© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    21/03 16. Mai 2003

 
Leserbriefe

Zu: "Der letzte Diktator Europas" von Ales Sumotny, JF 19/03

Nationale Identität

In dem eigentlich sehr informativen Artikel wird in keinem Nebensatz der authentische Name dieses osteuropäischen Landes benannt: Belarus! Aus Gründen der Russifizierung nannte man im zaristischen Imperium die Ukrainer Kleinrussen und die Belarusnier Weißrussen. Damit wollte man langfristig deren kulturelle und nationale Identität auslöschen. Nach dem Zerfall des Zarenreiches lösten sich auch diese beiden Völker als Republiken Ukraine und Belarus von Rußland. Die Verletzungen des letzteren Staates firmierten in den deutschsprachigen Ländern unter "Weißruthenien". Weißrussen nannte man fortan nur noch die antikommunistische Bürgerkriegspartei im ehemaligen Zarenreich, völlig unabhängig von der ethnischen Zugehörigkeit der jeweiligen Verbände.

Da während des Zweiten Weltkrieges die deutsche Zivilverwaltung in Belarus aus historischen Gründen das Land weiterhin "Weißruthenien" nannte, entstand nach dem Zweiten Weltkrieg übrigens auch bezogen auf die Tschechei das Märchen, dies seien "Nazi-Erfindungen", die künftig auszumerzen seien. Wer dieses fromme Märchen beibehalten möchte, sollte dann aber wenigstens die Eigenbezeichnung des Landes verwenden. Übrigens: Nicht das Russische, sondern belorussisch war im Mittelalter im damals durchaus bedeutsamen Großfürstentum Litauen Kanzleisprache. 

Rainer Bussenius, Berlin

 

 

Zu: "Zwischen Kommissionen und Faktoren" von Paul Rosen, JF 19/03

Berechtigungen

Langsam stellt sich bei den seit Monaten andauernden Diskussionen um unser Sozialleistungssystem die Frage: Ist eigentlich ein Ministerium berechtigt zu einem derartigen Eingriff in unser Sozialleistungsnetz?

Mit der Beitragszahlung erwerben die Versicherten einen Anspruch auf ein bestimmtes Leistungsniveau. Wenn also diese Leistungen nunmehr gesenkt werden sollen, muß man den Versicherten dann auch eine Wahlmöglichkeit lassen, selbst zu entscheiden, ob sie für ihren Beitragssatz diese auch noch in Anspruch nehmen oder sich anderweitig absichern wollen?

Immer deutlicher zeigt sich somit, woran unser "Sozialsystem" krankt! Bevor diejenigen weitergeschröpft werden, die dieses Sozialsystem überhaupt erst möglich machen, sind die aus der Leistung zu streichen, die nichts dazu beigetragen haben! Dies gilt vor allem für die Sozialabkommen mit Drittländern sowie Fremdrenten, die auch aus diesem Leistungssystem finanziert werden.

Monika Ewert, Aschaffenburg

 

Unverfrorener Rentenbetrug

Länger arbeiten und weniger Rente beziehen: Mit diesem genialen Rezept wollen Sozialministerin Ulla Schmidt (SPD) und die Rürup-Kommission die geplünderten Sozialkassen wieder füllen.

Doch das laut gepriesene Sanierungskonzept ist keine Reform, sondern ein Armutszeugnis hochbezahlter Experten mit gesicherter Beamten-Pension. Eiskalt und phantasielos möchten sie bei jenen sparen, deren Beiträge unsere Politiker jahrzehntelang für alle möglichen versicherungsfremden Leistungen im In- und Ausland umverteilt haben.

Erschreckend wirklichkeitsfremd ignorieren die "Reformer" die Lage älterer Arbeitnehmer in den Betrieben und die Erfordernisse auf dem Arbeitsmarkt. Wie groß sind denn die Chancen "freigestellter" Fünfzigjähriger in der Privatwirtschaft? In vielen Branchen gilt man bereits mit 45 als zu alt bzw. zu teuer! Das Seniorenmobbing ist gang und gäbe. Wer dem Druck bisher standhielt, wird künftig schneller auf der Straße landen. Denn Schröders "Agenda 2010" lockert den Kündigungsschutz für ältere Kollegen. Und diese sollen bald bis 67 arbeiten? Fast komisch, wenn es nicht so traurig wäre. Nach spätestens zwei Jahren sind aus den schwer vermittelbaren Fünfzigern und Sechzigern neue Sozialhilfeempfänger geworden. Man braucht schon eine Menge "Mut zu Reformen" für einen derart unverfrorenen Rentenbetrug!

Herbert Rauter, Karlsruhe

 

 

Zum Zitat von Feldwebel Eric Schrumpf, JF 19/03

Ohne Ethik

Sie zitieren aus der New York Times vom 29. März einen amerikanischen Marineinfanteristen, der erklärt, es sei "ein toller Tag" gewesen, sie hätten "viele Menschen umgebracht", darunter einige Zivilisten, die "einfach im Wege gestanden" hätten. Hier zeigt sich eine Denkweise, die man sonst nur in Mörderbanden antrifft. Ich bin in meiner Ausbildung zum Soldaten und später im Einsatz dazu erzogen worden, bei Angriff oder Verteidigung Gefechtsaufträge auszuführen. Das schließt zwar die Notwendigkeit ein, Feindwiderstand zu brechen, bleibt aber immer gebunden an die ethische Fundierung des soldatischen Berufes.

Dr. Herbert Bolte, Wietze

 

 

Zum Interview mit Reinhold Thiel: "35 Prozent", JF 18/03

Unglaubliches Wahlziel

Das fraglos unglaubliche DP-Wahlziel "35 Prozent" wurde nicht hinterfragt, dann als ausgesprochener Schwachpunkt zur redigierten Überschrift verstärkt und schließlich auch noch eingerahmt. So etwas kannte ich bisher nur von Radaupresse und Sensationsjournalisten! Ich habe DP-intern Herrn Thiel auch schon von einem Wahlziel von 30 Prozent sprechen hören, wobei sich diese hohe Prozentzahl auf die bisherige Nichtwählerschaft bezog. Das so erwartete Wahlergebnis um die zehn Prozent schien und scheint mir durchaus realistisch. 

Karl Betz, Reiskirchen

 

 

Zu: "Jedes Wort ein Geschoß" von Claus M. Wolfschlag, JF 18/03

Es betrifft alle

Hoffentlich lesen viele Gutmenschen, wie das bundesweite Netzwerk "Kanak Attak" mit aggressiven Texten den Rechtsstaat bekämpft und trotzdem von den Politikern hofiert wird, wenn es sich nur als "Rock gegen Rechts" outet. Man stelle sich vor, eine deutsche Gruppe oder etwa die JUNGE FREIHEIT würde dasselbe sagen: "heute morgen gings mir nicht so toll/ wußte nicht/ ob ich meinen Nachbarn oder Wolfgang Schäuble erschießen soll/" oder: " zu viele Wichser, die wir schon lange verschonen/ Edmund Stoiber ist Deutschlands größter Hurensohn..." Warum schweigt da der Verfassungsschutz? Schon vor Jahren warnte Cem Özdemir öffentlich vor dem, was hier an antideutscher Hetze im türkischen Zeitungen zu lesen ist, aber nichts geschah. Ist der Schwur unserer "Bevölkerungs"-vertreter, Schaden vom deutschen Volke abzuwenden, zur schäbigen Floskel degeneriert? Man könnte sich schadenfroh zurücklehnen, wenn es diese selbst betrifft, aber es betrifft Millionen Deutsche, die es nicht mehr wagen, diese Zustände laut auszusprechen.

Dorothea Kunze, Bensberg

 

Skandal!

Extremistische Musik, egal welcher politischen Ausrichtung, ist zu ächten. Nun geschieht dies in unserem Lande aber nur gegen sogenannte "Nazimusik".

Musik, wenn sie sich gegen "Rechts" wendet, und sei sie noch so menschenverachtend, gilt ja wirklich schon als hoffähig. Das ist ein Skandal! Wo sind hier die Stimmen von CDU/CSU und FDP - von SPD und Grünen braucht man nicht auf Einspruch hoffen, die können ja ihr politisches Süppchen damit kochen -, die das Ganze verurteilen und verdammen sollten? Politischer Extremismus wird wohl in diesem unserem Lande nach Gut (Links) und Böse (Rechts) eingeteilt. Wenn das so weitergeht, kann man nur sagen "Gute Nacht, Deutschland"!

Alexander Maximilian Becker, München

 

 

Zu: "Im Zeichen des Zeitgeists" von Wolfgang Saur, JF 18/03

Zeitgeist mit Drive

Nach Lektüre des Artikels wußte ich die Überschrift richtig zu deuten. Hat uns hier Autor Wolfgang Saur doch exzellente Beispiele von "Zeitgeist" geliefert. Da spricht er von "modischen Drive", "im Zeichen eines allgemeinen "come together" und seine abschließende Empfehlung lautet einfallsreich "test it". Damit hat er sich gleich einen Platz im nächsten Sprach-Pranger reserviert. Hätte die JF auch einen Sprach-Pranger für polonisierte Benennungen von vielhundertjährigen deutschen Orten, so wäre Herrn Sauer mit seiner "Partnerstadt Opole" auch darin ein Platz sicher. Für Ahnungslose: Opole ist das oberschlesische Oppeln an der Oder.

Matthias Werner, Lindau

 

 

Zu: "Plädoyer für den Sozialstaat" von Eberhard Straub, JF 18/03

Voraussetzungen

Eberhard Straub will den Sozialstaat retten - da hat er sich sehr viel vorgenommen. Um geeignete, wirksame Wege aus der Krise zu finden, bedarf es keinesfalls leerer Worte, sondern eines ausgefeilten, sehr mutigen Konzeptes mit genügend Partnern. Sind zu viele Meinungsverschiedenheiten vorhanden und kann man sich nicht einigen, sollte nichts krampfhaft versucht werden, sonst ist der Schaden um so größer. Es ist mit Sicherheit eine riesige Herausforderung, wirksame Wege zu beschreiten. Mit Machtgehabe und sich überschätzenden Hohlköpfen wird aber gar nichts erreicht, darüber sollte vorher ganz ernsthaft diskutiert und nachgedacht werden. Gute Chancen aus der Krise sind eher viel Mut, Kompetenz, absolute Einigkeit untereinander, eine gute Portion Diplomatie und ein treffsicheres Gespür, um die wirtschaftliche Sicherheit in den Griff zu bekommen, das sollte Herr Straub bedenken.

Uta Fritzsche, Mönchengladbach

 

Lesenswert, mit falschem Ende

Ein lesenswertes Plädoyer für den Sozialstaat, das sich jedoch leider im letzten Absatz selbst ad absurdum führt. Dem Staat vertrauen, der durch seine Unfähigkeit über Jahrzehnte die vom Autor geschilderten Mißstände hervorgerufen hat? Der Markt sei der Politik untertan, so der Autor - doch in Deutschland gibt es weder Politik noch Ordnungspolitik und schon gar keine politische Vernunft, sondern nur Parteipolitik. Und dieser Parteipolitik soll der Markt untergeordnet werden? Damit würde der Bock zum Gärtner gemacht und der Gesellschaft der Verantwortungslosen, die die heutigen Probleme geschaffen hat, die Möglichkeit gegeben, weiter zu Lasten der Bevölkerung ihre eigenen Machtpositionen auszubauen. Ein geradezu widersinniger Vorschlag.

Günther Vahlberg, Heusweiler

 

 

Zu: "Der Pekinese und der Elefant" von Martin van Creveld, JF 17/03

Analyse wäre gefragt

Ehre, wem Ehre gebührt und wenn Herr van Crefeld es zum Professor Doktor gebracht hat, verneige ich mich vor seinen Meriten. Doch nach dem Verinnerlichen seiner Antwort auf Herrn Buchanan muß ich feststellen, daß er im Sinne moderner Politiker keine einzige Frage beantwortet hat. Im Gegenteil, alle Aussagen werden in Frage gestellt. Dabei wünschte ich mir, daß van Creveld Stellung zu den Hintergründen bezogen hätte, die Pat Buchanan bewegen. Daß es eine jüdische Lobby in den USA, in Europa und nicht zuletzt in Deutschland gibt, weiß man. Warum gibt uns van Creveld keinen Einblick in deren Machenschaften? Im Rückblick auf die Möllemann-Debatte und ähnliches wäre seine Analyse gefragt.

Warum erklärt er uns nicht, weshalb in Deutschland keine freie Meinungsäußerung stattfinden darf bzw. warum diese von Herren wie Friedman und Spiegel nicht nur tabuisiert, sondern stigmatisiert wird? Für mich bleibt Herr van Crefeld ein weiterer Lobbyist, verantwortlich dafür, auch in der JF das Wetter schönzureden.

Günther Paulini, per E-Post

 

 

Zur Meldung "US-Giftwaffen-Einsatz größer als gedacht", JF 18/03

Sogar Lieferschwierigkeiten

Größer als gedacht oder bekannt ist auch der deutsche Anteil am Einsatz des Entlaubungsmittels "Agent Orange", dem nicht nur die Wälder und Felder Vietnams, sondern auch über eine Million Vietnamesen mit schweren Krankheiten und Hunderttausende Kinder mit ebenso schweren Mißbildungen zum Opfer fielen.

"Agent Orange" wurde in solchen Mengen eingesetzt, daß der US-Chemiewaffenhersteller Dow Chemical bereits 1964 in "Lieferschwierigkeiten" kam. Flugs sprang ein deutsches Unternehmen ein, der Chemie-Konzern Ernst Boehringer, Ingelheim, an dessen Spitze seinerzeit der spätere Präsident des Evangelischen Kirchentags und ehemalige Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Richard von Weizsäcker stand. Ohne dessen Zustimmung soll keine wichtige Entscheidung gefallen sein. Der Konzern lieferte Dow Chemical ein modernes Verfahren zur Herstellung von Zutaten für den Kampfstoff "Agent Orange". In der Firma wurde die Lage so beschrieben, daß keine Absatzschwierigkeiten zu erwarten seien, solange der Vietnamkrieg andauerte.

In der Strafanzeige vom Dezember 1989 eines früheren Mannheimer Amtsgerichtsdirektors gegen den damaligem Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker wegen "Beteiligung am Völkermord" und anderen Straftaten hieß es: "Tatsächlich ging unter Weizsäcker die Weiterentwicklung des Hauses Boehringer steil nach oben. Der offizielle Hauptlieferant für "Agent Orange", Dow Chemical in Midland/Michigan, lobte den "großartigen Kooperationsgeist', den der Boehringer-Konzern zeigte." Nachzulesen ist dies und noch mehr bei Karlheinz Deschner "Der Moloch - Eine kritische Geschichte der USA", bei einem Autor, der für seine sorgfältigen Recherchen bekannt ist. 

Burkhard Breit, per E-Post

 

 

Zu: "Ohne Tod keine Aufertehung" von Alexander Barti, JF 17/03

Ursache von Zerissenheit

Alexander Bartis Aufsatz über das Osterfest ist anmaßend und hämisch. Statt sich über die angeblichen "ewigen Widersacher" zu mokieren, sollte er sich an die eigene Nase fassen und den ewigen Missionar in die Schranken weisen. "Sire, ich brauche diese Hyothese nicht", antwortete ein französischer Wissenschaftler auf Napoleons Frage, ob er an Gott glaube. Genau das ist die geschmähte Aufklärung - nicht das Bemühen, ein religiöses Leben vor der Christianisierung wiederzufinden. Barti offenbart sich hier leider als zutiefst politisch korrekt: Während die offizielle Lehre sagt, vor der "Befreiung" 1945 durch die Alliierten war in Deutschland nur Barbarei und Dunkelheit (die berüchtigte "Blutspur von Bismarck bis Hitler"), ist offenbar im Geiste vor der "Bekehrung" durch Karl den Schlächter und andere nur Dunkelheit und Barbarei gewesen.

Könnte es nicht sein, daß nicht 1945 Deutschland das seelische Genick gebrochen hat, sondern die Christianisierung Ursache all unser Zerissenheit ist? Aber nein, ich werde keinem Christen sein Gottvertrauen, seine Redlichkeit, seine Achtung vor der Schöpfung absprechen, ich werde gegen keinen Gott polemisieren, geht es doch in diesen Zeiten darum, die zu sammeln, die überhaupt noch das Gespür dafür haben, das etwas Heiliges in der Welt ist! Und da steht mir ein Bischoff Dyba oder eine Johanna Gräfin von Westphalen immer noch näher als irgendeine im wahren Sinne des Wortes gottloser Progressiver oder Verbraucher.

Friedrich Baunack , per E-Post

 

 

Zum Interview mit Harlan Ullman: "So war das nicht gedacht", JF 16/03

Propagandamärchen

Harlan Ullmann verbreitete das alte US-Propagandamärchen, die USA haben die Atombombe über Hiroshima abwerfen müssen, um den japanischen Widerstand zu brechen.

In Wahrheit stand Japan im Frühjahr 1945 vor dem wirtschaftlichen und militärischen Zusammenbruch und bot eine Kapitulation an, die Harry Truman jedoch ablehnte, da Japan die Forderung nach einer völkerrechtswidrigen bedingungslosen Kapitulation ablehnte. Der Abwurf beider Atombomben sollte auch Stalin von der Macht Amerikas beeindrucken, um die Sowjets in Europa, wo sich der Ost-West-Konflikt bereits abzeichnete, gefügiger zu machen.

Friedrich Karl Pohl, Lüneburg


 
Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen