bis zum Ende dieses Jahrhunderts, so prognostizieren die Gletscherforscher, dürften etwa, bei konstanten Schmelzraten, die Gletscher in den Ötztaler Alpen, die dann wie große Geröllhalden aussehen werden, verschwunden sein. Dann werde in Mitteleuropa die Ressource Wasser so knapp sein, wie heute schon in Teilen Zentralasiens.

 

Erste Sätze

Alle Politik ist Kunst.

Heinrich von Treitschke: Politik. Vorlesungen, gehalten an der Universität zu Berlin. Leipzig1899.


 
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