© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    22/03 23. Mai 2003


Leserbriefe

Zu: "Arabisches Trizonesien" von Alexander Griesbach, JF 20/03

Wir sind die besseren Besatzer

Die Dreiteilung des Irak werden wir in Australien uns nicht gefallen lassen. Schließlich hatten wir auch Truppen geschickt und haben einen Anspruch auf eine eigene Zone, auch wenn es nur ein Zönchen ist. Am liebsten wäre uns die Region südlich von Basra am Strand vom persischen Golf. Da könnten unsere Soldaten dann während des Frühstücks den steifen Irakern das Wellenreiten beibringen. Das geht dort sicher wie geschmiert, wegen des Ölanteils im Wasser. An den sofort installierten Oben-Ohne-Stränden könnten scheue moslemische Frauen die Vorzüge unseres easy-going-lifestyles genießen und mit unseren Bademeistern Sittenaustausch betreiben. Kopftücher dürfen dabei gerne weiter getragen werden. Da sind wir tolerant. Sprachliche Weiterbildung ergibt sich wie von alleine, da wir ja alle (viele von uns fließend) Englisch sprechen und dieses Arabische eh nicht verstehen. Wir könnten also einen recht positive Rolle beim Wiederaufbau des Irak übernehmen. Jedenfalls eher als die Polen.

Kurt Willrich, Cairns/Australien

 

 

Zu: "Die laschen Autoritäten" von Dieter Stein, JF 20/03

Wer stoppt die Medien?

Die offensichtliche Gewöhnung des überwiegenden Teils der Berliner Bevölkerung an die anarchistisch geprägten, linksextremistischen Gewaltorgien, die seit Ende der achtziger Jahre im Berliner Problembezirk Kreuzberg jeweils am 1. Mai veranstaltet werden, ist nicht zuletzt auch eine Folge der weitgehenden Ausblendung des nach wie vor präsenten Linksextremismus durch das öffentlich-rechtliche Fernsehen, besonders hier in Berlin. Ein typisches Beispiel war eine links-ideologische Ausrichtung bei der Berichterstattung über die nicht gewerkschaftlich organisierten Maidemonstrationen in den abendlichen Nachrichtensendungen des (neuen) RBB Berlin.

Während beim Bericht über den Aufmarsch der NPD ausschließlich von "Rechtsextremisten", "Nazis", "braunem Mob" die Rede war und überwiegend Bürger zu Wort kamen, die der NPD und ihren Anhängern von vornherein das Grundrecht auf friedliches Demonstrieren in der Öffentlichkeit absprachen, wurden beim Bericht über die Aufzüge der PDS und anderer linken Gruppierungen Attribute wie "anarchistisch", "links", "linksextrem" konsequent vermieden. Über die anschließenden bürgerkriegsähnlichen Krawalle linker Krimineller und jugendlicher Randale-Freaks wurde überwiegend in der Passivform berichtet, so als ob diese Ausschreitungen eine unabwendbare, alljährlich wiederkehrende Naturkatastrophe wären, gegen die man machtlos ist.

Diese Art ideologisierter Berichterstattung macht deutlich, wie umfassend der destruktive Ungeist der 68er Kulturrevolution, der heute zu einer pseudodemokratischen, kulturmarxistischen und antifaschistischen Hegemonie in Politik und Gesellschaft geführt hat, auch in Teilen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wirken konnte. Die Frage, die sich nach den Mai-Krawallen stellt, lautet nicht nur: Wer stoppt die linken Chaoten, sondern auch: Wer stoppt die linken Medien?

Bernd Sydow, Berlin

 

 

Zu: "Die polnische Karte" von Carl Gustaf Ströhm, JF 20/03

Diesmal keine Trittbrettfahrer

Wie muß sich Ihr Kommentator Herr Ströhm über Bilder wie die von "Soldaten" (Mehrzahl) der Angehörigen "des tragischen Volkes" der Polen freuen, die in einer zum "Heroischen neigenden" Pose vor einem auf den Knien liegenden gebundenen Iraker (Einzahl) stehen. Wenn man weiß, daß man von ihnen "siegen lernen am wenigsten" kann, aber vermutlich doch ein Drittel eines fremden Territoriums "polnisch verwalten bis zum Abschluß eines Friedensvertrages" - diesmal nicht als Trittbrettfahrer der Sieger.

Ingrid Goldberg, Stuttgart

 

 

Zu: "Völkerrecht?" von Klaus Hornung, JF 20/03

Weg mit dem Vetorecht

Herrn Hornung dürfte als Politikwissenschaftler bekannt sein, daß Israel weit mehr Uno-Resolutionen mißachtet hat. Warum seine Scheu, dies anstelle der vom Irak mißachteten 17 Resolutionen zu erwähnen? Ist es nicht so, daß, man wenn man glaubwürdig sein will, stets die größte Anzahl von Mißachtungen aufzeigen sollte? Widerspricht das der Political correctness?

Die von ihm angedeutete Lächerlichkeit wäre den Vereinten Nationen erspart geblieben, wenn die Gründerstaaten dieser Institution ein scharfes Werkzeug an die Hand gegeben hätten, womit ihnen die Möglichkeit gegeben wäre, ihren Resolutionen auch Nachdruck zu verleihen. Mit dem Vetorecht einer einzigen Nation, das ihre friedenserhaltende Arbeit lahmlegen kann, haben die Gründerstaaten doch deutlich zu erkennen gegeben, daß sie aus dem Versagen des Völkerbundes zwischen den beiden Weltkriegen keine Lehre gezogen haben, besser wohl nicht ziehen wollte. Sollten die Vereinten Nationen in Zukunft erfolgreich wirken können, wäre die erste Voraussetzung dafür die Abschaffung des Vetorechts. Es ist doch hirnrissig, wenn eine einzige Macht die Arbeit der Uno lahmlegen kann! Dafür bedarf es aber einer Statutenänderung, und die kann wiederum von einer einzigen Macht verhindert werden.

Friedrich Kurreck, Offenbach

 

 

Zu: "In Gedanken versunken" von Erich Hermann, JF 20/03

Vor sich hinstarrend

Die Aufklärung über das Rätselraten in der JF bezüglich Ernst Jüngers vermeintlicher "Weinattacken" ist doch relativ schnell gegeben, zumal der Autor selbst seine Leser nicht im Unklaren gelassen hat. Es besteht sicherlich keinerlei Dissens darüber, daß Jünger zutiefst erschüttert war, als er die ersten Nachrichten über die Wahrheit des Geschehens in den Schinderhütten der NS-Lagerwelt erfuhr. Der Lebensabschnitt allerdings, den Ihr Autor Erich Hermann beschreibt, war immer noch bestimmt durch die Nachricht vom Tode von Jüngers Sohn Ernst. "Der Schmerz", schreibt er am 15. Januar 1945, "ist wie ein Regen, der erst in seiner Masse abläuft, dann dringt er langsam ins Erdreich ein. Der Geist erfaßt ihn nicht mit einem Mal". Dergleichen hat Ernst Jünger immer wieder durchlebt und erlitten, denken wir etwa an seine Melancholien in Paris 1941 oder die schwere Depression während der tödlichen Erkrankung seiner Frau Gretha 1958/60. Der Historiker Paul Noack sprach in diesem Zusammenhang von einer geradezu "konstitutionellen Depression" des Schriftstellers, dieser selbst erfand dafür die Chiffren "La frousse", "Tristitia" und "Cafard".

Der Verleger Michael Klett hat berichtet, daß Jünger in den späten fünfziger Jahren jeden Morgen aufgestanden sei und - korrekt gekleidet - den Tag vor sich hinstarrend in einem Sessel verbracht habe. Ernst Jüngers Fähigkeit zum Mitleiden ist also durchaus keine Novität, insofern ist seine Reaktion auf die unmittelbare Begegnung mit der Lagerwelt auch nicht überraschend. Als soldatischer Typus war der "Anarch" Jünger jedoch nicht der Mann, der sich stundenlangen Weinkrämpfen ergeben hätte. "Wir sollten an jeden Toten denken, als ob er lebte, und an jeden Lebenden, als trennte uns schon der Tod", war seine Maxime.

Werner Bräuninger, Frankfurt/Main

 

 

Zu: "Das Wunder nach bekannten Gesetzen" von Karsten Niefind, JF 20/01

Dem Laien verständlich gemacht

Das Jubiläum wurde ja von vielen Medien behandelt. Niefind gelang es jedoch, die Bedeutung dieser Strukturaufklärung auch für Laien verständlich zu machen. Niefind schilderte nicht nur die verschiedenen "Phasen" der Molekularbiologie in allgemeinverständlicher Weise. Er wies auf die Bedeutung dieser Entdeckung und auf die möglichen Gefahren hin. Daß die Universalität des genetischen Codes eine eindrucksvolle Bestätigung der evolutionären Verwandtschaft aller irdischen Lebewesen ist, wußte ich schon. Daß es sich dabei um "eine Erkenntnis von fast religiöser Dimension" handelt, ist mir erst durch den Artikel von Niefind klar geworden. Daß die DNS "ein Erbstück aus drei Milliarden Jahren Evolution (ist), das es zu behüten gilt", ist ein Appell, dem man sich nur anschließen kann.

Achim Günther, Berlin

 

 

Zu: "Deutschlands beliebtester Ami" von Frank Liebermann, JF 20/03

Nestbeschmutzer

Meines Erachtens nach weist Michael Moore den Charakter eines Nestbeschmutzers auf, der es instinktiv versteht, auf der derzeitig opportunen "Gutmenschlichkeits-Welle" zu reiten, selbst aber die Vorteile des von ihm angeblich so verachteten Systems in vollen Zügen zu genießen. Eine Gesellschaft, als deren Fürsprecher er sich brüstet, wäre meines Erachtens noch weitaus entarteter als die derzeitige! 

Ellinor Blenk, per E-Post

 

 

Zu: "Fahnder" von Ronald Gläser, JF 20/03

Warum nur Randnotiz?

Überfällig war im "Blick in die Medien" Ihre Kritik an den steigenden Zwangsgebühren der GEZ (Werbeeinnahmen der öffentlich-rechtlichen Anstalten) bei fehlender Seher- und Hörermitbeteiligung an der Programmgestaltung. Ärgerlich ist bei dem Wissen darum, daß das Fernsehen allein 80 Prozent der Bildungsinhalte vermittelt, daß sich die JUNGE FREIHEIT nur in einer Randnotiz mit dem Rundfunk- und Fernsehprogramm beschäftigt, während die Musikszene eine ganze Spalte wöchentlich füllt. Ich meine, daß zum Beispiel hochgelobte und positive Spielfilme und Sendungen von der JF vorab kritisch gewürdigt oder hinterher kritisiert und gelobt werden sollten, was die Programmzeitschriften leider nicht tun, um den Informationsfluß von den Anstalten nicht zu beschädigen. Die Leser sollten auch zu eigenem Lob und zur Kritik vom Fernseh- und Rundfunkprogramm aufgefordert werden.

Georg K. Schmelzle, Norden/ Ostfriesland

 

 

Zu: "Europas neue Freunde" von Andreas Mölzer, JF 19/03

Nur Mut!

Mölzer hat recht mit seiner Beobachtung, daß unter dem Eindruck der Irak-Krise nun viele mit fliegenden Fahnen zum Internationalismus überlaufen, die diesem früher kritisch gegenüberstanden. Schade ist nur, daß er dies nicht kritisiert, sondern nun auch zum Wassertrinken auf die EU-Toilette kriecht. Dabei gibt es keinen Grund, wegen des Irak-Krieges auf eine konsequent nationale Position zu verzichten: Wenn nicht einmal die Uno die USA von Aggressionskriegen abhalten kann, wozu brauchen wir dann eine "Stärkung" der EU?

Es gehört reichlich Naivität dazu, anzunehmen, daß eine wie auch immer geartete EU die USA dazu gebracht hätte, den teuren Aufmarsch im Nahen Osten einfach rückgängig zu machen. Außerdem: Eine amerikakritische EU mit Mitgliedern wie England, Spanien und anderen willigen Helfern der USA? Wie soll das funktionieren?

Warum wird nicht über eine Eindämmung der USA durch klassische nationalstaatliche Mittel nachgedacht, die da wären: militärische - auch atomare - Rüstung, und eine flexible, ideologiefreie und interessenorientierte Bündnispolitik a là Bismarck mit zum Beispiel China, Rußland und einigen Staaten des Nahen Ostens? Solche Bündnisse sind billiger und flexibler als der Aufbau irgendwelcher bürokratischer Institutionen, aber zu solchen entscheidenden Schritten fehlt unseren Konsenspolitikern der Mut. Dies zu kritisieren ist Aufgabe der Rechten, anstatt nun auch dem Abbau der nationalen (und damit demokratischen!) Souveränität das Wort zu reden!

Philipp Kalk, Berlin

 

 

Zu "Gegengewicht notwendig" von Carl Gustaf Ströhm, JF 19/03

Kuriose Falle

Die Nato sitzt in einer kuriosen Falle: einst gegründet, um dem kommunistischen Weltherrschaftsanspruch zu begegnen, muß sie nach dem Zusammenbruch dieses Gefährdungspotentials feststellen, daß ihr bedeutendstes Mitglied heute die gleichen Ambitionen hegt und dazu als einziges Recht das Faustrecht gelten läßt. Sie hat also den Feind im eigenen Haus und ist damit endgültig paralysiert und hinfällig. Die von den USA schon im Zweiten Weltkrieg angeregte und maßgeblich betriebene internationale Sicherheitsarchitektur wird von ihnen selber eingerissen, und internationale Beziehungen und Gepflogenheiten sind, wie man sieht, heute wieder die von vor 1939. Es gibt nur ein paar macht- und wirkungslose Gremien und Quasselrunden mehr, die von den noch souveränen Staaten hoch subventioniert werden.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Die Barbarei von Bagdad" von Doris Neujahr, JF 19/03

Keine Kultur

Daß gerade das Thema Irak sich für die Behandlung dieser Frage besonders gut eignet, macht die Verfasserin evident und kommt mit Recht zu dem Ergebnis, daß den USA zwar die Zivilisation bestätigt werden kann, die notwendige Ergänzung an Kultur aber nicht vorhanden ist. Insofern kann die Situation in den USA kaum als vorbildlich betrachtet werden, und wir in Europa sollten darauf Bedacht nehmen, daß wir etwa in Nachahmung amerikanischen Lebensstils unseren kulturellen Bestand beeinträchtigen.

Dr. Hans Doerner, Bad Kissingen

 

 

Zu: "Die ganze Welt umgestalten", Interview mit Steve C. Clemons, und "Mittelstand nach Mitteldeutschland" von Heiko Peters, JF 19/03

Die Absicht der Herren

Als "Ossi" muß man ja für jede Aktivität zugunsten der "neuen Bundesländer" dankbar sein. Und Herrn Peters glaube ich auch, daß seine Absicht wirklich die Schaffung "blühender Landschaften" ist, ganz im Gegensatz zu den Herren Kohl und Schäuble, denen ich unterstelle, diese nie gehabt zu haben. Aber der entscheidende Satz ist der letzte in seinem Beitrag, denn an mutigen, tatkräftigen Politikern, die zum Wohle Deutschlands und der Deutschen zu handeln bereit sind, hat es bisher gefehlt, fehlt es zur Zeit und wird es nach Lage der Dinge auch in Zukunft fehlen. Das ist meine Überzeugung.

Da es sich förmlich anbietet, möchte ich auf die Aussage von Steve C. Clemons zurückkommen, die deutschen Politiker seien amerikahörig, unsere Demokratie ist keine Volksherrschaft. Also sind unsere Politiker auch nicht dem deutschen Volk verpflichtet!? Auch sollte man sich nicht täuschen lassen, denn dieses oder jenes kleine Zugeständnis ist kein Sinneswandel. Wir sind und bleiben "alliierte Besatzungszone" (auch nach der sogenannten Wiedervereinigung). Der Zeitpunkt, Deutschland in die Souveränität zu entlassen, scheint in weite Ferne gerückt zu sein, denn von einem Friedensvertrag spricht niemand mehr. Und die Absicht der "zuständigen" Herren ist es offensichtlich nicht, in Mitteldeutschland blühende Landschaften entstehen zu lassen.

Hartmut Jakob, per E-Post

 

 

Zur Meldung "Peter Handke kritisiert Friedenspreisvorschlag", JF 19/03

Pseudogesocks

Peter Handke, endlich mal wieder einer der wenigen ehrenhaften Männer des deutschen Schriftstellerreigens, der sich tapfer zu Wort meldet. Das ist ja wirklich der blanke Hohn, daß Gerhard Schröder und Joseph Fischer den Friedenspreis des Deutschen Buchhandel bekommen sollen. Für was eigentlich? Ich dachte immer, Schriftsteller wären die Meister der Sprache. Daß pseudoalternatives Bambulegesocks nicht besonders helle ist, weiß ich ja. Aber daß deutsche Schriftsteller die Falschheit in der Sprache unserer Regierungsobersten nicht erkennen, ist mir schleierhaft.

Obwohl dieses vermeintliche Rätsel ja eigentlich seine Lösung schon selbst beinhaltet: Wessen Geistes Kind sind die "deutschen" Schriftsteller?

Stephan Bollmeyer, per E-Post

 

 

Zu "Keiner will echte Reformen" von Roland Baader, 19/03

Rein akademisch

Wirklich einschneidende Reformen finden nicht nur nicht statt, weil sie tödlich für die Politkaste wären. Solange der Autor nicht klipp und klar darlegen kann, wie die berechtigten Ansprüche von Millionen Rentnern, Arbeitslosen und Sozialhilfeempfängern kurzfristig anders als mit dem derzeitigen System befriedigt werden können, sind seine Ausführungen rein akademisch. Da hilft auch kein Schimpfen auf Keynes. Auch der Kapitalmarkt versagt ja; wer seine Zukunft mit Wertpapieren abgesichert hat und heute darauf zurückgreifen muß, ist arm dran, und sogar die Besitzer von Kapitallebensversicherungen bangen um ihre Ertragsanteile. Die alte Scherzfrage "Wie kann man an der Börse ein kleines Vermögen machen? Indem man ein großes einsetzt" ist gar nicht mehr so witzig, und auch die Weisheit, daß Geld nicht verlorengeht, sondern nur den Besitzer wechselt, kann nur Zyniker trösten.

Kurt Heinrich, per E-Post


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