© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de    25/03 13. Juni 2003

 
Leserbriefe

Zu: "Ökumenisches Verstehen" von Lothar Groppe S.J., JF 24/03

Einfachster Menschenverstand

Es ist ein typisches Zeichen unserer Gesellschaft, menschliche Grundwerte um einer schon fast krankhaften Harmoniesucht willen in Frage zu stellen. Schon mit einfachstem Menschenverstand ist nachzuvollziehen, daß elementare und unüberbrückbare Gegensätze in der Auffassung bestehen, ob die Hostie in den Leib Christi verwandelt wird oder ob das Meßopfer nur einen symbolischen Akt darstellt, wie es die evangelische Kirche umdeutet. Papst und Bischof Mixa können und dürfen gar nicht anders handeln, ohne die Grundfeste der Katholischen Kirche zu gefährden. Es wird niemand gezwungen, der Katholischen Kirche anzugehören, es kann aber auch nicht jeder, wenn er ihr angehören will, Glaubenswahrheiten dieser Kirche nach seinem Gutdünken verändern.

Herbert Gaiser, per E-Post

 

 

Zum Pro & Contra "Moscheebau einschränken", JF 24/03

Adayatullahs Märchenstunde

Statt so etwas zu verbreiten, sollte die Redaktion lieber selber im Koran nachlesen, was dort an Religionsterror gegen Ungläubige propagiert wird.

Nur wer den Koran im Drogenrausch liest oder im Zustand sonstwie bedingter verminderter geistiger Zurechnungsfähigkeit, hält die Ermordung Abtrünniger für Toleranz, die Einsperrung und sexuelle Verfügung des Mannes über Ehefrauen und Sklavinnen für Achtung der Menschenwürde und die Hetze gegen Juden für Liebe zum Mitmenschen welcher Religion auch immer - und den Islam für eine Religion des Friedens.

Wie das angebliche Feindbild Islam ausgemerzt werden soll durch expansiven Moscheebau, das zeigt ein Blick in die vom Islam eroberten Länder, insbesondere in sein Ursprungsland Saudi-Arabien. Dort ist das Feindbild Islam vollständig ausgemerzt durch Ausmerzung sämtlicher anderer Religionen. Wie viele Christen müssen noch umgebracht werden in den Ländern des real existierenden Islam, wie viele Dissidenten verfolgt und ermordet, wie viele Frauen gesteinigt, wie viele Touristen müssen noch von Terroristen zerfetzt werden, ganz zu schweigen von den jüdischen Zivilisten, bis auch der deutsche Michel vom Freundbild Islam geheilt wird? Wenn erst die Muezzinrufe diese Schlafmützen wecken und der schlechte Traum wahr wird, ist es zu spät.

Ragnar Hönig, Luzern/Schweiz

 

 

Zu: "Ohne Landesverteidigung" von Paul Rosen, JF 23/03

Grundgesetzwidrig?

Wir sollten nicht den Neusprech von der "Einsatzarmee" übernehmen, der kaschieren soll, daß die Bundeswehr zu einer Angriffs- oder zumindest Interventionsarmee umstrukturiert werden soll. Kein Verteidigungsminister darf ihr mit "Verteidigungspolitischen Richtlinien" weltweite Interventionen befehlen. Das Grundgesetz bestimmt in den Art. 87a und 26 den Einsatz der Streitkräfte zu nichts anderem als der Verteidigung der Republik. Dazu besagt der "Ewigkeitsartikel" 79, daß das Grundgesetz "nur durch ein Gesetz geändert werden kann, das seinen Wortlaut ausdrücklich ändert oder ergänzt". Ein Richterspruch, auch des Bundesverfassungsgerichts, oder eine Abstimmung im Parlament sind aber keine Gesetze. Will man also deutsche Truppen weltweit einsetzen, so bedarf das als Rechtsgrundlage umfassender Änderungen des Grundgesetzes mit der erforderlichen parlamentarischen Zweidrittelmehrheit. Alles andere war und ist gesetzwidrig. Erstaunlich, daß niemand in der Truppe auch nur einen Finger hebt, obwohl das Soldatengesetz die Ausführung gesetzwidriger Befehle untersagt. Die jüngsten Angriffe auf Jugoslawien, Afghanistan und Irak zeigen, daß die "Siegermächte" sich nicht mehr an ihre eigene Rechtsprechung von 1945 halten, nach der deutsche Politiker und Militärs gehenkt wurden. Das lädt zu einer neuen, unverfälschten Sicht auf die Vorgeschichte und Geschichte des Zweiten Weltkrieges und die Kriegsverbrecherprozesse ein, die bislang unterdrückte Aspekte zutage fördern könnte.

Wie will Herr Struck wohl die "deutlich umfangreicheren Streitkräfte" für die einzig zulässige Landesverteidigung "zeitgerecht aufstellen" und bewaffnen, während er die Zahl der Aktiven und Reservisten abbaut und ihre hochwertigen Waffen massenhaft verschleudert und verschrottet? 

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: "Ein verzehrendes Feuer brannte in ihm" von Günther Deschner, JF 23/03

Rehabilitation

Der in der zweiten Auflage von Diwalds "Geschichte der Deutschen" nicht mehr enthaltene Satz lautete: "Man beutete eins der grauenhaftesten Geschehnisse der Moderne durch bewußte Irreführungen, Täuschungen, Übertreibungen für den Zweck der totalen Disqualifizierung eines Volkes aus" (Seite 164).

Prof. Diwald schrieb mir am 25. Dezember 1978 auf meine Bitte um die Darstellung seiner Sicht zu den nationalsozialistischen Verbrechen, nachdem ich sein Buch gelesen hatte, unter anderem folgendes: "Ich bin in den letzten Wochen persönlich so massiv angefeindet worden, wie ich es niemals für möglich gehalten habe; das hat Formen angenommen, die auch meine Familie bis zu den Existenzwurzeln belasten. Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß ich mich aus reiner Notwehr jeder weiteren detaillierten Äußerung dazu enthalte."

Durch den in der Zeitschrift Osteuropa 5/2002 (Herausgeber unter anderen Prof. Rita Süssmuth) erschienenen Artikel "Die Zahl der Opfer von Auschwitz" von Fritjof Meyer (Leitender Redakteur Spiegel) ist Helmut Diwald nach meiner Ansicht völlig rehabilitiert worden.

Karl-Heinz Kuhlmann, Bohmte

 

 

Zu: "Essenschlacht im Plenarbereich" von Frank Liebermann, JF 23/03

Lieber nicht

Als waschechter Schwabe würde ich die beschriebene Metzelsuppe nicht essen. Metzelsuppe gibt es nur, wenn frisch geschlachtet wurde. Es ist die Brühe, in der die Wurst gekocht wurde. In die Suppe kommen Rüssel, Ohren, Ohrbäckchen, Füße, der Schwänzle, Leberwurst, Blutwurst, Griebenwurst und zarte Fleisch-stücke, das sogenannte Kesselfleich. Dazu gibt es Sauerkraut. Das gemeinsame Essen der Metzelsuppe ist ein Ritual.

Ich gebe zu, daß es da und dort kleine Abweichungen gibt, aber von einer Metzelsuppe aus Kutteln, Leber, Nieren und Hirn habe ich noch nie gehört.

Heinz R. Beck, Stuttgart

 

Bären aufgebunden

Wie auch Sie vielleicht wissen, ist der Schwabe bekannt für seine oft recht direkt und manchmal auch grob gezeigte Empörung, wenn man ihm zu nahegetreten ist. Deshalb will ich jetzt auch gleich lospoltern: Ich weiß nicht, wer Ihnen den Bären aufgebunden hat, daß die Metzelsuppe ein heißgeliebtes Gericht der Schwaben ist. Es mag ja sein, daß es hier und da den einen oder anderen gibt, der diese "Speise" liebt, jedoch ist mir in meinem über 50jährigen Schwabenleben kein solcher bekannt geworden!

Ich selbst habe diese Suppe (die übrigens nur eine Brühe und kein Eintopf ist) ein einziges Mal als Kind in den fünfziger Jahren in den Ferien auf dem Land bei meinem (badischen) Großvater kennengelernt, wobei mich schon der unangenehm süßlich-fettige Geruch dieser Brühe abstieß. Es mag ja sein, daß die Metzelsuppe auch heute noch bei den immer seltener werdenden Hausschlachtungen hergestellt und auch verzehrt wird - jedoch, wie ich glaube, auch in anderen deutschen Regionen.

Sie ist mir jedoch noch nie in der Gastronomie begegnet - nicht einmal in einfachen Landgasthöfen auf der Schwäbischen Alb. Die junge Generation einschließlich meiner eigenen Kinder kennt diese Suppe schon gar nicht mehr. Es kann also keine Rede sein von einer allgemeinen Begeisterung für diese abscheuliche Brühe!

Sie wundern sich vielleicht über meine engagierte Reaktion auf einen derart kleinen und in der gesamten JF sicher nicht sehr bedeutenden Artikel, doch sollten Sie wissen, wenn Sie schon über Schwaben schreiben, daß diese oft sehr "ehrenkäsig" sein können - schlagen Sie dieses Wort nach im Schwäbischen Wörterbuch. Neben der Verhöhnung der Schwaben bezüglich mangelnder Beherrschung des Hochdeutschen müssen wir jetzt nicht auch noch als kulinarische Banausen dargestellt werden. Dies besonders deshalb, weil es im Schwabenland wirklich gute Sachen wie Spätzle und Maultaschen gibt, die ja inzwischen schon weit über unser Ländle hinaus Anerkennung und Nachahmung gefunden haben. Es gibt übrigens zahlreiche gute Kochbücher über die schwäbische Küche, die Sie über die wirklichen Vorlieben der Schwaben informieren!

Ansonsten: nichts für ungut, denn der Schwabe ist nicht nachtragend, wenn er "seinen Kropf einmal geleert hat" (schwäbisches Idiom).

Birgit Burkhardt, Stuttgart

 

 

Zu: "Jeder kriegt es zu spüren" von Christian Roth, JF 22/03:

Bleibende Werte

Der Verkauf kommunaler Einrichtungen und ihre Zurückmietung, weil das angeblich billiger sei als ihre Unterhaltung, ist ein Trugschluß der Kommunalpolitiker. Es kann langfristig gar nicht billiger sein, denn der Vermieter will ja zu den Unterhaltungskosten auch noch Gewinn machen, und die Kommune verliert Sachwerte und damit Kreditwürdigkeit. Jeder Häuslebauer schafft mit seinem Geld lieber einen bleibenden Wert, als Miete an einen Fremden zu zahlen. Allerdings darf er sich nicht übernehmen.

Kurt Heinrich, München

 

 

Zu: "Verklärung und Verfehmung" von Manfred Müller, JF 22/03

Zeitzeugen

Zu dem undatierten Hinweis auf die Gedenkfeier am Schlageter-Kreuz in der Golzheimer Heide in Düsseldorf darf ich folgendes ausführen: ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß die Aufnahme am 26. Mai 1933 gemacht wurde. Bereits Anfang Mai 1933 wurden Verwaltung wie auch Partei im Hinblick auf den 10jährigen Hinrichtungstag von Albert Leo Schlageter in Düsseldorf sehr aktiv. Hitler war Reichskanzler geworden und die Nationalsozialisten wußten solche Ereignisse zu ihrem Nutzen zu gestalten. Es war eine pompöse Gedenkfeier mit sämtlichen Parteigliederungen, außer der Reichswehr, denn Düsseldorf lag in der entmilitarisierten Zone.

Eine Gedenkfeier ließ die französische Besatzung nicht zu, daher wurde die Leiche nach der Hinrichtung nach Elberfeld überführt und die Trauerfeier fand in der Stadthalle statt. Über die Siegstrecke dürfte dann die Heimführung der Leiche Schönau unter Umgehung der Besatzung erfolgt sein. Am 7. März 1936 marschierte die Wehrmacht ins Rheinland ein, und ab 1936 war dann auch die Wehrmacht bei den jährlichen Gedenkfeiern vertreten.

Im Jahre 1933 war ich in der dritten Klasse der Volksschule, und ich erinnere mich noch gut dieser Ereignisse. In der Schule wurden wir ausführlich unterrichtet, auch las ich täglich die Zeitung und hörte den Rundfunk.

Hanns Joachim Frese, Wuppertal

 

 

Zu: "Das demographische Dilemma" von Jens Jessen, JF 22/03

Der rechte Weg

Endlich eine Andeutung, daß es nicht auf die Quantität, sondern auf die Qualität des Volkes ankommt (Anthropologe und Soziologe Karl Valentin Müller, Nürnberg 1961). Er warnte, daß die entscheidenden Schichten Facharbeiter und Angestellten schon damals nur 1,6 Kinder pro Ehepaar hatten; heute sind es wohl nur noch unter 1,0. Diese aufstrebenden Schichten müssen die Masse der qualifizierten Arbeitnehmer und Studenten stellen. Das Familienbild müssen sie sich als selbstbewußte Bürger gegen alle Medien selbst schaffen, wenn sie in einer deutschen Gesellschaft weiterleben wollen. Die Politik können sie nur durch eine Nutzung ihres aktiven und passiven Wahlrechtes auf den rechten Weg zwingen. Das müssen sie neben ihrer Karriere und kinderfreudigen Familie unbedingt noch schaffen. 

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: "Der Tod des deutschen Volkslieds" von Hans-Joachim von Leesen, JF 22/03

Tönende Konserve

In der gleichen Ausgabe unter "Kultur" informiert Werner Norden über die Bedeutung und den geschmacksprägenden Einfluß des amerikanischen Senders AFN mit seinen Unterhaltungsmusiksendungen. Nicht nur Theodor Adorno hat bei der Abschaffung des deutschen Volksliedes Erfolg gehabt; es wurde ja gleichzeitig pausenlos und allgegenwärtig über Radio und später über den Fernseher in jeder Stube für Ersatz gesorgt. Das förderte einerseits die passive Haltung. Der Sänger von ehemals wird zum Hörer, zum Verbraucher der tönenden Konserve. Bekanntlich ist das Medium selbst die Botschaft. Ob "Volksempfänger" oder Glotze - deren Lautsprecher stopfen uns den Mund. Der wesentliche Unterschied zwischen fremdsprachigem oder deutschem Singen liegt in der Wirkung auf den Sänger, wie auch auf den Sprechenden selbst: Fremdes geht nie so zu Herzen wie die Muttersprache! Ich halte diese Unterscheidung für das wichtigste Argument gegen die Fremdwörterei, den Anglizismus zum Beispiel.

Ein singender Single ist nicht nur sprachlich komisch. "Singen schafft Gemeinschaft", sagt von Leesen, aber man muß auch eine Gemeinschaft vorfinden, mit der man sich so identifiziert, daß man das Herz überquellen lassen kann, also singen kann. Wenn alles Deutsche nur noch peinlich ist, dann kann man erst recht nicht mehr auf deutsch singen. Der Zensor sitzt im eigenen Kopf! 

Frida Franke-Ratzsch, Obererdingen

 

 

Zu: "Deutschlands beliebtester Ami" von Frank Liebermann, JF 20/03

Nicht nachvollziehbar

Der Artikel ist ein Verriß der Arbeit von Michael Moore, dessen Zweck ausschließlich darin zu liegen scheint, Grabenkämpfe zwischen "rechts" und "links" zu fördern. Anderenfalls müßte der Autor Belege für seine Kritik bringen, was er nicht tut. Moore schreibt und filmt auf eine sehr plakative, pointierte Art, die nicht den Anspruch erhebt, wissenschaftliche Arbeit zu leisten, auch wenn die erwähnten Fakten nachprüfbar sind. Anders wäre es ihm nicht möglich, ein so breites Publikum anzusprechen - einer der Punkte, an denen die konservative Seite in Deutschland zur Zeit sehr krankt. Man sollte heutzutage dankbar sein für jeden US-amerikanischen Autor, dem es gelingt, Themen wie die zweifelhaften Umstände der Machtergreifung von US-Präsident Bush, innenpolitische Probleme, von denen durch Kriege abgelenkt wird, oder die amerikanische Gewaltkultur, durch die Gewalt unterschwellig als angemessene und notwendige Problemlösungsstrategie vermittelt wird, aufzugreifen und an eine breite Öffentlichkeit zu tragen. Man sollte nicht den Fehler machen, sehr treffende Analysen von Problemen wie die von Michael Moore in Bausch und Bogen zu verdammen, weil man mit den vorgeschlagenen Lösungen nicht ganz einverstanden ist oder sie von der "falschen" Seite kommen. Die Unterschiede zwischen "rechts" und "links" sind meistens wesentlich kleiner als die zwischen Vernunft und Unvernunft. Statt dessen wäre es sinnvoller, an berechtigten Kritikpunkten anzuknüpfen, aber zum Teil bessere Lösungsvorschläge zu machen.

Matthias Heidbrink, Berlin


 
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