© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    24/03 06. Juni 2003

 
Meldungen

Das Boot ist noch lange nicht voll

BADEN-BADEN. Ungeachtet desaströser bildungspolitischer Folgen des Multikulturalismus will der harte rot-grüne Kern an "offensiver" Zuwanderung festhalten. Da es dafür im Bundesrat keine Mehrheit gibt, hofft man auf Brüssel. EU-Kommissar Vitorino denkt laut über die Abschaffung der Drittstaatenregelung nach, die seit 1993 deutsche Asylbewerberzahlen von 440.000 auf 70.000 drückte. Rückendeckung erhält Rot-Grün auch vom großen Geld. Olaf Henkel, Vizepräsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, spielt im juristischen Sprachrohr der Einwanderungslobby, der Zeitschrift für Ausländerrecht (4/03), die demographische Karte. Da ab 2020 geburtenstarke Jahrgänge in Rente gingen, verknappe sich das Fachkräfteangebot. Zudem gefährden hohe Rentnerzahlen die "Nachhaltigkeit der Sozialsysteme". Trotzdem seien 400. 000 Zuwanderer jährlich "wegen der riesigen Integrationsprobleme unvorstellbar". Man werde sich mit der Hälfte begnügen, die allerdings qualifizierter ausgebildet sein müsse als die Migranten der Vergangenheit.

 

Klosterinventar bald unter dem Hammer

NÜRNBERG. In Rezessionszeiten stößt auch das relativ reiche Baden-Württemberg an finanzielle Grenzen. So wird es zur Versteigerung des Inventars des Klosters vom Heiligen Grab in Baden-Baden kommen (Kunst Chronik, 5/03), das die Folgen der Klosteraufhebungen im deutschen Südwesten vor 200 Jahren unbeschadet überstanden hat. Nachdem die letzten drei Schwestern 2002 hochbetagt in ein Pflegeheim umzogen, ist das Kloster nun verwaist. Aus Kostengründen hat die Stadt Baden-Baden die Übernahme des Inventars abgelehnt, und das Land kann nicht helfen, so daß die Erzdiözese Freiburg einen Großteil der kulturhistorisch wertvollen Einrichtung Mitte Juni versteigern läßt. Zwar komme "nichts für die Klostergeschichte Bedeutsame", also nicht Archiv und Bibliothek, unter den Hammer. Aber trotzdem stehe im Erinnerungsjahr an die "kulturellen Verwüstungen der Säkularisation" ein massiver Kulturgutverlust ins Haus, da bedeutsames Inventar der Alltagsgeschichteden Weg zum Auktionator geht.

 

EU: Politisch nützliche Fischerei-Forschung

WARNEMÜNDE. Mitte Januar wurde der Einstrom von 100 Kubikkilometern Nordseewasser mit hohem Sauerstoffgehalt registriert. Das war ein Drittel der Menge, die 1993, beim letzten Salzwassereinstrom, in die südliche Ostsee floß. Wie Messungen des Warnemünder Instituts für Ostseeforschung ergaben, hat sich damit die Sauerstoffsituation im Tiefenbereich dieses Binnenmeers verbessert. Für die Fischereiforschung ist dieses "Durchlüftungsereignis" von größter Bedeutung. Nun kann verfolgt werden, ob der Dorsch, der "Brotfisch" der Ostsee, von dieser Sauerstoffzufuhr profitiert. Die EU-Kommission hat solchen wissenschaftlichen Einsichten wieder einmal vorgegriffen: Weil ein "sehr starker Ostseedorsch-Nachwuchsjahrgang" zu erwarten sei, der zur "Wiederauffüllung der Bestände" dringend geschützt werden müsse, verhängte Brüssel für die Zeit vom 15. April bis 31. Mai ein totales Fangverbot, an das am 1. Juni ein schon im vorigen Jahr verhängtes "Sommerfangverbot" nahtlos anschließt. Die Organisationen der Ostseefischer beklagen hingegen, daß Brüssel unter permanenter Manipulation wissenschaftlicher Forschungsresultate seine Politik rigoroser "Mißachtung der Interessen" der Fischwirtschaft fortsetze (Das Fischerblatt, 4/03).

 

Erste Sätze

Unsre Erde ist ein Stern unter Sternen.

Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, Riga 1784


 
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